Die Zahl der Schäferbetriebe in Bayern ging seit dem Jahr 2005 um rund 17% zurück, die Zahl der Schafe sank sogar um ca. 20% bzw. 63.000 Schafe. Für viele Schäfer ist zudem die Hofnachfolge ungewiss. Insbesondere naturschutzfachlich und touristisch attraktive Landschaften, wie das Altmühltal oder die Fränkischen Schweiz sind auf die Bewirtschaftung durch Schäfer angewiesen.
In einem landesweiten Kooperationsprojekt zum Erhalt wertvoller Naturschutzflächen durch extensive Schafbeweidung soll die bayerische Hüteschafhaltung nun neuen Aufschwung erfahren. Das gemeinsame Vorhaben wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit fachlich und finanziell unterstützt. Die Verbände wollen zum Beispiel vor Ort mit Schäfern, Landschaftspflegern und Behörden nach vorbildlichen Lösungsansätzen suchen und für deren bayernweite Übertragung werben. So sollen alle mit der Hüteschäferei befassten Ministerien sowie nachgeordnete Behörden, Verbände, Planer und Kommunen vernetzt werden, um sich in ihren Arbeitsbereichen für die Hüteschäfer und damit für die artenreiche Landschaft einzusetzen.
Für die Aufrechterhaltung der Hüteschäferei spielen vor allem Flächenzugang und Flächenverfügbarkeit eine sehr wichtige Rolle. Der zunehmende Nutzungsdruck auf landwirtschaftlichen Flächen sorgt für einen Mangel an Weide- und Pferchflächen. Baumaßnahmen oder auch Wasserschutzgebiete stellen für die wandernden Schafherden oft schwer zu überwindende Barrieren dar.
Eine Chance sehen die Verbände durch die Bewirtschaftung von Wind- und Photovoltaikanlagen. Eine Doppelnutzung durch Beweidung auf den Flächen zur Energiegewinnung kann für alle Beteiligten von Vorteil sein: Die Flächen können kostengünstig gepflegt werden und gleichzeitig wird ein Beitrag zur Biotopvernetzung durch die wandernden Schafherden geleistet.
Auch im Zuge der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) muss im Interesse der Landschaftspflege die Weidetierhaltung unterstützt werden. Der Deutsche Verband für Landschaftspflege fordert aktuell in einem Brief an Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner zusätzlich zu den bestehenden Direktzahlungen die Einführung einer gekoppelten „Weideprämie“, die sich aus der Anzahl der Weidetiere in der Landschaft berechnet. Die EU gibt Deutschland neuerdings die Möglichkeit, bis zu 8 % des nationalen Finanzrahmens der GAP für die Zahlung bestimmter Erzeugnisse, wie zum Beispiel Schaffleisch, aufzuwenden. Diese Gelder könnten dann an die Haltung von Weideschafen gebunden werden. Aus Sicht der Landschaftspfleger ist diese Maßnahme dringend notwendig, um den dramatischen Rückgang der Weidetiere zu stoppen.