Zum ersten Mal richtet Russland Winterspiele aus und Sotschi wird zu einem der größten Entwicklungsprojekte der russischen Geschichte. Das Olympiabudget von rund 1,1 Milliarden Euro soll um gut 8,5 Milliarden Euro von der russischen Regierung und privaten Investoren ergänzt werden. Laut Russlands Präsident Wladimir Putin sind etwa zwei Drittel der Finanzmittel für Infrastrukturprojekte vorgesehen. Zur Finanzplanung äußerte sich Putin im Februar 2007 auf einer Präsentation zur Entwicklung der künftigen Olympiastadt Sotschi: "Wir werden dieses Geld investieren, damit sich Menschen aus aller Welt hier in Sotschi auf unserem Territorium versammeln und einander die Hand reichen können." Putin bekräftigte das ehrgeizige Vorhaben, die bislang nur virtuell existierende Olympiastadt Sotschi in die Realität umzusetzen.
"Russland wird alles in seinen Kräften Stehende tun, damit Sotschi seine Rolle als Gastgeber der Olympischen Spiele von 2014 würdig erfüllt."
Durch die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen wird nur modernste Technik in den Sport-, Medien- und Touristenzentren zum Einsatz kommen. Wie diese Infrastrukturprojekte realisiert werden können, diskutieren internationale Experten und Entscheider auf der PUBLIC INFRASTRUCTURE 2008, der europäischen Kongressmesse für öffentliche Infrastrukturprojekte. Sie findet vom 23. bis 24. Januar 2008 auf dem Gelände der Deutschen Messe in Hannover statt. Das Thema "Olympia 2014 in Sotschi – Perspektiven für den internationalen Infrastruktursektor" wird vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft moderiert, dem Kompetenzcenter der deutschen Wirtschaft für osteuropäische Märkte.
Begeisterung und hohe Erwartungen in Sotschi
Viktor Kolodyashny, der Bürgermeister von Sotschi, kann auf die Unterstützung seiner Bürger bauen, was er mit seinem Kommentar unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung des IOC im Juli 2007 zum Ausdruck brachte: "Die Menschen in Sotschi werden alles tun, damit Olympia 2014 die besten Spiele werden und unvergesslich bleiben." Nicht nur die knapp 330 000 Bürger Sotschis, sondern die der ganzen Region Krasnodar haben die Chancen erkannt, die ihnen die Ausrichtung der Winterolympiade 2014 bietet. Sie erhoffen sich mit der Realisierung der geplanten Infrastrukturprojekte einen ökonomischen Aufschwung. Die Region Krasnodar gehört zwar bereits jetzt zu den dichtestbesiedelten und wirtschaftlich am stärksten entwickelten Regionen Russlands, doch der Ausbau der Infrastruktur hinkt den Möglichkeiten noch hinterher.
Nun soll Sotschi zu einem ganzjährigen Sportzentrum werden. Eine über die Winterspiele hinausgehende Nutzung ist dabei von besonderer Bedeutung. So ist beispielsweise vorgesehen, den Olympia-Park nach 2014 teils zu einem Trainingszentrum für russische Sportler, teils zu einem Freizeitpark umzubauen. Und auch die Anlagen für die alpinen Disziplinen, die im nahe gelegenen Gebirge des Kaukasus errichtet werden, sollen später als Erholungs- sowie Sportzentren und somit der Tourismusbranche dienen.
Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier, der zusammen mit dem Mode- und Filmemacher Willy Bogner den Bewerbungsfilm Sotschis drehte, bezeichnete die künftige Olympiastadt und deren Umland als eine Mischung aus Côte d'Azur und Alaska. Das ist ein weiterer wichtiger Aspekt für die touristische Nachnutzung.
Gute Geschäfte für Russlands Investoren
Vor allem in dieser Branche sieht der Bremer Wirtschaftsexperte Alexander Krylov vom Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management der Universität Bremen noch große Möglichkeiten für Investoren. "Bei den Bauaufträgen ist der Kuchen sicher weitgehend verteilt, doch im Bereich Tourismus gibt es noch viele Möglichkeiten für Investoren." Da der russische Stahlmanager Alexei Mordashov an der TUI AG aus Hannover beteiligt ist, sieht Krylov gute Chancen, dass die Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi für den Reiseveranstalter zu einem erfolgreichen Investitionsfeld werden. Ebenso seien die Felder Logistik und Veranstaltungsorganisation noch weitgehend unbesetzt: "Auch hier sehe ich generell gute Möglichkeiten für deutsche Unternehmen", so Krylov.
Bei den Bauaufträgen ist der 39-jährige Oleg Deripaska gut im Geschäft. Er ist einer der reichsten Männer Russlands und Miteigentümer des österreichischen Baukonzerns Strabag und der deutschen Hochtief AG. Auch der Flughafen von Sotschi gehört ihm. Deripaska hofft auf Aufträge durch das Organisationskomitee, zugleich will er bis zu zwei Milliarden US-Dollar zur Förderung der Region investieren, wie das "Wirtschaftsblatt" im April 2007 berichtete. Damit Touristen mit allen Flugzeugtypen nach Sotschi kommen können, wird die Verlängerung der Start- und Landebahn seines eigenen Flughafens zu diesen Investitionen gehören. Knapp 60 neue Autobahn- und 50 Bahnlinien-Kilometer sollen künftig sowohl Touristen als auch langfristig der Bevölkerung ein bequemes Fortkommen ermöglichen. Neue Kraftwerke einschließlich eines modernen 60 Kilometer langen Kabelnetzwerks sind ebenfalls geplant, um eine sichere Energieversorgung während der Spiele und natürlich auch danach zu gewährleisten.
Auch westeuropäische Unternehmen können vom Olympiaboom profitieren
Neben Deripaska, Mordashov und einigen überaus mächtigen russischen Konzernen wie dem weltgrößten Gaskonzern Gazprom, der das für die Langlaufwettbewerbe auserkorene Skigebiet Psekhako Ridge als Investor zum Leben erweckt hat, werden auch westeuropäische Unternehmen vom Olympiaboom in Krasnodar profitieren. Nicht zuletzt auch deshalb, weil laut russischen Regierungsangaben bis zu 40 Prozent der Gesamtinvestitionen von staatlicher Seite getätigt werden sollen und die Kompetenz internationaler Unternehmen gefragt sei.
Das unterstreicht auch Oliver Wieck, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Er berichtet vom "VI. Internationalen Investment Forum", das 2007 in Sotschi internationalen Investoren und Mitgliedern der russischen Regierung Gelegenheit zum Austausch bot:
"Präsident Putin führte Gespräche mit ausgewählten Unternehmen aus dem In- und Ausland und betonte dabei die Bereitschaft, dass der Aufbau der Infrastruktur in der Region mit nationalen und internationalen Partnern erfolgen solle. Denn für die Umsetzung dieser Projekte werden ausländisches Know-how, moderne Technik und unternehmerisches Engagement dringend benötigt."
Kalkulierbare Investitionsrisiken
Damit das Risiko eines Engagements in Krasnodar überschaubar bleibt und "um eine stärkere Beteiligung der Privatwirtschaft zu erreichen", so Oliver Wieck weiter, "sollen größere Projekte mit staatlichen Garantien abgesichert werden". Auch die Vergabe von Konzessionen und vor allem die im Westen bereits gut etablierte Public Private Partnership (PPP), also eine erfolgreiche Kooperation zwischen Behörden und Privatinvestoren, wurden diskutiert. "Allerdings sind beide Instrumente in Russland noch kaum bekannt, und es bestehen wenig praktische Erfahrungen", so Wieck, der auf dem Forum auch mit Krasnodars Vizegouverneur Alexander Remezkov sprach.
"Remezkov zeigte sich sehr interessiert an den Aufgaben und Zielen der vom Ost-Ausschuss gegründeten Arbeitsgruppe ‚Sotschi 2014’ und dem Angebot, die Region bei Marketing und PR-Maßnahmen in Deutschland zu unterstützen. Besondere Chancen für die deutschen Unternehmen sieht er in den Bereichen Bauindustrie, Bauplanung und -engineering, Transport, Energieversorgung und dem Ausbau der Seehäfen."
Krasnodars Gouverneur Alexander N. Tkachev warb in der
"Parlamentarischen Stunde" des russischen Staatssenders RTR um Investoren: "Wohin geht die Geschäftswelt? Dorthin, wo sie verlässlich geschützt ist, dorthin, wo ihr Kapital gewahrt wird, wo es keine höhere Gewalt im Zusammenhang mit politischen oder wirtschaftlichen Risiken gibt." Gouverneur Tkachev referiert auf der PUBLIC INFRASTRUCTURE 2008 in Hannover über das Thema: "Potenziale und Chancen für internationale Unternehmen".
Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft bietet Unterstützung Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Dr. Klaus Mangold, stellt fest:
"Damit das Engagement der ausländischen Unternehmen weiter wächst, ist es notwendig, die Attraktivität des Standortes Russland weiter zu steigern und die Rahmenbedingungen kontinuierlich zu verbessern. Es ist zwar einerseits verständlich, dass der russische Staat die Kontrolle über wichtige strategische Bereiche der Wirtschaft erlangen will – dies ist auch in vielen westlichen Ländern der Fall. Wichtig ist aber auch, dass die Regeln klar sind und jeder ausländische Investor sich darauf einstellen kann, was möglich ist und was nicht." Und das, was möglich ist, kann von deutschen Unternehmen laut Dr. Mangold am effizientesten durch Rückgriff auf die Kontakte des Ost-Ausschusses erreicht werden: "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, deutsche Unternehmen auf ihrem Weg in den russischen Markt konkret zu unterstützen und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen beizutragen. Im Rahmen unserer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, den Unternehmen und den Partnern in Russland wollen wir unsere Chancen in dieser Region weiter gestalten."
PUBLIC INFRASTRUCTURE 2008 richtungweisend für weitere Entwicklungen Der Gouverneur aus Krasnodar, Alexander N. Tkachev, und weitere hochrangige Vertreter aus Sotschi und anderen Regionen Russlands werden auf der PUBLIC INFRASTRUCTURE 2008 die Infrastrukturprojekte zu den Olympischen Winterspielen 2014 vorstellen, über deren Vergabe und mögliche Partner informieren sowie die Potenziale und Chancen für internationale Unternehmen aufzeigen.
Mehr Informationen zum Kongressprogramm und zur Veranstaltung finden Sie unter: www.public-infrastructure.de/..., www.publicinfrastructure.de/...