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Atomenergie/International

Studie zeigt: Atomenergie ist international auf dem Rückzug / Gabriel: Die Renaissance der Kernenergie findet nicht statt

(lifePR) (Berlin-Mitte, )
Der Anteil der Atomenergie am Energieverbrauch ist weltweit nahezu unbedeutend und nimmt seit mehreren Jahren weiter ab. Die vielfach proklamierten Atom-Ausbauprogramme scheitern an den wirtschaftlichen und technischen Realitäten. Das belegt der heute vom Bundesumweltministerium veröffentlichte "Welt-Statusbericht Atomindustrie 2009". Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: "Die von den Propagandisten der Atomenergie immer wieder behauptete Renaissance der Atomenergie findet nicht statt, es gibt allenfalls eine Renaissance der Ankündigungen. Die Untersuchung zeigt: weltweit gehen mehr alte Atomkraftwerke vom Netz als neue in Betrieb genommen werden. Verfügbare Ressourcen, Ingenieurleistungen und Kapital reichen nicht einmal aus, den Abwärtstrend aufzuhalten, geschweige denn, die Zahl der Reaktoren zu vergrößern. Alles spricht dafür, aus dieser Technologie auszusteigen und gleichzeitig die erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz auszubauen, denn das hat Zukunft."

In der Studie tragen die Autoren unter der Projektleitung von Mycle Schneider, Paris, die wesentlichen quantitativen und qualitativen Fakten hinsichtlich der heute weltweit betriebenen, in Bau und in Planung befindlichen Atomkraftwerke zusammen und beurteilen die Wirtschaftlichkeit früherer und heutiger Atomkraftwerke.

Bei Redaktionsschluss am 1. August 2009 gab es weltweit 435 betriebene Reaktoren, das sind neun weniger als 2002. Atomkraft macht lediglich ungefähr 5,5 Prozent der weltweit verbrauchten kommerziellen Primärenergie und nur etwa 2 Prozent der weltweit genutzten Endenergie aus - der Trend weist seit mehreren Jahren kontinuierlich nach unten.

Die Internationale Atomenergie-Organisation listet 52 Reaktoren als "in Bau" befindlich auf. Dreizehn dieser Baustellen werden dort bereits seit über 20 Jahren geführt. Mindestens die Hälfte (26) aller Projekte verzeichnet zumeist erhebliche Verzögerungen. Zum Vergleich: auf der Höhe der Expansionsphase der Atomindustrie im Jahr 1979 waren 233 Reaktoren gleichzeitig im Bau. Auf dem Territorium der 27 heutigen EU-Mitgliedsstaaten wurden im Jahre 1989 noch 177 Atomreaktoren betrieben, im August 2009 waren es noch 144 Reaktoren.

Die Autoren der Studie stellen außerdem fest, dass die Anzahl der Atomkraftwerke in den nächsten Jahrzehnten weltweit abnehmen wird. Die Gesamtleistung der Atomkraftwerke wird zwischen 2015 und 2025 gegenüber der heutigen Leistung voraussichtlich sinken.

Auch potentielle Newcomer im Kreis der Atomenergiestaaten werden den Abwärtstrend der Atomenergie nicht umkehren können. Diese Staaten werden in absehbarer Zeit voraussichtlich nicht die erforderlichen technischen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ein ziviles Atomprogramm schaffen können. In den meisten dieser Staaten fehlt außerdem ein Stromnetz, das die Produktion eines größeren Reaktors überhaupt aufnehmen und verteilen könnte.

Darüber hinaus befürchten die Autoren in praktisch allen Staaten einen erheblichen Mangel an qualifiziertem Fachpersonal. Selbst in Frankreich, dem Land mit der wohl größten atomtechnischen Kompetenzbasis, besteht ein besorgniserregendes Defizit. Dort stehen gegenwärtig ganze 300 Absolventen atomtechnischer Studiengänge einem Bedarf von 1200-1500 gegenüber.

Neben dem Personal reichen auch die Industriekapazitäten nicht aus. Nur ein einziges Unternehmen auf der Welt, Japan Steel Works, kann zum Beispiel die Stahlgussteile für Reaktordruckbehälter des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) herstellen.

Die aktuellen und geplanten Bauvorhaben der Atomindustrie werden immer teurer. Der sogenannte EPR (European Pressurized Water Reactor) zum Beispiel, der als Flagschiff des weltgrößten Reaktorherstellers AREVA NP derzeit in Olkiluoto in Finnland gebaut wird, liegt derzeit mindestens 55 Prozent über dem Kostenplan.

Die Studie "Welt-Statusbericht Atomindustrie 2009 unter besonderer Berücksichtigung wirtschaftlicher Fragen" kann vom Internet unter www.bmu.de abgeladen werden. Sie ist in Deutsch und Englisch verfügbar.
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