"FSJplus hat sich bewährt. Das Konzept ist noch nicht am Ende, sondern wird weiterentwickelt. Das erfordert in den nächsten Jahren enorme Anstrengungen. Es lohnt sich, Sie sind der Beweis dafür", sagt Oberkirchenrat Helmut Beck, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Die Teilnehmer verbringen insgesamt ein Jahr in einer Einrichtung, die restliche Zeit des zweijährigen FSJplus werden sie in der Gotthilf-Vöhringer-Schule auf den Realschulabschluss vorbereitet.
"Es war anstrengend, doch es hat sich gelohnt", resümiert Angela Müller. Die 24-Jährige geht jetzt eine Ausbildung zur Altenpflegerin an, zuvor versuchte sie, Fleischereifachverkäuferin zu werden, kam aber in dem Beruf nicht zurecht. "Zähne zusammenbeißen und durch empfiehlt sie ihren Nachfolgern in der Gotthilf-Vöhringer-Schule. Schulleiter Gerhard Amend erklärt, dass seine Schüler innerhalb eines Jahres "ein enormes Pensum an Lernstoff aufholen müssen". Dazu komme, dass die jungen Menschen im FSJplus meist einen mäßigen Hauptschulabschluss haben und somit über wenig schulisches Wissen verfügen. Umso größer wiegt denn auch die mit dem Realschulabschluss im FSJplus verbundene Qualifikation, bestätigt Schulleiter Amend. Der Geschäftsführer der Schule, Ernst Melzer, sagt, "dieser Abschluss verdient großen Respekt". Das FSJplus-Modell stehe "für das, was wir in der Diakonie erreichen wollen". Oberkirchenrat Beck betont die vielfältigen Möglichkeiten, die sich durch das FSJplus öffneten, viele Beziehungen seien während des Freiwilligendienstes gereift und hätten die soziale Kompetenz der Absolventen gefördert: "Ich freue mich, dass viele von Ihnen einen Beruf gefunden haben. Ihr Erfolg macht uns als Diakonie zufrieden und stolz." Neben dem neuen Wissen haben die Schüler auch neue Freunde gefunden. "Das Tollste sind die Menschen, die ich hier kennen gelernt habe, die Mitschüler und auch die Lehrer", so zieht Angela Müller ihr Fazit.
Das Projekt soll langfristig zum Regelangebot werden. Schon heute gibt es deutlich mehr Bewerbungen als Plätze. Ab dem kommenden Jahr werden sich jeweils zwei Jugendliche ihre Plätze in Schule und Einsatzstelle im Tandemverfahren teilen, so dass mehr Kapazitäten frei werden.
Das vor fünf Jahren vom Diakonischen Werk Württemberg ins Leben gerufene Projekt gibt den Teilnehmern die Chance, das in ihnen liegende Potential zu erkennen und zu nutzen. Die Jugendlichen haben sich in den meisten Fällen vor dem FSJplus vergeblich um einen Ausbildungsplatz bemüht, schlechte Hauptschulabschlüsse und abgebrochene Ausbildungen.
Die Betreuung und Hilfe, die während des FSJplus gegeben wird, hat bundesweit Beachtung und mittlerweile einige Nachahmer gefunden. Elemente, die von der Diakonie für dieses Projekt entwickelt worden sind, flossen auch mittlerweile in die Gesetzgebung für Freiwilligendienste ein. Die Anerkennung für die Pionierarbeit in der Bildung für Benachteiligte drückt sich auch in den Glückwünschen der beteiligten Ministerien auf Land- und Bundesebene aus. "Das FSJplus hat sich gut bewährt. Hoffentlich macht es weiter Schule", so etwa Ministerialdirigent Gerhard Segmiller vom Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg.
Das FSJplus wird finanziert aus Eigenmitteln der Diakonie, durch das Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg aus Geldern des Europäischen Sozialfonds, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.