Auch für Angehörige oder Kollegen sei es wichtig, digital Kontakt aufnehmen zu können. „Wenn auf diesem Weg Vertrauen entsteht, wird der persönliche Kontakt mit Vermittlung weiterer Hilfen einfacher“, stellt Noller fest. Oftmals erschwerten auch weite Wege oder die familiäre Situation den Besuch der Beratungsstelle, was durch eine teilweise digitale Beratung abgemildert werden könne.
Auch auf den Einfluss der Pandemie auf die Suchthilfe macht Noller aufmerksam. Der Bedarf sei größer, die Möglichkeiten zur Hilfe seien dagegen durch die Pandemie beschnitten worden. Die Anzahl der Kontaktaufnahmen von Betroffenen und Angehörigen in den Suchtberatungsstellen habe sich erhöht. Einsamkeit, beengte Wohnverhältnisse, Zukunftsängste oder der Sorge vor Ansteckung führten zu erhöhtem Alkoholkonsum, Medikamentenmissbrauch und auch Rückfällen.
Gleichzeitig bremse die Pandemie die Suchtprävention in Schulen, Jugendhäusern oder Betrieben aus. Digitale Präventionsangebote müssten sich erst noch etablieren. Ein weiteres Problem ist: Die schwierige Situation von Kindern aus suchtbelasteten Familien könnte durch die Kontaktbeschränkungen leicht übersehen werden.
In der Suchtselbsthilfe können sich die Gruppen nicht oder nur sehr reduziert treffen. Diese Form der Unterstützung trage wesentlich zur Stabilisierung von Betroffenen und Angehörigen bei. Die Gruppen hätten zwar mit viel Engagement versucht, untereinander Kontakt zu halten, dennoch komme es zu Rückfällen.
Weiter erschwere die Pandemie die wirtschaftliche Lage der Sucht-Rehabilitationskliniken. Deren Finanzierung hängt von der Belegung ab, wegen der Hygienemaßnahmen ist aber keine Vollbelegung möglich.
Eine Chance in der Krise benennt Noller: Die zunächst der Not geschuldeten Formate wie Telefon-, E-Mail- und Online-Beratung, Videochats oder das Nutzen sozialer Medien erweiterten die Möglichkeiten, Kontakt aufzunehmen und zu halten.
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