"2011 ist für mich das Jahr der Menschenrechte", sagte der Intendant mit Blick auf die Umwälzungen im Nahen Osten. "Medien können ein mächtiges Instrument bei der Verwirklichung der Menschenrechte sein: als Informationsbrücke und Instrument der Aufklärung. Die Sozialen Medien - vor allem Facebook, Twitter und Blogs - haben neue Impulse gesetzt. Sie sind kommunikativer Motor und Katalysator von Protestbewegungen."
Regierende und Regierte in der ganzen Welt müssten sich mit ihrem Potenzial beschäftigen, ebenso wie Vertreter der traditionellen Medien. Zugleich wies Bettermann darauf hin, die Digitalisierung der Kommunikation habe die Unübersichtlichkeit und die Manipulationsmöglichkeiten multipliziert. "Internet und Soziale Medien sind wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Ihre Chancen sind so groß wie ihre Gefahren." Das Web 2.0 habe den Globus gläsern gemacht - mit unübersehbaren Konsequenzen für Unterdrücker und Unterdrückte. In manchen Staaten habe sich das Web 2.0 "geradezu als Jobmaschine für regierungsamtliche Meinungslenker" erwiesen, sagte der Intendant.
Es stelle sich die Frage, welche Konsequenzen gerade Facebook für die Menschenrechte habe. "Geben wir die mühsam errungenen Freiheitsrechte mittelfristig auf, wenn wir kritiklos dem Goldenen Kalb des Web 2.0 huldigen?" Unter Mithilfe mehrerer Hundert Millionen Menschen entwickle sich Facebook "zum weltumspannenden digitalen Leviathan". Die nahezu totale Transparenz durch eine unüberschaubare Zahl von Akteuren mitunter zweifelhafter Identität habe eine Kehrseite, so Bettermann: "Im 'information-overload' geht die Verlässlichkeit der Information tendenziell gegen Null. Mit unübersehbaren Konsequenzen gerade in einem so sensiblen Bereich wie dem der Menschenrechte: Verunglimpfung, Desinformation, Manipulation sind Tür und Tor geöffnet."
Vor diesem Hintergrund seien professionelle Medien mehr denn je gefragt und gefordert. "Professionalität und Verlässlichkeit, das sind die Erwartungen des Publikums an den Journalisten, den Scout im Informationsdschungel."