Bei der Eröffnung des Deutsche Welle Global Media Forum in Bonn sagte er am 3. Juni: "Im Zeitalter der Medienmassen ist qualitativ hochwertiger Journalismus kein Auslaufmodell. Er wird vielmehr auch künftig für zivilgesellschaftliche und friedensstiftende Prozesse gebraucht. Verlage und Rundfunkanstalten müssen gerade in einer sich dramatisch verändernden Medienwelt zulegen, um Qualität und Relevanz journalistischer Inhalte zu erhalten." Zu der internationalen Konferenz haben sich über 1.000 Teilnehmer aus rund 100 Ländern angemeldet.
Die wachsende Zahl der Akteure im Web 2.0 fragmentiere die Medienlandschaft immer mehr. Nach anfänglicher Euphorie über die vielen neuen Möglichkeiten sei bei Machern und Nutzern jedoch eine gewisse Ernüchterung zu beobachten. Die Nutzer suchten mehr und mehr nach Qualität und Verlässlichkeit. Journalisten hätten ihr Monopol als Welterklärer zwar verloren, doch wachse ihnen eine neue Funktion als Scout durch die immer unübersichtlichere Medienwelt zu. "Werte wie Verlässlichkeit, Unabhängigkeit und Ausgewogenheit der Berichterstattung werden künftig eher noch mehr geschätzt", zeigte sich der Intendant zuversichtlich. Journalisten stünden in der Pflicht, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. "Eine Rückbesinnung auf ein ausgeprägtes journalistisches Ethos tut hier Not."
Bettermann sagte, es seien nicht die Neuen Medien, "die den Journalismus kaputt machen, sondern eine medienübergreifende 'copy und paste'-Philosophie und digitales Content-Recycling. Wir müssen deutlich machen, dass es mit Hochgeschwindigkeits-Journalimus im Neue-Medien-Rausch nicht getan ist." Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die auch heftig auf die Medienmärkte und Medienstrukturen durchschlage, verstärke vorhandene Tendenzen weiter. Einmal zerschlagene Strukturen - etwa die Einstellung von Lokalredaktionen oder das Austrocknen von Nachrichtenagenturen - ließen sich jedoch kaum mehr wiederherstellen. "Wir müssen der drohenden publizistischen Verarmung und einem Verlust an Pluralismus energisch entgegenwirken", so Bettermann.
Durch die "Versöhnung traditioneller und Neuer Medien" könnten wirkungsvolle neue Darstellungsformen entstehen. Man müsse die jeweiligen Stärken intelligent nutzen und kombinieren. Hier eröffneten sich bislang nicht dagewesene Möglichkeiten, mit der journalistischen Arbeit einen noch nachhaltigeren Eindruck beim Publikum zu hinterlassen - und damit auch als Wirtschaftsunternehmen erfolgreich zu sein.
Der Chef des deutschen Auslandsrundfunks wies auf die hohe Bedeutung von Neuen Medien für unfreie Gesellschaften hin. Internet, Blogs und Twitter hätten vielerorts staatliche Informationsmonopole gebrochen. Auch aus vermeintlich abgeschirmten Ländern seien inzwischen authentische Informationen aus erster Hand zu bekommen, die in den globalen Informationsstrom eingespeist würden. Die Demokratisierung und das öffentliche Einfordern von Menschenrechten ließen sich nicht mehr aufhalten. Weltweit eröffneten die Medien entscheidende Schritte in ein demokratischeres Zeitalter. Bettermann: "Wenn ich nach China oder den Iran schaue, stelle ich fest: Der Anfang ist gemacht." In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern seien digitale Sprünge zu erwarten, die manch einer diesen Ländern nie zugetraut hätte. Aufgabe der westlichen Welt sei es, diese Bestrebungen nach Kräften zu unterstützen, beispielsweise durch die Aus- und Fortbildung von Medienschaffenden.
Mitveranstalter des Deutsche Welle Global Media Forum vom 3.-5. Juni im World Conference Center Bonn ist die Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn. Unterstützt wird die Konferenz zudem vom Auswärtigen Amt, der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der Stadt Bonn, von DHL, Economist, Intermedia, KD Deutsche Rheinschifffahrt AG sowie den Unternehmen der dpa-Gruppe news aktuell und picture alliance.
3. Juni 2009
Deutsche Welle Global Media Forum 3. - 5. Juni 2009 in Bonn
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