Ulrich Schöller ist Bewohner des Hans-Sachs-Hauses, einer diakonischen Einrich-tung der Wohnungslosenhilfe in Stuttgart. Er hatte die Idee. "Ich wollte etwas im künstlerischen Bereich machen", berichtet Schöller: "Da kam mir der Geistesblitz, eine Mail-Art-Aktion zum Thema Armut zu machen." Im Internet hat er aufgerufen, ihm Kunstwerke zum Thema "Armut" in Postkartengröße zuzusenden.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 144 Fotos, Collagen und Aquarelle zum Thema Armut sendeten verschiedene Künstler aus der ganzen Welt dem Ausstellungsmacher Ulrich Schöller zu. Darunter sind Kunstwerke aus Österreich, Palästina, der Schweiz, Japan und Italien Teils haben die Künstler die Werke selbst entworfen, teils Bilder großer Meister verfremdet und so zu einem eigenen Kunstwerk gemacht. Ulrich Schöller suchte 120 Exponate aus und ordnete die Stücke, die in 19 Bilderrahmen untergebracht sind, thematisch für eine Ausstellung.
Das Thema Armut ist aktueller denn je. Jeder sechste Bundesbürger lebt inzwischen unter der Armutsgrenze, fast jeder vierte Beschäftigte arbeitet um Niedriglohn. Selbst im reichen Baden-Württemberg gibt es jedes Jahr neue Rekordzahlen bei wohnungslosen Menschen, derzeit sind es rund 25.000. Die Ausstellung gibt also Einblick in ein aktuelles Thema und zeigt auf, wie Mail-Art-Künstler sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Mail Art beschreibt ursprünglich die Kunst, die per Post gesendeten Briefe, Karten, Gegenstände und Dokumentationen zu sammeln und zu archivieren. Seit den 1960er Jahren galten die von Netzwerkern versendeten Gegenstände und Mitteilungen nur als Spuren des umfassenden künstlerischen, politischen und philosophischen Unternehmens Mail Art. Mail Art wurde auch als soziales und politisches Medium genutzt, beispielsweise als Mittel des Widerstands in manchen Diktaturen. Mit dem Siegeszug des Internet verlagerte sich freilich auch die Mail Art dorthin.
Eröffnet wird die Ausstellung im Rahmen der Hausandacht der württembergischen Diakonie am Montag, 6. Juli, um 8.30 Uhr. Schöller führt dabei in die Ausstellung ein, anschließend gibt es einen Imbiss und der Ausstellungsmacher bietet Führungen an. Die Ausstellung ist zu sehen im Diakonischen Werk Württemberg, Heilbronner Straße 180, 70191 Stuttgart, von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und am Freitag von 9 bis 16 Uhr.
Weitere Informationen zu den Ausstellungsstücken und ein Link zu den Postkarten finden sich unter www.hans-sachshaus.de im Internet.