Das neue Versorgungsnetzwerk aus Haus- und Fachärzten sowie Krankenkassen kooperiert mit den Technologiepartnern Philips und T-Systems, die für die Versorgung der Patienten die telemedizinische Lösung "Motiva" bereitstellen. T-Systems setzt Motiva bereits in einem Pilotprojekt in der T-City Friedrichshafen ein.
Höhere Lebensqualität für chronisch kranke Patienten
"Wenn wir frühzeitig erkennen, ob es einem akut kranken herzinsuffizienten Patienten schlechter geht, können wir seine Lebensqualität verbessern, in dem wir sofort entsprechende Behandlungsmaßnahmen ergreifen", erklärt Jochen Wolf, stv. Geschäftsführer des Klinikum Friedrichshafen. Dafür sei auch die durchgängige Betreuung vom Hausarzt bis zum Herzspezialisten entscheidend. Daher wollen die beteiligten niedergelassenen Ärzte und Klinikmediziner künftig enger und intensiver als bisher zusammenarbeiten.
"Unser Ziel ist es auch, durch die Früherkennung Klinikaufenthalte soweit wie möglich zu vermeiden oder zu verkürzen", sagt Peter Rowohlt, Leiter der Abteilung Krankenhausleistungen bei der DAK. "In Friedrichshafen hat sich gezeigt, dass allein das Gefühl unter ärztlicher Beobachtung zu stehen, den kranken Menschen mehr Sicherheit gibt. Daher suchen sie nicht sofort bei ersten Anzeichen einer Verschlechterung den Arzt auf." Damit steige die Lebensqualität der chronisch Kranken, was ebenfalls zur Genesung beitrage.
Motiva ermöglicht es den Ärzten, herzkranke Menschen in ihren eigenen vier Wänden zu betreuen. Per Fernseher übermitteln die Patienten dazu regelmäßig Daten wie Blutdruck, Herzfrequenz oder Körpergewicht an die Klinik. Ärzte können ihre Patienten also dank Datenfernübertragung lückenlos und kontinuierlich beobachten. Schwer kranke Menschen fühlen sich somit sicher, ohne dass sie jeden Tag zu Arzt oder in die Klinik gehen müssen. Zusätzlich wirkt sich die private Umgebung positiv auf das Wohlbefinden und damit auf die Genesung der Patienten aus. Für den Betrieb des Systems benötigen sie lediglich eine Set-Top-Box für das Fernsehgerät, einen Breitbandinternetanschluss, eine digitale Waage und ein Blutdruckmessgerät.
Drei Prozent der Bevölkerung leiden an Herzinsuffizienz
Die Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten Erkrankungen weltweit. In Europa wird die Zahl herzinsuffizienter Patienten auf mehr als zehn Millionen geschätzt. In Deutschland leiden etwa drei Prozent der Bevölkerung an einer Herzinsuffizienz, bei den über 80-Jährigen sind es zehn Prozent. Etwa 800.000 herzinsuffiziente Patienten werden jährlich ins Krankenhaus eingewiesen. Die Herzinsuffizienz ist meistens Folge einer Erkrankung, die den Herzmuskel über viele Jahre geschwächt hat. In Deutschland sind langjährige Hypertonie (hoher Blutdruck) und koronare Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße) für über 90 Prozent der Fälle von Herzinsuffizienz verantwortlich.