Der BPI und die Professoren Cassel und Ulrich haben in den vergangenen Jahren immer wieder nachgewiesen, dass die vom AVR benannten Einsparpotentiale fiktiv und methodisch falsch berechnet sind. Ein extremes Beispiel war 2013, als der AVR angebliche nationale und internationale Einsparpotentiale addierte. Dabei wurde zuerst berechnet, was eingespart werden könnte, wenn man ein Arzneimittel durch günstigere Alternativen im deutschen Markt ersetzt, um dann noch einmal zu berechnen, was eingespart werden könnte, wenn man es durch das günstigere französische Arzneimittel ersetzt. Man kann aber eine Packung nur einmal ersetzen, nicht zweimal - der AVR hat diese Ergebnisse aber addiert und so kam man bei sieben Arzneimitteln auf eine Einsparmöglichkeit von 1 Milliarde Euro, obwohl die GKV nur 900 Millionen ausgegeben hatte. Dass diese Doppelzählung unwissenschaftlich ist, hatte der AVR 2012 wohl erkannt, denn hier wurde dieser Fehler nicht gemacht. 2013 ebenso wie 2010 und 2011 aber wohl. Der Schluss liegt nahe, dass man sich erneut dieses Rechentricks bediente, um die Summe der möglichen Einsparungen in die Höhe zu treiben.
Auch wurden bei internationalen Preisvergleichen immer wieder Handelsstufen, Rabatte, Wechselkurse oder Mehrwertsteuer komplett ignoriert, so dass die Einsparpotentiale bei bestimmten Präparaten größer erschienen als sie tatsächlich sind. So wurde zum Beispiel im AVR 2010 der Apothekenverkaufspreis eines Antidiabetikums in Deutschland und Schweden verglichen und den Herstellern in Deutschland die Schuld am höheren Preis zugewiesen. Hier konnte der BPI jedoch sehr schnell nachweisen, dass der Preis nach Abzug der Mehrwertsteuer, der Großhandelsmarge , der Rabatte und bei Beachtung der Wechselkursschwankungen sogar noch unter dem schwedischen Preis lag. Trotzdem verweisen die Autoren auch in diesem Jahr erneut auf diese falschen Vergleiche.
Erstaunlich ist, dass die Autoren des AVR offenbar partiell dazulernen und ihre Methodik plötzlich ändern. Einige Mängel sind aber auch nur vorübergehend behoben worden und dann wieder vorhanden. "Insgesamt ist zu beobachten, dass mit abnehmender Zahl der methodischen Mängel im AVR auch die ausgewiesenen Einsparpotentiale sinken", so Gerbsch. Zugleich bleiben wichtige Rechenalgorithmen intransparent und die Autoren verweigern sich einer fachlichen Auseinandersetzung über die Berechnungsmethoden. Wir werden den AVR dieses Jahres wieder genau ansehen um festzustellen, ob er endlich zu solidem Arbeiten übergegangen ist oder weiterhin als politisch instrumentalisierte Statistik daherkommt und erneut nachfragen. Alles in allem war und ist der AVR mit seinen fragwürdigen Sparpotentialen sicherlich kein geeigneter Kompass für gute Gesetze. Um das zu erkennen, muss neben Zeit nur den AVR und einen Taschenrechner zur Hand nehmen."
Die Berechnungen zu den methodischen Mängeln und eine Aufsatz der Professoren Cassel und Ulrich finden Sie hier: www.bpi.de/....