Verzögerungen für Bauprojekte können die Folge sein
"Aus dem Kreis unserer vielen Mitgliedsbetriebe erhalten wir vermehrt Informationen, dass insbesondere die Verfügbarkeit von Stahl zurzeit sehr eingeschränkt ist", berichtet Michael Gilka besorgt. Auch im Bereich PE-Materialen und Holz zeichnen sich ähnliche Entwicklungen ab. "Die Lieferzeiten betragen oftmals mehrere Monate. Zudem steigen die Preise stark an", hat die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e. V. feststellen müssen. Lieferengpässe gebe es auch beispielsweise bei dem Materialen wie Styrodur. Hier seien oft nur noch aus dem Ausland Lieferungen zu bekommen und die auch nur in einem äußerst eingeschränkten Umfang. "Das treibt dann natürlich auch den Preis gewaltig in die Höhe", klagt Gilka.
Die Folge: "Für laufende Projekte befürchten wir, dass sich Ausführungen eventuell ins nächste Jahr verlagern könnten", sorgt sich der Verbandsvertreter. Solche drohenden Verzögerungen müssten Auftraggeber bei ihren Haushalts- und Budgetplanungen berücksichtigen, so Gilka. Auftragnehmer seien gefordert, die aktuellen Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten im Rahmen der Angebotsbearbeitung, insbesondere bei längerlaufenden Projekten, verstärkt zu beobachten. Die BVMB empfiehlt den Bauunternehmen, mit Nachunternehmern und Lieferanten möglichst frühzeitig Risiken anzusprechen und gemeinsam Lösun-gen zu suchen. Auch sollte die Problematik vor Angebotsabgabe offen mit dem Auftraggeber erörtert werden. "Nur eine frühzeitige offene Kommunikation kann hier helfen, drohende Auseinandersetzungen und Verzögerungen bei der Ausführung zu vermeiden", empfiehlt Gilka.
Appell an die Auftraggeber: Risiken fair verteilen
An die Auftraggeber appelliert die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e. V., sich offener für Stoffpreisgleitklauseln in Bauverträgen zu zeigen. "Gerade wenn Bauzeiten über zehn Monate hinausgehen, können insbesondere die Risiken von volatilen Preisen zwischen den Vertragsparteien fair verteilt werden", so Gilka. Es sei langfristig klüger, Risiken z. B. über Stoffpreisgleitklauseln aufzuteilen, als Auftragnehmer in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu brin-gen und dadurch Projekte oder einen breiten Wettbewerb zu gefährden. Viele Auftraggeber seien zurückhaltend, derartige Gleitklauseln in Ausschreibungen und Verträge mit aufzunehmen, weil sie den erhöhten Aufwand bei der Anwendung der Klausel und der Abrechnung der Leistungen vermeiden wollen. "Beide Vertragsparteien sollten dazu allerdings wissen, dass eine Stoffpreisgleitklausel keine Einbahnstraße ist: Sie verhilft nicht nur der Baufirma zu mehr Geld, wenn die Materialpreise steigen, sondern entlastet auch den Auftraggeber, wenn die tatsächlichen Materialpreise hinter dem vereinbarten Vertragsniveau zurückbleiben.