Äußerungen von EZB-Präsident Trichet und weiteren Zentralbankratsmitgliedern deuteten klar auf einen bevorstehenden Zinsschritt hin. Der Zinsschritt falle, so die VÖB-Chefvolkswirte, in ein Umfeld steigender Inflationserwartungen im Euro-Raum aufgrund anhaltend anziehender Rohstoffpreise. Vor diesem Hintergrund sei der Zinsschritt eher als Signal der Zentralbank zu verstehen, dass sie möglichen Zweitrundeneffekten mit geldpolitischen Mitteln entgegentreten werde. Damit sei der erwartete EZB-Zinsschritt nicht zwangsläufig der Beginn eines neuen Zinserhöhungszyklus, sondern vor allem als Versicherung gegen Inflationsrisiken zu verstehen.
Den VÖB-Chefvolkswirten zufolge spricht für eine solche Leitzinserhöhung insbesondere die Überlegung, dass ein einmal in Gang gekommener Inflationsprozess nur schwierig und unter hohen Kosten zu bekämpfen ist. Damit sei die Eindämmung von Inflationserwartungen in einem frühen Stadium die bessere Alternative. Dagegen müsse allerdings berücksichtigt werden, dass mit einer absehbaren Konjunkturverlangsamung im Euro-Währungsgebiet in der zweiten Jahreshälfte 2008 sich die Gefahren von Zweitrundeneffekten wieder etwas verringerten. Die VÖB-Chefvolkswirte erwarten daher, dass die EZB es in 2008 bei diesem einen Zinsschritt belassen wird. Anderenfalls laufe sie Gefahr, die Konjunktur im Euroraum zu stark zu schwächen.