Gerade der Gebäudesektor biete für eine wirksame Klimapolitik viele Chancen. „Hier lassen sich Klimaschutzmaßnahmen und Förderung des Wirtschaftswachstums exzellent verknüpfen“, meint die Ingenieurin. In der gesamten Europäischen Union ließen die Bestandsgebäude energetisch zu wünschen übrig. Der Gebäudesektor verursache im Durchschnitt rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und über ein Drittel der Treibhausgasemissionen. Klempnow: „Das ließe sich mit einer drastischen Erhöhung der Sanierungsraten korrigieren.“
Das DEN schließt sich damit Forderungen und Vorschlägen an, wie sie auch vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW München) und vom Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) ins Spiel gebracht werden. Die beiden Organisationen sind Kooperationspartner des DEN. „Deutschland kann über den Weg der Verknüpfung erfolgreicher Wirtschafts- und effektiver Klimapolitik Europa stabilisieren und langfristig stärken“, sagt die DEN-Vorsitzende. „Großzügige staatliche Förderungen für Renovierungen und Sanierungen bieten sich als Mittel an. Mit den zur Verfügung gestellten Milliarden ließen sich neue Arbeitsplätze schaffen und darüber weitere Steuereinnahmen generieren. So könnten Staaten auch drohenden Strafzahlungen für verpasste Klimaziele vermeiden.“
Marita Klempnow begrüßt die im sogenannten Green Deal der EU-Kommission formulierten Pläne, die Gebäudesanierungsraten in Europa von derzeit 1% Prozent pro Jahr mindestens zu verdoppeln. In diesem Zusammenhang könnte auch die von zahlreichen Unternehmen und Institutionen aus ganz Europa unterzeichnete Initiative „Renovate Europe“ nützen, die einen Sanierungsfonds für alle Europäer vorschlägt. Dieser soll mit 100 Mrd. Euro pro Jahr die nötigen Finanzmittel freisetzen, um das Ziel von 3% jährlicher Sanierungen zu erreichen. In einem offenen Brief an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hatten die Unterzeichner vor wenigen Wochen darauf hingewiesen, dass die Bauindustrie mit ihren angeschlossenen Gewerken in EU-Europa rund 9% der Wirtschaftsleistung repräsentiere und über 16 Millionen Arbeitnehmer beschäftige. Insofern habe eine Unterstützung dieser Industrie neben der wirtschafts- und klimapolitischen immer auch eine große soziale Dimension. (https://www.renovate-europe.eu/)
„Es gibt zahlreichen Ideen und Möglichkeiten, die aktuelle schwierige wirtschaftliche Lage für kluge und langfristige klimapolitischen Weichenstellungen zu nutzen“, sagt Marita Klempnow: „Wirtschaftliche Gesundung und Klimaschutz passen zusammen! Und wir sollten die deutsche Ratspräsidentschaft nützen, durch solche Programme Europa stärker und solidarischer zu gestalten.“