Seehunde unterliegen in Deutschland immer noch dem Jagdrecht. Kegelrobben nicht. Dennoch sind einzig und allein Jagdausübungsberechtigte, also Seehundjäger (in Niedersachsen Wattenjagdaufseher genannt), zuständig. Das gilt auch im Nationalpark Wattenmeer!
Richter und Henker in einem
Wenn ein Seehundjäger ein verletztes oder krankes Tier für nicht rettbar hält, tötet er es mit einem Pistolenschuss in den Hinterkopf. In Schleswig-Holstein verloren 2019 auf diese Weise 658 Seehunde ihr Leben. Für diesen Einsatz zahlt das Land eine Pauschale von 45,00 €. Den schleswig-holsteinischen Steuerzahler kostete das Erschießen von Seehunden im vergangenen Jahr somit 29.610,00 €.
„Wir finden, das ist zu viel. Das System des Robbenmanagements in Deutschland ist völlig antiquiert,“ kritisiert der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz (DSM). Denn aufgrund der nicht mehr zeitgemäßen Gesetzeslage wird selbst Tierärzten weitestgehend die Kompetenz entzogen, im Falle eines Falles einschreiten oder entscheiden zu dürfen.
Petition: Tierärzten muss es erlaubt sein, verletzte und kranke Robben zu retten
Mit einer Petition wenden sich jetzt die Schauspielerin Janina Fautz und die Tierärztin Janine Bahr-van Gemmert vom Robbenzentrum Föhr gemeinsam an die Landesregierung Schleswig-Holstein. Darin fordern sie: „Tierärzte sollten nicht an der Ausübung ihrer Arbeit und der damit verbundenen Hilfe für in Not geratene Seehunde und Kegelrobben gehindert werden dürfen. Deshalb fordern wir hier dringend eine Gesetzesänderung!“
Meeressäuger-Rettungsnetzwerk
„Es ist dringend notwendig, dass in Deutschland ein professionelles und mit modernem Rettungsgerät ausgerüstetes Meeressäuger-Rettungsnetzwerk eingerichtet wird. Dabei sollten auch Ranger, Veterinäre oder Wildtierbiologen eingesetzt werden,“ fordert Ulrich Karlowski. Denn es geht ja auch um die Rettung von Schweinswalen.
Darüber hinaus tauchen an deutschen Küsten in den letzten Jahren immer wieder verschiedene Delfinarten und sogar Großwale auf. „Für Rettungsaktionen dieser Arten steht weder qualifiziertes Personal bereit, noch gibt es dafür geeignetes Rettungsgerät,“ betont Karlowski.