- Nur 47,2 Prozent der Arbeitnehmer im Mittelstand verfügen über eine bAV
- Quote steigt mit der Qualität der Information durch den Arbeitgeber
- Knappes Geld und falsche Sicherheit Hauptgründe gegen bAV
Trotz der erheblich verbesserten Rahmenbedingungen kommt die Entgeltumwandlung in Deutschland nicht richtig in Gang. Besonders hoch ist hier der Nachholbedarf in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Dabei können engagierte Arbeitgeber ihre Mitarbeiter davon überzeugen, betrieblich für das Alter vorzusorgen. Doch nur jeder vierte Chef ist hier aktiv, und lediglich jedes zweite Unternehmen informiert seine Belegschaft in Veranstaltungen regelmäßig über die Möglichkeiten der betrieblichen Altersversorgung, kurz bAV. Dies zeigt der "Kundenkompass Betriebliche Altersversorgung" der Delta Lloyd Deutschland AG und des F.A.Z.-Instituts.
bAV wird noch immer wenig genutzt
Viele Arbeitnehmer in Deutschland haben die Notwendigkeit einer zusätzlichen Altersversorgung erkannt: Acht von zehn Beschäftigten in mittelständischen Unternehmen sorgen neben der gesetzlichen Rente zusätzlich für das Alter vor. Doch nutzen bislang nur 47,2 Prozent der Befragten die steuerlichen Vorteile der bAV und nur sieben Prozent der Angestellten planen konkret, bis 2011 ein neues Altersvorsorgeprodukt abzuschließen.
Dabei ist die Qualität der angebotenen Produkte nach Ansicht der Angestellten in den letzten fünf Jahren gestiegen. Zudem wurden auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen erheblich verbessert: 2005 wurde mit dem Alterseinkünftegesetz der Übergang zur nachgelagerten Besteuerung eingeleitet und Ende letzten Jahres hat der Gesetzgeber beschlossen, dass die Beiträge zur bAV weiterhin sozialabgabenfrei bleiben. Ebenso wurde die Portabilität erleichtert, so dass bestehende Anwartschaften beim Wechsel des Arbeitgebers übertragen werden können.
Erfolg steht und fällt mit dem Engagement des Arbeitgebers
Doch der Erfolg der Entgeltumwandlung steht und fällt mit dem Engagement des Arbeitgebers bei der bAV. Ein aktiver Chef und lukrative Rentenprodukte überzeugen die meisten Beschäftigten. Wenn sich der Arbeitgeber zudem finanziell beteiligt, wird die Betriebsrente noch attraktiver. Allerdings geht nur jeder vierte Arbeitgeber von sich aus aktiv mit einem Angebot zur bAV auf seine Mitarbeiter zu.
Arbeitgeber informieren nicht ausreichend
Nur bei jedem zweiten Mittelständler bietet das Management den Beschäftigten Informationsveranstaltungen und ausführliche Beratungsgespräche. Immerhin jeder dritte Betrieb informiert seine Mitarbeiter regelmäßig und individuell über die Betriebsrente. Dabei vergessen viele Geschäftsführer und Vorstände, dass die betriebliche Altersversorgung ein wichtiges Instrument darstellt, um die dringend benötigten Fach- und Führungskräfte zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden.
Knappes Geld und falsche Sicherheit
Vielen Beschäftigten, die heute noch nicht zusätzlich für das Alter vorsorgen, fehlt nach eigener Aussage das nötige Geld für die Entgeltumwandlung. Hier schlagen die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise zu Buche, die höhere Mehrwertsteuer tut ein Übriges. Doch nicht nur mangelndes Engagement des Chefs und knappe private Kassen, auch eine trügerische Sicherheit hält viele Beschäftigte davon ab, Geld für das Alter zurückzulegen. Jeder dritte Angestellte, der bislang auf eine Vorsorge verzichtet, hält die gesetzliche Rente für ausreichend. Bei diesen Arbeitnehmern sind offensichtlich die Appelle des Gesetzgebers und der Verbraucherverbände, zusätzlich für das Alter vorzusorgen, noch immer nicht angekommen. Umgekehrt räumt fast jeder vierte aktive Vorsorger ein, seine bisherige Zusatzvorsorge werde im Ruhestand nicht für einen angemessenen Lebensstandard ausreichen.
Steuerliche Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft
Nur wenige Beschäftigte, die Entgelt umwandeln, schöpfen den gesamten steuerlichen Förderrahmen aus. Lediglich jeder zweite Angestellte, der Entgelt umwandelt, kennt den steuerlichen Förderrahmen in Höhe von 4.344 Euro für Direktversicherung, Pensionskasse oder Pensionsfonds überhaupt. Insgesamt nutzen nur knapp drei von zehn Angestellten, die Entgelt umwandeln und den steuerlichen Förderrahmen kennen, diesen auch vollkommen aus. Ein weiteres Drittel der Befragten gibt an, die Förderung zu einem großen Teil auszuschöpfen. Jeder fünfte Beschäftigte nimmt sogar weniger als 50 Prozent des maximalen Förderbetrags in Anspruch.
Arbeitnehmer befürworten gesetzliche Pflicht zur bAV
Die unzureichende Zusatzvorsorge für den Lebensabend schlägt den Beschäftigten offensichtlich aufs Gewissen. Anders lässt sich nicht erklären, dass sich jeder zweite Befragte dafür ausspricht, eine Vorsorgepflicht über eine betriebliche Altersversorgung gesetzlich zu verankern. Dahinter verbirgt sich die Überzeugung vieler Angestellter, dass ein Großteil der Bürger keine Zusatzvorsorge im ausreichenden Maße für das eigene Alter betreibt, solange der Staat keinen gesetzlichen Druck auf ihn ausübt.
Informationen zur Studie:
Für den "Kundenkompass Betriebliche Altersversorgung" wurden im Januar und Februar dieses Jahres 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in mittelständischen Unternehmen mit zehn bis 500 Mitarbeitern zu ihren Vorsorgeplänen für den Ruhestand befragt. Die interviewten Personen repräsentieren einen Querschnitt der entsprechenden Bevölkerungsgruppe in Deutschland. Die Befragung wurde in computergestützten Telefoninterviews anhand eines strukturierten Fragebogens nach der Methode des Computer Aided Telephone Interviewing (CATI) durchgeführt.