Klein und fein: der Kinosaal des Cinema Sil Plaz im graubündnerischen Ilanz wurde von der siebenköpfigen Jury mit dem ersten Preis des "Architekturpreis Farbe - Struktur - Oberfläche" bedacht. In einem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert untergebracht, ist der kleine Saal akustisch so optimiert, dass die darüberliegenden Wohnräume durch die Vorführungen nicht beeinträchtigt werden. Dafür sorgen nicht etwa High-Tech-Materialien, sondern ein alter und doch wieder neuer Werkstoff: Stampflehm. Die massiven Wände mit ihren typischen Schichtungen verleihen dem Raum zudem einen ganz eigenständigen, visuell und haptisch sehr intensiven Charakter. Die Farbigkeit leitet sich aus den natürlichen Zutaten der Region ab. Für die Planung zeichenen Capaul & Blumenthal Architects aus Ilanz verantwortlich.
Preise und lobende Erwähnungen
Die Preise zwei bis vier wurden gleichrangig vergeben: für das Besuchergebäude der KZ-Gedenkstätte in Dachau (Florian Nagler Architekten, München), für das Showroom-Gebäude Labels2 in Berlin (HHF Architekten, Basel) und für den Umbau der Kirche St. Jodokus in Bielefeld (Reuter Schoger Architekten, Berlin).
Dazu kommen drei lobende Erwähnungen, für den Umbau des Postbetriebsgebäudes in Luzern (Enzmann Fischer AG, Zürich), für die Zürcher Wohnüberbauung Klee (Knapkiewicz & Fickert AG, Zürich) und das Besucherzentrum Herkules in Kassel (Staab Architekten, Berlin).
Parallel prämierte der Wettbewerb erstmals auch Studentenentwürfe - aus 33 Einreichungen wählte die Jury drei Preise und drei lobende Erwähnungen. Damit will Auslober Caparol die Planer von morgen für die konzeptionelle Bedeutung der Oberflächen sensibilisieren. Wie überhaupt der gesamte Architekturpreis als Plädoyer für ein vielschichtiges, sinnlich erfahrbares Bauen zu verstehen ist, das durch die Oberflächengestaltung mittels Farben und Strukturen um eine weitere Dimension bereichert wird.
Beitrag zum Reichtum der Baukultur
"Die Teilnahme am Architekturpreis hängt nicht davon ab, ob Produkte unserer Unternehmensgruppe verwendet wurden", erklärt Firmenchef Dr. Ralf Murjahn. "So können wir das ganze kreative Spektrum aufgreifen und völlig unterschiedliche Oberflächenideen zeigen. Als einer der führenden Produzenten von Bautenfarben und Fassadensystemen bekennen wir uns mit dem Preis zu unserer Verantwortung für die Baukultur und wollen den Reichtum des Bauens fördern." Als positiver Nebeneffekt sieht Dr. Murjahn auch, dass "wir durch den Dialog mit Architekten, Planern und Gestaltern stetig unseren Blickwinkel verändern können, um so neue Produkte, neue Verfahren oder Designs zu initiieren."
Erfolgreiches Verfahren
Der Caparol-Architekturpreis startete erstmals im Jahre 2004, wird zusammen mit den Architekturfachzeitschriften AIT sowie xia ausgelobt und hat sich inzwischen zu einem sehr prominenten Wettbewerb entwickelt. Dafür sorgt unter anderem das zweistufige Verfahren selbst, das für hohe Qualität und Vielfalt sorgt sowie weniger bekannte, aber innovative Projekte ins Spiel bringt. In der ersten Phase wählen unabhängige Nominierungsjuroren jeweils zehn persönlichen Favoriten aus, die während der letzten beiden Jahre in Deutschland, Österreich oder der Schweiz realisiert wurden. Im zweiten Schritt dann legt die eigentliche Jury dann die Preisträger fest.
Die Jury
In diesem Jahr standen 80 Nominierungen zur Wahl, die End-Jurierung übernahmen unter Vorsitz von Hans Günter Merz (HG Merz Architekten Museumsgestalter, Berlin) der letztmalige Gewinner Daniele Marques (Marques AG, Luzern), Johannes Ernst (Steidle Architekten, München), Christian Hellmund (gmp Architekten, Berlin), Susanne Brandherm (b-k-i brandherm + krumrey interior architecture, Köln), Dr. Dietmar Danner (AIT, Leinfelden-Echterdingen) sowie Dr. Ralf Murjahn (Caparol). Bis auf Dr. Ralf Murjahn, der von Maic Auschrat (Caparol) vertreten wurde, beurteilte dieselbe Jury auch die Studentenarbeiten.
Ausstellung online
Im Gegensatz zu den früheren Wettbewerben werden die Ergebnisse und Nominierungen nicht in einer Ausstellung zu sehen sein. Stattdessen präsentieren sich sämtliche Arbeiten in einer Online-Ausstellung auf der Caparol-Website, zusammen mit den Ergebnissen der ersten vier Auslobungen. Freigeschaltet wird die Schau nach der feierlichen Preisverleihung am 26. September, die traditionell auf der Mathildenhöhe in Darmstadt stattfindet.
Bildtext Gruppenfoto
Der Caparol-Architekturpreis "Farbe - Struktur - Oberfläche" wurde am 26. September auf der Darmstädter Mathildenhöhe verliehen. Im Bild hinten (von links): Johannes Ernst (Steidle Architekten, München), Daniele Marques (Marques AG, Luzern), Maic Auschrat (Caparol) Susanne Brandherm (b-k-i Brandherm + Kumrey, Köln), Konstantin Jaspert (JSWD Architekten, Köln), Per Pedersen (Staab Architekten, Berlin), Dr. Ralf Murjahn (Caparol), Magnus Zwyssik (HHF Architects, Basel), Fabian Rügemer (Universität Kassel), Wolfgang Lorch (TU Darmstadt), Michael Ragalla (Universität Stuttgart), HG Merz (hg merz architekten museumsgestalter, Stuttgart). Vorne (von links): Ameng Zhang (Universität Karlsruhe), Katarina Schoger (Reuter Schoger Architekten, Berlin), Marcin Wasag (Universität Karlsruhe), Ramun Capaul und Gordian Blumenthal (Capaul & Blumenthal Architects, Ilanz), Karolina Kilian (stellvertretend für Tobias Schneberger von der TU Darmstadt), Martin Blank (Universität Stuttgart).
Foto: Caparol Farben Lacke Bautenschutz