Alt-Sachsenhausen wird seit dem Jahre 2001 nach den Vorgaben eines umfassenden Farbleitplans neu gestaltet. "Etwa 40 von rund 100 im Leitplan erfassten Fassaden wurden bisher renoviert", sagt Sabine Guttmann, die als Projektleiterin für die Neubelebung des traditionellen Frankfurter Stadtteils zuständig ist.
Bergius-Schule nachträglich eingeplant
Die Projektleiterin erläutert: "Die Hauseigentümer haben die Empfehlungen des Farbleitplans bis ins Detail umgesetzt, was im Einzelfalle einige Überzeugungsarbeit unsererseits erforderte. Das größte Projekt war dabei die Renovierung der Bergius-Schule, die im ursprünglichen Farbleitplan nicht enthalten war. Angesichts der nun überall zu sehenden schönen Ergebnisse unserer Gestaltungsarbeit fiel es den Verantwortlichen leicht, sich in das übergreifende Konzept einzuordnen und damit ebenfalls die Einheitlichkeit des historischen Erlebnisviertels zu betonen.
Grundsätzlich haben wir keine Kritik an der jeweils für das einzelne Haus individuell empfohlenen Farbgebung gehört, lediglich bei den architektonischen Details gab es hin wieder kleine Diskussionen, die aber immer zur allgemeinen Zufriedenheit - also auch zu unserer - führten."
Dringlicher Sanierungsbedarf
Eine stark monostrukturierte und stark fluktuierende Gastronomie sowie unterlassene Sanierung seitens der Hauseigentümer hatten zu ungünstigen Entwicklungen in Alt-Sachsenhausen geführt. Die wenigen renovierten Häuser kamen kaum noch gegen graubraune Fassaden an. Die Stadt Frankfurt hatte deshalb einen Rahmenplan entwickelt, um den Stadtteil für Bewohner und Besucher wieder attraktiv zu machen. In enger Zusammenarbeit mit dem Caparol-FarbDesign-Studio entstand ein umfassender sowie Grund legender Farbleitplan. Er wurde nach Ortsbegehungen und der Entwicklung eines gestalterischen Gerüsts gemeinsam mit Studierenden und Professoren der Fachhochschule Hildesheim, Studiengang historisches Kulturgut und Farbdesign, ausgearbeitet.
Kriterien der Farbauswahl waren die regional typischen Baumaterialien und Farbtöne, die in der bestehenden Architektur zu finden sind. Schiefer und roter Sandstein mit ihrer natürlichen Farbigkeit sind wesentliche architektonische Bestandteile. Um diese charakteristischen Materialien wurde ein Farbenkanon gebildet, der den natürlichen Werkstoffen gerecht wird und durchgängig eingesetzt werden kann. Basis für die Auswahl der Töne bildete das Caparol 3D-System für Baufarben.
Kontraste schaffen
Das Gesamtkonzept der Farbgestaltung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Beschränkung auf 18 Fassadentöne festgelegt wurde. Zusätzlich wurde ein Spektrum von universell einsetzbaren Akzenttönen definiert, die zur Fassung von Holztüren, Klappläden und anderen kleinteiligen Bauelementen vorgesehen sind. Diese Farbtöne sind größtenteils historisch belegbar.
Alle 18 Fassadenfarbtöne sind kontrastreich eingesetzt, wobei die Gesamtheit einer Straßenzeile ausgewogen sein sollte. Die Eckpunkte sind in einer optisch starken Gewichtung als Grenzpfeiler mit gesättigter Farbe ausgewiesen. Von diesen Betonungen aus hellen sich die Töne zur Mitte eines Straßenzuges deutlich auf.
Mehrheitlich sind große Gebäude mit einem ausgeprägten Fassadenflächen-Anteil hell und leicht gestaltet. Das Verhältnis von Fassaden- zu Fensterflächen-Anteil verändert sich deutlich von außen zum Ortskern hin. Auch die Nutzung der Architektur variiert in diesem Maßstab. Zum kleinteiligen Zentrum hin ist eine deutliche Zunahme des Gastronomie-Anteils zu erkennen. Diese Kriterien begründeten auch eine zunehmende Farbdichte zum Kern des Stadtteils hin.