Behinderte Menschen stellen mit rund zehn Prozent Anteil an der Weltbevölkerung die größte Minderheit weltweit, erklärte Rika Esser, Lobbybeauftragte der CBM: Menschen mit Behinderungen sind in der armen Bevölkerung überrepräsentiert. Wer arm ist, hat ein vielfach höheres Risiko behindert zu werden. Daher wird man das Problem der weltweiten Armut nur lösen können, wenn ihre Bedürfnisse bei Prozessen wie den Millenniumsentwicklungszielen (MDGs) durchgängig berücksichtigt werden.
Eine entscheidende Rolle nimmt dabei die vor fast einem Jahr von den Vereinten Nationen beschlossene Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Für den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Franz Thönnes stellt dieser Beschluss einen enormen Schub da, denn er garantiert die gesellschaftliche Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen. Er hofft auf einen möglichst zügigen Ratifizierungsprozess, so dass die Konvention bald auch weltweit verbindlich wird. Bislang wurde sie von sieben Staaten ratifiziert, Deutschland ist noch nicht darunter. Mindestens 13 weitere Länder müssen noch folgen, ehe die 650 Millionen Menschen mit Behinderungen weltweit das Recht darauf haben, dass ihre Belange bei allen relevanten Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden müssen.
Karin Kortmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), erwartet, dass dadurch die Interessen, Wünsche und Bedürfnisse von Behinderten selbstverständlicher in die Gesellschaft integriert werden. In Regierungsverhandlungen Deutschlands mit Entwicklungsländern können Fragen zur Berücksichtigung behinderter Menschen künftig vermehrt gestellt werden. Sie hofft, dass bald auch in den armen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas die bereits installierten bzw. noch zu installierenden sozialen Sicherungssysteme greifen und somit der Teufelskreis von Armut und Behinderung durchbrochen werden kann.