- Sinus-Milieu-Studie der badischen und württembergischen Landeskirchen auf der Herbstsynode vorgestellt
- "Ergebnis ist ein hervorragendes Zeugnis für die Arbeit der Diakonie"
Für 94 Prozent der evangelischen Christen in Baden und Württemberg gehört der Einsatz für den Nächsten zum evangelischen Profil von Kirche. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Sinus-Milieu-Studie, die derzeit in der Landessynode, dem Parlament der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, vorgestellt wird. "Die Ergebnisse sind ein hervorragendes Zeugnis für die Arbeit der Diakonie", so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender der württembergischen Diakonie. Rund drei Viertel der telefonisch Befragten erwarten zudem von der Kirche, dass sie sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzt. "Offensichtlich wird die Kirche mit ihrer Diakonie als notwendiges Korrektiv in einer von ökonomischen Zwängen und Leistungsdruck bestimmten Gesellschaft wahrgenommen", so Kaufmann weiter.
Kaufmann betont, dass der Einsatz für gerechte Teilhabe allerdings nicht nur Zustimmung, sondern auch tatkräftige Unterstützung brauche. Die gute Resonanz zum Beispiel auf die Vesperkirchen oder Mittagstische zeige die große Bereitschaft vieler Christen sich zu engagieren. Beide Beispiele stehen für den Erfolg einer Gemeindediakonie, die bewusst Menschen unterschiedlicher Milieus anspricht und sie miteinander verbindet. Nur so - davon ist Oberkirchenrat Dieter Kaufmann überzeugt - ist echte Teilhabe möglich. "Diakonisch aktiven Gemeinden gehört die Zukunft. Sie sprechen Menschen aus allen Gruppen und Schichten der Bevölkerung an. Sie sind, entgegen der Ergebnisse der Sinusstudie, eben nicht nur in der Mittelschicht verankert."
Das Diakonische Werk stärkt gezielt die Gemeindediakonie. So startet sie beispielsweise derzeit mit Unterstützung der Landeskirche ein Projekt, das den Grundgedanken der Inklusion, also der gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft, gerade in den Gemeinden stärken will. Und durch das Projekt Seelsorge im Alter werden Formen gesucht, wie alte Menschen in der Gemeinde besser begleitet werden können. Wesentlich sei hier, dass Gemeinden und diakonische Einrichtungen und Dienste intensiver zusammenarbeiten und voneinander lernen. Der Diakoniechef ist überzeugt: "Gemeindediakonie macht die Gemeinden bunter und lebendiger. Im Sinne des Evangeliums werden diese Gemeinden fähig, die Milieugrenzen zu überschreiten und Angebote für alle Gemeindeglieder zu entwickeln." Die Sinus-Studie habe einmal mehr gezeigt, dass die Glaubwürdigkeit von Kirche ganz entscheidend mit ihrem diakonischen Engagement verbunden sei. "Hier steht der einzelne Mensch in seiner ihm von Gott gegebenen Würde im Mittelpunkt, mit seinen Möglichkeiten und Grenzen. Das ist eine heilsame und notwendige Relativierung aller Milieuzuschreibungen", so Kaufmann.