Fast 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz leben derzeit in Deutschland, von Jahr zu Jahr werden es mehr. Nach wie vor sind es zum ganz überwiegenden Teil die An- und Zugehörigen, die über lange Jahre und oft rund um die Uhr die Versorgung und Betreuung von Demenzerkrankten gewährleisten. Um dies leisten zu können, ohne damit ihre eigene körperliche und psychische Gesundheit zu gefährden, benötigen sie zielgerichtete Unterstützung.
Seit einigen Jahren und deutlich zugespitzt seit Beginn der Corona-Pandemie ist an verschiedenen Stellen eine dramatische Verschlechterung der Situation für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu beobachten. So wird es immer schwieriger, einen ambulanten Pflegedienst, einen Platz in der Tages- oder Kurzzeitpflege oder in einem Pflegeheim zu finden, weil Anbieter die Plätze nicht nach Dringlichkeit vergeben, sondern sich für „pflegeleichte“ Kunden entscheiden.
Auch aufgrund der Inflation und der steigenden Kosten für Betreuungs- und Pflegeangebote nehmen die Möglichkeiten, sich Unterstützung einzukaufen, für die meisten Familien deutlich ab. „Die Parteien der Bundesregierung haben in ihrem Koalitionsvertrag Verbesserungen fest vereinbart“, so Monika Kaus, Vorsitzende der DAlzG. „Unter anderem sollte 2022 endlich die Dynamisierung des Pflegegeldes, also eine Anpassung an die Preisentwicklung, umgesetzt werden, nachdem die letzte Erhöhung 2017 stattgefunden hat. Auch die Einführung eines Entlastungsbudgets, in dem verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung für eine flexible Nutzung zusammengeführt werden, ist im Koalitionsvertrag vorgesehen. Außerdem findet sich dort die Weiterentwicklung des Pflegezeitgesetzes mit einer Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige. Zu keinem dieser Vorhaben liegt bisher auch nur ein Gesetzentwurf vor!“
Die Alzheimer-Gesellschaften fordern eine umgehende Umsetzung dieser Versprechen aus dem Koalitionsvertrag. Darüber hinaus fordern sie die Verantwortlichen auf, die Bedingungen in der Pflege so zu verbessern, dass Pflegekräfte länger in ihrem Beruf bleiben und somit auch den Angehörigen den Rücken freihalten können. Denn mit jedem Tag steigt die Gefahr, dass Menschen mit Demenz Vernachlässigung, Unterversorgung und Gewalt erfahren müssen.
Die Briefe der Alzheimer-Gesellschaften im Wortlaut sind zu finden unter www.deutsche-alzheimer.de
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.