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Eine echte Entdeckung

Restaurierung der Kirche St. Agatha in Bongard bringt neoklassizistische Malereien zum Vorschein

(lifePR) (Ober-Ramstadt, )
Die katholische Filialkirche wurde in den Jahren 1914/15 von dem Architekten Julius Wirtz aus Trier erbaut und ist der frühchristlichen Märtyrerin Agatha geweiht. Den steinsichtigen Kirchenbau mit dem markanten pagodenartigen Turmaufbau kann man in seinem äußeren Bild keinem historischen Stil zuordnen, der Innenraum jedoch trägt neoklassizistische Züge. Die ornamentale Original-Ausmalung des Kirchenraums von 1921, die von dem Düsseldorfer Kirchenmaler Julius Held stammt, wurde in den 50er-Jahren neu gefasst und 1972 infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils komplett weiß überstrichen.

Freilegung

Mit Zustimmung und finanzieller Unterstützung des Bistums wurde vor zwei Jahren eine notwendige Innenrenovierung veranlasst. Damals wusste man noch nicht, was sich unter dem schlichten weißen Anstrich verbarg. Unter einer dicken Schicht weißer Dispersionsfarbe kamen neoklassizistische Malereien zum Vorschein: „Eigentlich gab es jeden Tag eine neue Überraschung“, berichtet der ausführende Malermeister Erwin Müsseler von den Renovierungsarbeiten. Bei der Abnahme der kunststoffgebundenen Farbe entdeckte man die darunterliegende neoklassizistische Malerei und zog das Amt für kirchliche Denkmalpflege des Bistums Trier in Person von Dr. H. B. Busse hinzu. Der beurteilte bei einem Ortstermin die Qualität der Ausmalung als äußerst wertvoll und empfahl der Kirchengemeinde die vollständige Freilegung und Restauration.

Wiederherstellung

„Die Malereien sind ein wunderbarer Schatz, den es zu erhalten und wiederherzustellen gilt“, befand auch Pastor Klaus Kohnz und beauftragte für diese anspruchsvolle Aufgabe Wolfgang König und Frank Neumann, zwei Experten in Sachen Restaurierung und Kirchenmalerei.
Die ursprüngliche Ausmalung wurde in teilweise gutem, teilweise beschädigtem oder sogar zerstörtem Zustand freigelegt. Die größten Schäden zeigten sich im Chorraum, wo die Originalmalerei bei der Überfassung stark betrieben worden war, am Triumphbogen, wo sie von baudynamisch bedingten Verputz- und Mauerwerksrissen durchzogen war, und in den Bereichen, in denen der Verputz wegen Feuchteschäden erneuert worden war. Je nach Erhaltungszustand mussten die Malereien retuschiert oder nachgemalt oder, wie die Gemälde in der Apsiskalotte und in den Rosetten, neu gemalt werden. Die religiösen Motive der nicht rekonstruierbaren Malereien ersannen die Restauratoren gemeinsam mit Pastor Kohnz und der Kirchengemeinde. „In so einem Fall wird erwartet, dass der Maler als Künstler kreativ wird und eigene Entwürfe entwickelt“, so Frank Neumann. „Thematisch natürlich in enger Abstimmung mit dem Pastor und der Gemeinde.“

Ausführung

Für die Innenrenovierung der Wandflächen forderte die Denkmalpflege eine Ausführung mit Kalkfarbe. Die Verantwortlichen entschieden sich für Histolith Innenkalk von Caparol, einen tuchmatten, hoch wasserdampfdurchlässigen und spannungsarmen Kalkanstrich. „Ich hatte zuvor überwiegend mit Sumpfkalk gearbeitet“, erklärt Wolfgang König, „aber ich muss sagen, Histolith hat mich überzeugt. Wenn man das Material richtig einstellt, ist es wunderbar zu verarbeiten.“

Die Farbigkeit richtet sich nach den Befunden der restauratorischen Untersuchungen; Gewölbekappen und Apsis sind oxidrot, die Gurtbögen und Sockelbereiche komplementär umbragrün, die Decken- und Wandflächen in einem gebrochenen Weiß gestaltet. Diese Farben ließ man nach Farbkarte werkseitig abtönen und glich sie vor Ort durch in Wasser angeteigte Pigmente an den Befund an.

Weil laut Denkmalschutz die Retusche-Arbeiten an den originalen Malereien erkennbar, reversibel und farbtonstabil gestaltet werden mussten, wählten König und Neumann dafür wasserlösliche Gouachefarben, während sie Ornamente, Mäanderbänder und die neuen Motive mit Kalkkaseinfarbe ausführten.

Heute wirkt die renovierte Kirche wieder wie ein Gesamtkunstwerk aus einem Guss: Die Farben, Motive und Ornamente gliedern und schmücken den schlichten Kirchenraum. Sie geben dem Gotteshaus eine eigene Identität und der Kirchengemeinde eine kulturelle wie spirituelle Heimat.

Susanne Mandl, Caparol
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