Auf dem Gelände eines ehemaligen Altenheims in Berlin-Gatow wohnen seit einigen Monaten in kasernenartigen Gebäuden rund 800 Menschen aus aller Welt. Sie sprechen Arabisch, Dari, Farsi, Serbisch, Tigrinya. Sie alle sind Flüchtlinge, die mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach Deutschland gekommen sind.
Rassistische Gewalt spricht sich herum
Alle hier in dem Berliner Wäldchen wissen von den Ereignissen in Heidenau bei Dresden, wo Steine, Böller und Flaschen flogen und ein rechter Mob eine Flüchtlingsunterkunft stürmen wollte. Die Flüchtlinge sind gut vernetzt. Sie erfahren solche Nachrichten über Facebook, Twitter oder telefonisch. Aber keiner redet schlecht über Deutschland und die Deutschen. Alle sind höflich und bedanken sich für die Unterstützung durch Ämter und ehrenamtliche Helfer. Sie wollen endlich nach vorne schauen.
In der DW-Sendung Shababtalk erzählen sie Moderator Jaafar Abdul Karim ihre Geschichten. Einige seiner Gäste verraten nicht ihren richtigen Namen, denn die Angst vor Verfolgung durch das Regime in Syrien reicht bis hierhin, nach Berlin.
Nisrin ist 27 Jahre alt und kommt aus der syrischen Stadt Homs. Geflohen ist sie mit ihrem Bruder und vier Kindern. Ihr Mann war vom syrischen Regime verhaftet und umgebracht worden. Von der Türkei kam sie in einem Schlauchboot nach Griechenland. „Ich war dem Tod sehr nah, aber ich hatte keine andere Wahl.“ Nisrin ist stark. Für ihre Kinder. „Ich bin glücklich, hier zu sein“, sagt sie. „Ich habe hier neue Freunde kennengelernt. Dadurch kann ich meine Traurigkeit vergessen.“
„Ich will nur als Mensch wahrgenommen werden.“
Nisrin redet wie alle anderen Gesprächspartner auf Arabisch. Das ist das Besondere an dieser Talkshow: Weil alle in ihrer Muttersprache reden, ist das Vertrauen in diesem fremden Land schneller hergestellt. „Du hast traurige Augen“, sagt Moderator Jaafar Abdul Karim. „Weil in Syrien immer noch Chaos herrscht“, antwortet Nisrin. „Und viele Menschen in Syrien denken, dass man in Europa einfach shoppen geht. Und dass das Leben eine Erholung ist. Aber so ist das nicht.“
Auch Ghanya wollte ihrer Heimat Syrien nie den Rücken kehren. Nachdem einer ihrer Söhne erschossen wurde, beschloss sie aber, die Heimat mit ihrem anderen Sohn zu verlassen. Was dann folgt, klingt schon vertraut: Türkei, Schlauchboot, Griechenland, Serbien, Ungarn, Deutschland, Flüchtlingsunterkunft. Die Stichworte eines Zeitrafferfilms im Leben von Zehntausenden Menschen, die gerade in Europa ankommen. Dahinter liegt immer derselbe Albtraum und die Hoffnung auf Sicherheit. „Ich bin eine hilflose alte Frau“, erzählt Ghanya. „In einem Zug in Serbien hat mich die Polizei geschlagen. Und in der Türkei haben Polizisten mir alles genommen – sogar mein Parfum.“
„Was ist deine Botschaft?“, fragt DW-Moderator Jaafar Abdul Karim einen jungen Mann aus Mosul im Irak. „Ich will nur als Mensch wahrgenommen werden.“
Hier finden Sie ein Video zur Sendung - einen Beitrag aus unseren DW-Nachrichten:
http://www.dw.com/...
Shababtalk – Stimme der arabischen Jugend
Das gesellschaftskritische Talk-Format im arabischen TV-Programm der Deutschen Welle ist zur „Stimme der arabischen Jugend geworden“, wie Moderator Jaafar Abdul Karim sagt. Sensible Themen, auch solche, die in vielen arabischen Ländern tabu sind, authentisch vermitteln, so das Credo der Sendung. In Nordafrika, Nahost und der Golfregion ist Shababtalk inzwischen ein etabliertes und viel zitiertes Forum für Diskussion und Meinungsaustausch geworden. Die Sendung findet jede Woche ein Millionenpublikum und wird in Sozialen Medien lebhaft begleitet. Das 24-stündige arabische TV-Programm der DW ist via Satellit in der gesamten Region von Oman bis Marokko zu empfangen.