Der schnelle Weg zur OP
"Wie wenig ernst das Thema genommen wird, macht schon die Seite zur Registrierung deutlich. Darin findet sich nicht der kleinste Hinweise auf Risiken und Nebenwirkungen ästhetischer Eingriffe", berichtet Gabka und führt aus, dass stattdessen das die Menschenwürde offenbar völlig außer Acht lassende Auswahlverfahren in ganzer Breite dargestellt werde. So folge der Bewerbung eine Vorauswahl aus 30 Teilnehmerinnen, die dann per online Voting ermittelten 10 "Finalteilnehmerinnen" müssten sich schließlich dem Wettbewerb in der Diskothek stellen. Hier würden dann gefüllte Luftballonbrüste zerbissen, Karaoke gesungen und parallel der Körper eines Gastes bemalt werden usw. Sechs Tage danach werde die Gewinnerin fest terminiert zum Eingriff in Posen erwartet, danach stehe ein Foto-Shooting für den nächsten Diskothek Flyer auf dem Programm. "Der Unterhaltungswert für eine Diskothek ist damit sicher gegeben, dem Ernst einer Operation wird aber wohl kaum Rechnung getragen", verurteilt Gabka diesen Marketing Gag und schließt, dass das Motto der Aktion wohl bewusst an ein TV-Format erinnere, in dem regelmäßig ästhetische Eingriffe dargestellt und dabei häufig auch suggeriert werde, dass jeder beliebig und gefahrlos sein Aussehen durch einen chirurgischen Eingriff verändern lassen könne.
Ein böses Erwachen ist nicht ausgeschlossen
Dem in einer Großraumdiskothek zu erwartenden jungem Publikum seien medizinische, aber auch finanzielle Gefahren dieser Aktion vermutlich nicht klar, konstatiert der Plastische und Ästhetische Chirurg. Zum Einen seien so genannte schicksalhafte Komplikationen, wie zum Beispiel eine Verhärtung der Brust um das Implantat (Kapselfibrose) oder Wundheilungsstörungen immer möglich. Hier müsse den Teilnehmerinnen klar sein, dass ihre gesetzliche Krankenversicherung dazu verpflichtet ist, sie an den Folgekosten angemessen zu beteiligen. Hinzu käme hier, wie bei den meisten Eingriffen im Ausland, dass erst vor Ort ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt stattfinde. Neben den fachlichen Fragen könne so auch der nicht zu unterschätzende menschliche Faktor im Vorfeld nicht ausgelotet werden. "Der Patient macht sich also ohne umfassende Vorabinformationen auf die Reise, wobei die natürliche Hemmschwelle durch ein festgesetztes Zeitfenster, die Wettbewerbssituation und die Aussicht auf einen kostenfreien ästhetischen Eingriff maximal reduziert wird", schließt Gabka und ergänzt abschließend, dass der Arzt im Ausland zuvor zwar Fotos erhalte, er eine solche Ferndiagnose aber für bedenklich halte.