Problemstellung
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass mit einem flächenhaften Ansatz von Parkraumbewirtschaftung zum Beispiel Parksuchverkehr reduziert und Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl insbesondere von Innenstadtpendlern genommen werden kann. Das Thema Parkraumbewirtschaftung steht im Spannungsfeld zwischen Verkehrsplanung und Innenstadt-Marketing-Aktivitäten. Gleichzeitig führte das so genannte "Kölner Urteil" zum Bewohnerparken zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit, die erst 2001 mit der 35. Änderungsverordnung zum Straßenverkehrsrecht behoben wurde. Ziel der Forschungsarbeit war es daher, die Veränderungen der kommunalen Bewirtschaftungsprinzipien und deren Instrumente nach Änderung des Rechtsrahmens (35. Änd VStVR 2001) aufzuzeigen und Handlungsempfehlungen für die kommunale Praxis abzuleiten.
Methodisches Vorgehen
Das methodische Vorgehen umfasst mehrere Arbeitsschritte:
- Städteumfrage zu Bewohnerparkregelungen sowie Instrumenten der Parkraumbewirtschaftung.
- Vertiefende telefonische Recherche zu Randbedingungen der Parkraumbewirtschaftung.
- Empirische Untersuchungen in acht Fallbeispielstädten zu Modifikationen von Bewirtschaftungskonzepten und zu aktuellen Konzepten differenzierender Instrumente der Parkraumbewirtschaftung.
- In fünf Städten wurde mit Hilfe der "kontinuierlichen Beobachtung" das Parkverhalten bezogen auf unterschiedliche Regelungen in mehreren Straßenabschnitten vergleichend analysiert und bewertet.
Ergebnisse
Die Verteilung der Parkdauern weist weitgehend unabhängig von den jeweils festgelegten Einzelregelungen vergleichbare Werte auf. Sowohl die Regelkonformität des Parkverhaltens als auch die Einnahmesituation durch Parkgebühren werden durch kurze Mindestparkdauern und kurze Bezahltakte positiv beeinflusst. Eine Erhöhung von Parkgebühren kann zu einer Verringerung der Akzeptanz führen. Die mit gebührenfreiem Parken an Parkscheinautomaten verbundenen Ziele, wie Förderung regelkonformen Parkverhaltens, werden nach den vorliegenden Erkenntnissen nicht erreicht. Auch der Einfluss eines Parkzeitbonus auf das Parkverhalten ist gering. Eine Umwandlung der Bewirtschaftungsform mit Bewohnerparken vom Trennungsprinzip in das Mischungsprinzip bewirkt in der Regel eine höhere Auslastung aufgrund zusätzlicher Parkraumnachfragen durch Nicht-Bewohner.
Folgerungen
Die im Rahmen des Forschungsprojektes gewonnenen Erkenntnisse stellen eine wesentliche inhaltliche Ergänzung zu den "Empfehlungen für die Anlagen des ruhenden Verkehrs" (EAR 05) dar. Der Bericht gibt darüber hinaus Empfehlungen zu aktuellen Instrumenten der Parkraumbewirtschaftung, wie Regelungen zur Höchstparkdauer, zeitliche Staffelung von Parkgebühren, Mindestparkgebühren und Parkzeitbonus, gebührenfreies Parken an Parkscheinautomaten sowie den Einsatz technischer Neuerungen und alternative Verfahren zur Bezahlung von Parkgebühren und zum Bewohnerparken.