Wald, ein Rad, Gardinen, ein Hund auf einer Bank… Augenblicke, die wir sehen und wegen ihrer Alltäglichkeit kaum beachten… Die im Rahmen eines kunsttherapeutischen Behandlungsmoduls in Bonn entstandenen Fotografien beweisen, dass es wertvoll ist, sich seine Umgebung genau anzusehen, um sie neu wahrzunehmen.
Wie nimmt ein depressiver Mensch seine Umgebung wahr? Unter diesem Motto fotografierten Erkrankte während ihres Aufenthaltes in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Bonn. Die entstandenen Arbeiten wurden in der Gruppe analysiert und Individuelles herausgearbeitet. Viele nahmen im Anschluss die Möglichkeit war, die eigenen Fotos zu bearbeiten – mit Photoshop, Mitteln der Collage oder Kolorierung. Die Vielzahl von Ideen und neuen Blickwinkeln konnte erst durch diese sensible und bildhafte Auseinandersetzung genutzt werden. Gleichzeitig förderte diese Auseinandersetzung eine positive Ausrichtung auf die Zukunft, bildete Identität und führte zu einer Verbesserung der depressiven Symptomatik. Die entstandenen Werke sprechen von der Ästhetik des Alltäglichen und von persönlichen Lebenssituationen, individuellen Wünschen und Bedürfnissen.
Initiiert und begleitet wurde das Projekt von der Kunsttherapeutin Dr. Kathrin Seifert. Zur Einführung referiert sie um 16.30 Uhr im Herrensaal über „Künstlerisches Fotografieren bei depressiven Störungen – ein kunsttherapeutisches Behandlungsmodell und seine Wirksamkeit“. Im Anschluss ist ein Gang durch die Ausstellung in der Galerie beim Café am Park geplant. Die Bilder sind bis 18. September zu sehen.