Die dreitägigen, intensiven Vorstellungsgespräche fanden im November in Neapel statt. Seit Dezember ist die Gruppe, zu der auch weitere Pflegefachkräfte für andere Krankenhäuser gehören, in Stuttgart und verbessert ihre Deutschkenntnisse. „Bereits zum dritten Mal in den letzten sechs Jahren nutzen arbeitssuchenden Fachkräfte aus Süditalien und baden-württembergische Kliniken die Chancen im bilateralen europäischen Ausgleich, denn Pflegefachkräfte sind in Deutschland allseits hoch begehrt“, erklärt Bernhard Wehde, Geschäftsführer (Sprecher) des Klinikums Christophsbad.
„Von den zehn Fachkräften die wir 2013 und 2014 gewonnen haben, sind heute noch acht bei uns im Haus tätig“, so Roland Gutt, Personalchef im Christophsbad. „Das ist eine sehr gute Quote und spricht sowohl für die Mutigen, die diesen grenzüberschreitenden Sprung wagten, als auch für die Integrationsfähigkeit unserer Pflegeteams. Dieses Jahr hat uns zudem eine unserer italienischen Kolleginnen bei den Vorstellungsgesprächen unterstützt, die selbst zum ersten Jahrgang zählte.“
Ohne Fleiß kein Erfolg: Vorbereitungszeit dauert etwa eineinhalb Jahre
„Die Vorbereitungszeit dauert in der Regel mindestens eineinhalb Jahre, diese zu beschleunigen gefährdet den Erfolg“, sagt Pflegedirektorin Birgit Gambert. Nachdem die neu angekommenen drei Italienerinnen intensiv Deutsch gelernt haben, können sie sich Ende März 2019 einer Sprachprüfung stellen, um nachzuweisen, dass sie als ersten Schritt den B1-Sprachlevel erreicht haben. Erst danach starten sie zunächst als Pflegehilfskräfte im Christophsbad und besuchen berufsbegleitend Deutschkurse bis zum Sprachzertifikat B2. Mit diesem erhalten sie die deutsche Berufsurkunde ausgestellt und können nun offiziell als Gesundheits- und Krankenpfleger arbeiten.
Ausbildung - heimischer und europäischer Bewerbermarkt
„Eigene Ausbildung, heimischer und europäischer Arbeitsmarkt - dies sind die Quellen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Pflegedirektorin Birgit Gambert. Das Christophsheim als praktischer Ausbildungsträger bildet zehn Altenpflegekräfte pro Jahr in Kooperation mit dem Klinikum Christophsbad aus. Die bisher im Altenpflegegesetz und im Krankenpflegegesetz getrennt geregelten Pflegeausbildungen werden in einem neuen Pflegeberufegesetz zusammengeführt. Die neuen Pflegeausbildungen beginnen im Jahr 2020. „Zeitgleich planen wir unsere Ausbildungskapazität zu erhöhen“, betont Geschäftsführer Bernhard Wehde.
Gekommen, um zu bleiben: Erfahrungen sprachen für das Klinikum Christophsbad
„Ich suchte zu Hause in Italien nach einer Stelle, bewarb mich auch bei deutschen Krankenhäusern und schloss zunächst einen Vertrag mit einer Klinik aus dem Stuttgarter Raum ab“, berichtet Francesca Gallizi, ausgebildete Kinderkrankenschwester. Sechs Monate lang besuchte Frau Gallizi Deutschkurse in Stuttgart, acht Stunden pro Tag, fünf Tage die Woche. „Als Gruppe von etwa 20 Italienern wohnten wir zusammen in einem Hotel und hatten Verträge mit unterschiedlichen Krankenhäusern. Aufgrund der guten Erfahrungen meiner italienischen Kollegen habe auch ich mich im Klinikum Christophsbad beworben“, erzählt Gallizi. Sie arbeitet seit 2014 in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPP) im Klinikum Christophsbad.
Stichwort Vermittlung von Fachkräften aus Italien
Die Vermittlung von Fachkräften aus der Europäischen Union (EU) für den Pflegebereich – einst vom Internationalen Bund e. V. (IB) in Stuttgart entwickelt – wird in der IB Südwest gGmbH seit einigen Jahren erfolgreich umgesetzt. Die Idee dahinter ist zukunftsweisend: Fachkräfte werden im Ausland angeworben und im Nachgang für den Arbeitsmarkt in Deutschland fit gemacht. Das Angebot gibt eine Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und in Europa. Gemeinsam mit den beauftragenden Unternehmen wird ein passgenaues Profil, der vom Kunden gewünschten Bewerberinnen und Bewerbern erstellt. Die Unternehmen bestimmen die Kriterien in Kooperation mit unseren Partneragenturen in den jeweiligen Ländern. Das geeignete Personal finden der IB für unter anderem in Italien und Spanien.
Die Auswahl der passenden Fachkräfte geschieht nach einer Vorauswahl gemeinsam mit den Auftraggebern vor Ort. Besonderen Wert legt das FIA-Team des IB auf das Qualifikationsprofil der jeweiligen Bewerberinnen und Bewerber. Diese besitzen in der Regel mindestens die geforderte Fachausbildung bzw. -abschluss oder einen entsprechenden Hochschulabschluss.
In einem 4- bis 5-monatigen Intensivsprachkurs (430 Unterrichtsstunden) mit einem ergänzenden alltags- und berufsbezogenen Kommunikationstraining (200 Unterrichtsstunden) erwerben die zukünftigen Fachkräfte schnellstmöglich und zielgerichtet die deutsche Sprache (Sprachniveau B1). Danach beginnt die Praxisphase im Unternehmen – parallel dazu sollte sich eine Sprachförderungsphase zur Niveaustufe B2 anschließen, denn nur so wird die vollständige Anerkennung der ausländischen Berufsabschlüsse möglich. Diese Sprachförderungsphase kann unternehmensintern oder extern in berufsbegleitender Form oder im Block angeboten werden. Bei Bedarf kann auch vor Eintritt in die Arbeitsphase bereits das B2-Niveau in einer 7- bis 8-monatigen Intensivsprachqualifizierung erreicht werden.
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