Die Diagnose Multiple Sklerose (MS) ist regelmäßig ein Schock – nicht nur für die daran erkrankten jungen Menschen, sondern auch für ihr familiäres Umfeld. Sie führt einem vor Augen, dass der eigene Körper nicht mehr gesund und so leistungsfähig ist wie früher. Das wirft viele Fragen auf, stellt das gewohnte Alltagsleben auf den Kopf und bedeutet zumeist eine gewaltige Belastung für alle Betroffenen.
Für an MS erkrankte Jugendliche und junge Erwachsene gilt das ganz besonders, denn Gefühle wie Scham, Ohnmacht, Wut, Enttäuschung und Sorgen über die Zukunft nehmen hier einen besonders großen Stellenwert ein.
Die Diagnose einer chronischen Erkrankung oder Behinderung bringt sie in eine völlig neue Lebenssituation, die je nach den damit einhergehenden Beeinträchtigungen tief in ihren weiteren Werdegang eingreifen kann. Insbesondere die Teilhabe an Bildung (schulische, hochschulische, berufliche Aus- und Weiterbildung) kann schwerwiegend beeinträchtigt werden. Dann sind innere Stärke und Stabilität besonders wichtig, um sich diesen Herausforderungen stellen und sie letztlich auch annehmen zu können.
Die neue von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), Bundesverband e. V. aktuell herausgegebene Broschüre „Schule, Ausbildung, Studium mit Multipler Sklerose“ von Autorin Marianne Moldenhauer setzt genau da an und möchte dazu bei-tragen, dass junge an MS erkrankte Menschen informiert ihren eigenen Weg finden und möglichst ungehindert meistern.
Sie zeigt Möglichkeiten besonderer Rücksichtnahme, Unterstützung und Förderung auf und richtet sich in erster Linie an Jugendliche und junge Erwachsene mit MS, aber auch an ihre Eltern. Ferner gibt sie Auskunft zur bestmöglichen Verwirklichung beruflicher Wünsche und Ziele und liefert einen Überblick über verschiedene Maßnahmen zur möglichst vollständigen Kompensation behinderungsbedingter Nachteile sowohl in der Schule als auch im Studium und auf dem Weg ins Berufsleben, u. a. für die Gestaltung von Prüfungen. Damit Betroffene ihren Ausbildungsweg mit MS selbstständig und möglichst angstfrei bewältigen, ihre persönlichen Möglichkeiten ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechend optimal nutzen und beteiligte Lehrende und/oder Ausbildende sie auf ihrem Weg begleiten können, zeigt die Broschüre in zehn leicht verständlichen Kapiteln (Antrags-)Wege auf und informiert über verschiedene Beratungs- und Anpassungsmöglichkeiten (u. a. Möglichkeiten für die Gestaltung von Prüfungssituationen).
Darüber hinaus nennt die Broschüre wichtige Adressen und Ansprechpartner, bei denen die jungen Menschen mit MS zusätzliche Unterstützung erhalten können. Betroffene erfahren, wie Unterricht, Prüfungen, Ausbildung oder Studium an ihre spezielle gesundheitliche Situation anpasst werden können, um Chancengleichheit in Ausbildung und Beruf herzustellen, und wer ihnen auf ihrem Weg zur Seite steht.
Dabei findet immer auch die rechtliche Dimension der Erkrankung Berücksichtigung. Denn jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung, und zwar ganz unabhängig von seiner Gesundheit.
Über die Autorin:
Autorin Marianne Moldenhauer, Jahrgang 1965, an MS erkrankt seit 1989, ist selbst-ständige Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei in Baunatal (Hessen) und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. Sie informiert MS-Erkrankte, Angehörige und Interessierte seit vielen Jahren im Rahmen von Vortragsveranstaltungen sowie in Kolumnen, Broschüren, Büchern zu arbeits- und sozialrechtlichen Themen und zeigt Perspektiven auf.