Federführend für das unter dem Slogan „mpa4kvarner“ (mpa steht für Marine Protected Area) laufende Projekt ist die Meeresschutzorganisation MareMundi aus Österreich. Diese erkundet bereits seit 2008 mit einer eigenen Forschungsstation auf Krk die Kvarner Bucht.
Mittelmeer und Adria unter starkem Nutzungsdruck
Das Mittelmeer und die kroatische Adria gehören zu den beliebtesten Urlaubszielen weltweit. Doch das hat seinen Preis: Mit dem Massentourismus steigen Meeresverschmutzung, Schiffsverkehr, Plastikvermüllung und Überfischung.
Hohe Umweltbelastungen in der Kvarner Bucht
Die Artenvielfalt der in der Nordadria liegenden Kvarner Bucht leidet seit Jahrzehnten. Obwohl hier die tiefsten Stellen der Nordadria liegen (125 m im Krušija-Kanal), ist das Meer hier insgesamt seicht und das Wasservolumen begrenzt. Da die Bucht weitgehend abgeschlossen ist, gibt es nur einen begrenzten Wasseraustausch mit der offenen Adria.
Die am Projekt beteiligten Wissenschaftler, wie MareMundi-Gründer Dr. Robert Hofrichter oder Dr. Vladimir Tkalcic aus Rijeka, kennen das Gebiet seit ihrer Kindheit. Sie erlebten, wie sehr sich das marine Ökosystem seitdem negativ veränderte.
Allein auf die zentral in der Kvarner Bucht liegende Urlaubsinsel Krk kamen 2022 etwa 5 Millionen Besucher. Sämtliche Küsten rund um die Kvarner Bucht, sowohl am Festland als auch auf den Inseln, wurden in den vergangenen Jahren signifikant verbaut. Am Festland und auf Krk gibt es außerdem bedeutende petrochemische Anlagen.
Noch leben in der Kvarner Bucht viele Schlüsselspezies: z. B. Große Tümmler oder verschiedene Haiarten wie der Stumpfnasen-Sechskiemerhai. Sogar Riesenhaie lassen sich gelegentlich hier blicken.
„Das Mittelmeer und auch die nördliche Adria verschlechtern sich ökologisch zunehmend sowohl auf der Ebene von Arten als auch von Lebensräumen, und die Biodiversität geht zurück. Die Einrichtung von Meeresschutzgebieten ist alternativlos, um diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen“, warnt Meeresbiologe Dr. Robert Hofrichter.
Pläne für die Einrichtung des Schutzgebiets
Das Team von MareMundi erarbeitet derzeit Pläne, auf deren Grundlage die kroatische Regierung ein Meeresschutzgebiet einrichten könnte. Angedacht ist das Gebiet zwischen den Inseln Cres und Krk mit zwei fischereifreien Zonen (No-take zones).
Außerhalb dieser Kerngebiete können Fischerei und Tourismus kontrolliert ablaufen, um eine nachhaltige und zukunftsorientierte ökologische Entwicklung zu ermöglichen.
Unverzichtbar: lokale Akteure an Bord
Auch für die lokalen Fischer wird das neue Meeresschutzgebiet von elementarer Bedeutung sein. Denn durch fischereiliche und touristische Übernutzung gibt es auch in der Nordadria immer weniger Fisch. Mit der Folge, dass die Fischer ihre Lebensgrundlage verlieren. Auf gesellschaftspolitischer Ebene möchte MareMundi daher durch entsprechende Informationsangebote eine verstärkte Akzeptanz für das MPA bei der örtlichen Bevölkerung sowie den relevanten Akteuren wie der Tourismusbranche, der Fischerei und der Gastronomie erreichen.
Mehrere kroatische Umweltschutzorganisationen und weitere lokale Stakeholder haben für das Vorhaben bereits ihre Unterstützung zugesagt.
Kroatien mit großem Nachholbedarf bei Meeresschutzgebieten
Laut der Daten des Marine Protection Atlas vom Marine Conservation Institute kommt Kroatien bei der Umsetzung des 30×30-Ziels nicht voran. Lediglich 9,2 % der kroatischen Küstengewässer sind auf dem Papier als Meeresschutzgebiete ausgewiesen – allerdings sind weniger als 1 % der Küstengewässer durch fischereifreie Zonen vollständig geschützt, wie im kleinen Brijuni-Nationalpark oder dem Jabuka-Becken in der südlichen Adria.
„Wenn hier nicht bald etwas passiert, dann werden auch die letzten entscheidenden Hotspots der Artenvielfalt in der kroatischen Adria durch fischereiliche und touristische Übernutzung unwiederbringlich verloren gehen“, sagt der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.