Nahrungsmittel müssen dort produziert werden, wo sie gebraucht werden. "In vielen Entwicklungsländern ist das landwirtschaftliche Potenzial enorm und wird nicht ausreichend genutzt. Hier setzt die Bundesregierung an: Wir konzentrieren unsere Kräfte in der Entwicklungszusammenarbeit auf den Ausbau und die Unterstützung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern. Mehr als 700 Millionen Euro gibt die Bundesregierung aus für Ernährungssicherung und die ländliche Entwicklung in Entwicklungsländern. Ziel der Anstrengungen sind Ertragssteigerungen und mehr Wertschöpfung auf dem Land, zum Beispiel durch Bildung und Ausbildung vor Ort." Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz engagiert sich vor allem im Rahmen des bilateralen Treuhandfonds der FAO. Die regionalen Schwerpunkte liegen in Afrika und Afghanistan. In Projekten in Tansania, Uganda und Sierra Leone werden Menschen zum Beispiel geschult, wie lokale Politik zur Ernährungssicherung transparent gestaltet werden kann. Sie lernen, wie nichtstaatliche Akteure von der lokalen Verwaltung Rechenschaft einfordern können oder wie jeder Einzelne mit Hilfe von Beschwerde- und Rechtsbehelfsverfahren seine Ansprüche einfordern kann.
Aigner betonte bei dem Treffen mit Annan auch die große Bedeutung von Investitionen in die afrikanische Agrarwirtschaft: "Investitionen sind einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren für eine stabile Ernährungslage in Entwicklungsländern." Durch den Anstieg der Weltbevölkerung müssen bis zum Jahr 2050 rund neun Milliarden Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden. Gleichzeitig bleiben die natürlichen Ressourcen zur Erzeugung von Lebensmitteln begrenzt. "Mit Hilfe von verantwortlichen Investitionen in die Landwirtschaft können wir diese Schere wieder schließen", sagte Aigner. Allerdings sind die erforderlichen Mittel erheblich: Die UN-Welternährungsorganisation FAO geht pro Jahr von notwendigen Investitionen in Höhe von 83 Milliarden US-Dollar aus. Hinzu kommen begleitende Investitionen in Infrastruktur, Lagereinrichtungen, Marktentwicklung oder Ausbildung sowie Forschung und Entwicklung. Investitionen, öffentliche wie private, wurden in der Vergangenheit vernachlässigt wie kaum ein anderer Wirtschaftsbereich. "Beim Treffen des Welternährungsausschusses der FAO in Rom haben die Mitgliedstaaten mit der Verhandlung von Leitlinien für verantwortliche Investitionen begonnen. Diesen Prozess werde ich beim Internationalen Agrarministertreffen im Januar in Berlin fortsetzen und mit Kollegen aus der ganzen Welt wichtige Impulse für mehr und verantwortliche Investitionen schaffen", sagte Aigner.
Kofi Annan, der sich dieser Tage zu Gesprächen in Berlin aufhält, war vom 1. Januar 1997 bis 31. Dezember 2006 für zwei Amtszeiten Generalsekretär der Vereinten Nationen. Für sein großes Engagement erhielt er 2001 gemeinsam mit den Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis. Seit Beendigung seiner Arbeit für die UN setzt sich Kofi Annan für eine bessere Politik zugunsten der Bedürfnisse der Ärmsten und am stärksten gefährdeten Gruppen, insbesondere in Afrika, ein. Annan ist zudem Vorsitzender des Africa Progress Panel (APP) und der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA).