- Pflicht-Prüfungen werden vernachlässigt
- Großteil deutscher Brücken ist sanierungsbedürftig
Der Einsturz einer Autobahnbrücke in Minneapolis/USA ruft Besorgnis über den Zustand deutscher Brücken hervor. Eine vom ADAC in Auftrag gegebene DEKRAStudie zum Zustand deutscher Brücken zeigt hier deutlichen Handlungsbedarf: „Lediglich rund ein Drittel der überprüften Brücken konnten wir mit gut oder sehr gut bewerten, zwölf Prozent erhielten hingegen die Note mangelhaft bis sehr mangelhaft“, fasst Pascal Klein, Pressesprecher der DEKRA Real Estate Expertise GmbH (DEKRA REE), die Ergebnisse der Studie zusammen. Eine Brücke in Chemnitz musste noch am Abend der Untersuchung für Fahrzeuge gesperrt werden. Insgesamt untersuchte DEKRA 50 Brücken in 13 deutschen Städten.
„Deutschlands Brücken weisen einen deutlichen Instandhaltungsbedarf auf“, so Björn Braun, verantwortlich für die Prüfung von Ingenieurbauwerken. „Hier sind die Kommunen in der Verantwortung, denn ihnen obliegt die Verkehrssicherungspflicht.“ Laut einer Prüfnorm vom Deutschen Institut für Normung (DIN) müssen Brücken in der Hauptprüfung alle sechs Jahre auf ihre Stand- und Verkehrssicherheit sowie ihre Dauerhaftigkeit überprüft werden. Dennoch wird diese Pflicht häufig vernachlässigt: Nach Schätzungen der DEKRA REE ist lediglich ein Drittel der rund 120.000 Brücken in Deutschland bereits geprüft worden. Ein großer Teil der Bauwerke stammt aus den 50er und 60er Jahren und ist heute dringend sanierungsbedürftig. „Versäumnisse werden jedoch häufig nicht geahndet, da rechtliche Regelungen fehlen“, so Braun.
Einen Brückeneinsturz mit ähnlich schweren Folgen wie in den USA befürchtet der Experte indes nicht: „Wenn wir bei unseren Untersuchungen massive Schäden feststellen, reagiert die öffentliche Verwaltung in der Regel umgehend. Dennoch ist ein Brückeneinsturz nicht gänzlich unmöglich, da nach wie vor viel zu wenig Brücken überprüft werden und die Auswahl häufig nach subjektiven Kriterien erfolgt.“
Gerade vor dem Hintergrund des schweren Brückenunglücks in den USA rät DEKRA den Kommunen eindringlich zu einer regelmäßigen Überprüfung und Instandhaltung. „Auf diesem Weg können nicht nur derart schwere Unglücke verhindert werden“, sagt Klein, „auch die Kosten der Instandhaltungsmaßnahmen bleiben im Rahmen. Wird eine Brücke hingegen nur alle 15 Jahre instandgesetzt, verdoppeln sich die Kosten von Instandhaltung zu Instandhaltung und die kommunalen Kassen werden deutlich mehr belastet.“
Die Überprüfung der Brücken ist in der Regel mit einer maximal stundenweisen Sperrung der Fahrbahn verbunden und erfolgt so mit nur geringen Einschränkungen für den fließenden Verkehr.