"Zu einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung gehört das Angebot der Sonderpflegedienste in der häuslichen Umgebung als wichtiger Baustein dazu," sagt Matthias Kneissler, zuständiger Referent im Diakonischen Werk Württemberg. Bei den Hausbesuchen gelinge es den Mitarbeitenden der Pflegedienste, Menschen in einer psychischen Not aufzufangen, sie durch kontinuierliche Kontakte zu stabilisieren und weitere Hilfen in der Umgebung zu organisieren. Die Ersatzkassen widersprechen mit ihrer Entscheidung der von der Bundesregierung geforderten Gleichstellung von psychisch und körperlich erkrankten Menschen. Auch wirtschaftlich gesehen sei die Entscheidung nicht nachzuvollziehen. "Auf einen Monat hochgerechnet, belaufen sich die Mehrkosten einer stationären Behandlung auf rund 3.600 Euro", sagt Dr. Klaus Obert, Bereichsleiter beim Caritasverband für Stuttgart, der neben der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart und der BruderhausDiakonie Reutlingen die Sonderpflegedienste anbietet.
Zum Hintergrund: Die Sonderpflegedienste für psychisch kranke Menschen sind im Jahr 1995 auf Initiative des baden-württembergischen Sozialministeriums eingerichtet worden. Nach der Pionierphase haben diese drei Träger die Sonderpflegedienste weiter geführt und betreuen derzeit insgesamt rund 150 Patienten. Aufgrund der im Jahr 2006 neu geregelten Bundesrichtlinien.kann Häusliche Psychiatrische Pflege nur bis zu vier Monate in Anspruch genommen werden. Darum mussten die Verträge zwischen den Pflegediensten von Caritas Stuttgart, Evangelischer Gesellschaft und BruderhausDiakonie und den Krankenkassen angepasst werden. Dies gelang mit der AOK, so dass deren Patienten diese Pflegeleistung auch künftig zur Verfügung steht. Die Ersatzkassen lehnten dies ab und kündigten die Verträge ersatzlos. Deren Patienten werden somit vom Angebot der häuslichen psychiatrischen Pflege ausgeschlossen und werden wesentlich häufiger stationäre Pflege in Anspruch nehmen müssen.