Anlass ist die sich zuspitzende Situation für viele Patient*innen, Gesundheitseinrichtungen, Betriebe und soziale Sicherungssysteme: Die große Verbreitung von gesundheitlichen Einschränkungen und chronischen Erkrankungen, der Pflegenotstand, die alternde Bevölkerung und fehlende Arbeitskräfte haben erhebliche Negativfolgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Niedergelassene Ärzte, Vertreter*innen der IG Metall, der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), der Rheumaliga, der German Road Races und aus den Gesundheitswissenschaften berichten von ihren Erfahrungen, Initiativen und diskutieren über dringend notwenige Veränderungen. Wir freuen uns, dass unsere Referentin für inklusiven Sport, Dr. phil. Stephanie Woschek, in Hamburg zur Podiumsdiskussion eingeladen ist, um aus ihrer Sicht (wissenschaftliche) Erkenntnisse, persönliche Erfahrungen sowie identifizierte Probleme und Hindernisse im Bereich Sport und MS beizutragen.
Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste entzündliche neurologische Erkrankung junger Erwachsene und kann je nach Verlauf zu Einschränkungen der motorischen und/oder kognitiven Fähigkeiten führen. Krankheitsbedingte Phasen der Immobilität können bei einer solchen oder ähnlichen chronischen Erkrankung früh zu Verlust von Koordination und Kondition führen und damit zu einer geringeren Belastbarkeit im (beruflichen) Alltag. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sowohl der Lebensstil im Allgemeinen als körperliche Aktivität und Sport im Besonderen einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von Menschen mit MS nehmen können. Regelmäßiges sportliches Training kann MS-spezifische Symptome lindern, Behinderung hinauszögern, vermeiden oder geringhalten, sowie die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit steigern. Die Lebensqualität eines jeden MS-Betroffenen hängt auch vom eigenen gesundheitsfördernden Verhalten ab. Die DMSG unterstützt die Selbsthilfe von Menschen mit MS, deren Angehörige, Partner*innen und/oder Freund*innen mit verschiedenen Angeboten und klärt - begleitend zur medizinischen Therapie - über nicht-pharmakologische therapeutische Interventionen wie z.B. Sport, Ernährung und/oder Stressmanagement auf. Stephanie Woschek erläutert: „Junge Menschen mit chronischer Erkrankung müssen sich viel früher mit Gesundheitsfragen auseinandersetzen, wie z.B. ‚Was tut mir gut und was nicht?‘ Die Angebote der DMSG sollen MS-Betroffene in jeder Lebensspanne und -phase in ihrem Gesundheitsbewusstsein unterstützen und wichtige Kompetenzen übertragen. Dennoch müssen auch Rahmenbedingungen wie z.B. flexible Arbeitszeitmodelle, Telearbeit und telemedizinische Angebote geschaffen werden, die Menschen mit chronischen Erkrankungen eine bessere Vereinbarkeit krankheitsspezifischer Einschränkungen mit dem Beruf, der Familie und den jeweiligen therapeutischen Interventionen ermöglichen.“
Für den Moderator der Podiumsdiskussion Prof. Dr. Dr. Dieter Leyk (Deutsche Sporthochschule Köln und Universität Koblenz) steht fest, dass sich die Situation ohne ein Umdenken weiter verschärfen wird: „Der demografische Wandel, der Arbeitskräftemangel und die bereits existierenden Auswirkungen ungesunder Alltagsgewohnheiten sind auch wirtschaftliche Game-Changer. Sie wirken sich zusehends in Betrieben und Verwaltungen, in Gesundheitseinrichtungen, in der Pflege und in Familien aus.“
Am Ende der heterogenen Gesprächsrunde steht die Frage „Was ist zu tun?“, bei der sich auch Besucher*innen der Veranstaltung und Medienvertreter*innen einbringen können.
Link: https://www.sports-medicine-health-summit.de/programm