Es gebe für Sie keinen Zweifel daran, "dass Viktor Janukowitsch damit zu tun hat", sagte die ukrainische Journalistin Tetiana Chornovol. "Der einzige Punkt ist, ob er persönlich den Befehl gab oder ob es einfach nur eine 'Schwarze Liste' gibt, nach der man vorgeht", so die 34-Jährige, die sich nach dem Überfall im Dezember 2013 in einem Krankenhaus befindet.
In den vergangenen drei Jahren habe sie sich "nicht als Journalistin, sondern als Kämpferin gegen Viktor Janukowitsch", gesehen, so Chornovol, die für die oppositionelle Online-Zeitung Ukrainska Pravda arbeitet. Es gehe aber nicht darum, was man ihr "getan" habe. "Das Wichtigste in meinem Leben ist für mich mein Land, die Ukraine als unabhängiger Staat. Unter Präsident Janukowitsch gibt es diesbezüglich gewisse Bedrohungen. Und nach den Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gibt es sogar ziemlich ernsthafte Bedrohungen für die Unabhängigkeit der Ukraine", so Chornovol im Interview aus dem Krankenhaus.
Chornovol, die in der proeuropäischen Protestbewegung aktiv ist, geht davon aus, dass man sie bei dem Überfall habe töten wollen. Sie ist bekannt für ihre Berichte über Korruption und Amtsmissbrauch unter ukrainischen Spitzenpolitikern und bezeichnete sich gegenüber der DW als "Pionierin der Enthüllungen" über Janukowitschs Residenzen, zum Beispiel der in Meschyhirja bei Kiew. "Mir ist es gelungen, von dem Bau eines riesigen neuen Anwesens der Janukowitsch-Familie am Aya-Kap auf der Krim sowie von dem Bau einer weiteren Residenz in Kontscha-Saspa nahe Kiew zu erfahren", berichtete Chornovol der DW.
Der Luxus, den die Präsidentenfamilie betreibe, sei "unnormal", so Chornovol. Die Offenlegung der Baupläne sei für Janukowitsch ein "ziemlicher Schlag". Chornovol räumte ein, dass sie sich die Pläne "auf illegalem Weg" beschafft habe. "Aber da sich die Residenz in Kontscha-Saspa teilweise auf staatlichem Grund und Boden befindet, ist diese Residenz an sich 'gestohlen'. Es stellte sich hier die Frage, wer wem was gestohlen habe", sagte die Aktivistin.
Durch die massive öffentliche Unterstützung in der Ukraine fühlt sich Chornovol zurzeit sicher vor Verfolgung: "Ich bin sehr dankbar für die heftige Reaktion der Menschen auf das, was mit mir passiert ist."