„Die Tagespflege ist ein Angebot, das es gerade Angehörigen von Menschen mit Demenz oft überhaupt ermöglicht, die Pflege zu Hause sicherzustellen“, erklärt Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG). „Wenn nun die Leistungen dafür auf die Hälfte reduziert werden sollen, nur weil ergänzend auch noch der Pflegedienst beispielsweise die morgendliche Körperpflege übernimmt, dann bricht in vielen Familien die Pflegeorganisation zusammen. Nicht zuletzt die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflege wird so in vielen Fällen unmöglich gemacht.“
Wer aufgrund von Berufstätigkeit die Versorgung seiner pflegebedürftigen Eltern nur abends und am Wochenende selbst übernehmen kann, hat schon nach der bisherigen Regelung einen nicht unbedeutenden Anteil der Kosten für Tagespflege und den Einsatz des Pflegedienstes an fünf Tagen pro Woche aus eigen Mitteln zu bestreiten. Eine noch höhere finanzielle Belastung können sich die wenigsten leisten.
Gerade in der Corona-Pandemie ist die Bedeutung des Tagespflegeangebots deutlich geworden. Viele Familien sind an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gelangt, weil Tagespflegeeinrichtungen geschlossen wurden und immer noch nur ein eingeschränktes Platzangebot vorhalten können.
„Es kann nicht sein, dass eine solche Verschlechterung für die häusliche Versorgung gewollt ist“, betont Sabine Jansen. „Wir werden uns zusammen mit den anderen Organisationen, die die Interessen der Betroffenen vertreten, dagegen zur Wehr setzen.“
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.