Nicht nur, wo es um Sonderfarben geht, sondern in allen Bereichen der Druckproduktqualität sprechen Kunden und Dienstleister nicht dieselbe Sprache. Generell werden entsprechende Parameter und Kriterien und erst recht ihre Einbettung in konkrete Aufträge oder Leistungsprofile nicht standardisiert dargestellt und ausgetauscht. Unnötige Missverständnisse und Reklamationen können die Folge sein. Deshalb hatte der bvdm angeregt, die kürzlich von der International Cooperation for the Integration of Processes in Prepress, Press, and Postpress Organization (CIP4.org) publizierte Spezifikation JDF 2.0 (Exchange Job Definition Format, XJDF) um Kenngrößen für die Vorstufen-, Druck- und Weiterverarbeitungsqualität zu erweitern. Die Vorgänger-Spezifikation JDF 1.x unterstützt in Jobtickets, Voreinstellungen und Statusmeldungen (Job Messaging Format, JMF) den Austausch lediglich quantitativer und metrischer Werte, ohne dass qualitative Sollwerte, Toleranzen und deren Ausführung abgebildet werden. Das soll sich nun ändern.
In Berlin beschlossen die Experten, bis Frühjahr 2019 das Gerüst der „QC ICS“ (Quality Control Interoperability Conformance Specification) zu erstellen. Diese XJDF-Erweiterung wird zunächst Kriterien und Parameter für die Bereiche Farbmessung, Densitometrie und unbesehener Farbdatenaustausch (CxF/X), Druckbildinspektion und PDF-Lektorat, Barcode-Lesbarkeit, Passer und Register, Messbarkeit und Schätzung, Statistik und gewichtete Bewertung sowie Positionierung von Messelementen im Layout erarbeiten. In einer zweiten Phase sollen Abweichungen und mechanische Defekte in der Druckweiterverarbeitung, Verifizierung variabler Daten, detaillierte Bildvergleiche, Bahnführung und Rapport sowie Glanzmessung und Materialeigenschaften (insbesondere Papier) berücksichtigt werden. Dabei wird der Umfang der zu definierenden Elemente weitaus größer sein als im ISO-Projekt 20616 „Print Requirements/Quality eXchange“ (PRX/PQX), das im Gegensatz zur XJDF-Umgebung als Insellösung konzipiert ist und damit schon bei seiner ausstehenden Verabschiedung nicht mehr zeitgemäß sein wird.
Parallel dazu arbeitet seit Januar 2018 eine andere CIP4-Arbeitsgruppe, die „Print Procurement Working Group“, an der Standardisierung der Kundenschnittstelle im Onlinedruck. „Beide Arbeitsgruppen zusammen verkörpern einen Meilenstein bei der digitalen Transformation der Druckindustrie“, bewertet Dr. Rainer Prosi, Technischer Direktor der CIP4 und Senior Workflow Architect für Heidelberg Prinect in Kiel, das Engagement aller Beteiligten. Die Arbeitsergebnisse stehen später zur freien Verfügung, um in Software-, Maschinen- und Messtechnik-Lösungen bzw. in Websites zur Druckauftragsakquise implementiert werden zu können.
Über CIP4
Die International Cooperation for the Integration of Processes in Prepress, Press, and Postpress, kurz „CIP4“, ist ein gemeinnütziger globaler Zusammenschluss von Herstellern, Beratern und Anwendern aus der Druckindustrie, mit dem Ziel, auf Basis allgemein anerkannter Standards, die Prozessautomatisierung voranzubringen. Derzeit sind über 1600 Experten in mehr als 20 Arbeitsgruppen involviert.