Von insgesamt 15 Millionen Minderjährigen ist jedes sechste Kind von Armut betroffen, d.h. der Lebensunterhalt wird durch Hartz-IV-Bezüge bestritten. Besonders beunruhigend findet Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, die Verdoppelung der Zahl der Betroffenen seit dem Jahr 2004. „In der Konsequenz bedeutet das für diese Kinder: erstens eine erhebliche Reduzierung ihrer Chancen auf einen guten Schulabschluss, zweitens einen mangelhaften Gesundheitszustand bedingt durch z.B. schlechte Ernährung und drittens eine verminderte Förderung und Teilnahme an kulturellen Aktivitäten. Hinzu kommt, dass auch das Familienleben in vielen Hartz-IV-Familien Problem beladen verläuft und sich negativ auf die Entwicklung der Minderjährigen auswirkt“, erläutert Heinz Hilgers die Auswirkungen der Kinderarmut. „Die Zukunft armer Kinder sieht nicht rosig aus. Darum fordern wir die Politiker unseres Landes auf, endlich zu handeln. Schluss mit der Politik der kleinen Schritte. Es muss jetzt und sofort gehandelt werden. Gern stehen wir hier beratend mit unserem Know-how zur Verfügung. Der Deutsche Kinderschutzbund fordert die Bundesregierung auf, endlich die schon für das Jahr 2006 im Koalitionsvertrag versprochene Reform des Kinderzuschlages als wirksames Mittel gegen Kinderarmut durchzuführen und schnellstmöglich in Kraft zu setzen. Ein großer Schritt ist die flächendeckende Sicherstellung von kindgerechten, kostenfreien und ganztägigen Betreuungsmöglichkeiten und Bildungsstätten. Der DKSB fordert die Bundesregierung auf, „die Bundesländer und die Kommunen zum Ausbau der Ganztagsbetreuung in allen Altersgruppen zu verpflichten und sie dabei finanziell zu unterstützen. Für die Kinder von Empfängern von ALG II, Leistungen nach SGB XII und AsylbG sowie für Kinder, für die ein Kinderzuschlag gezahlt wird, soll der Besuch ganztägiger Bildungseinrichtungen kostenlos gestaltet werden“, fasst Heinz Hilgers die zentralen Forderungen des Deut-schen Kinderschutzbundes zusammen.
In Bayern leben 158.000 Kinder bis 14 Jahren in ALG II Familien.“ Diese Zahl bedrückt umso mehr auf dem Hintergrund, dass Armut vererbt wird und oftmals Bildungsarmut mit sich führt“, so Ekkehard Mutschler, Landesvorsitzender des Kinderschutzbundes in Bayern e.V.. Materielle Armut hat für Kinder oftmals Konsequenzen für die gesamte Lebensbiographie: Sie haben schlechtere Bildungschancen in unserer Gesellschaft und sind häufig auch in ihrer körperlichen Entwicklung beeinträchtigt.
Bundesweit machen heute 2,6 Millionen Fähnchen sichtbar, was hinter vielen Haustüren in Deutschland traurige Realität ist: Kinderarmut. Man darf die Augen im Angesicht dieser Zahlen nicht verschließen. Darum sind am Weltkindertag viele Unterstützer beim Fahnenstecken dabei. Auch sie sind der Meinung, dass deutliche Zeichen gegen Kinderarmut für Politik und Bevölkerung gesetzt werden müssen. 2,6 Millionen Mal.