Verabreicht die Pflegekraft einem Patienten Medikamente, spritzt Insulin und legt Thrombose-strümpfe an, bezahlt die Kasse nur eine dieser Leistungen – weil alle in derselben Leistungsgruppe sind. Ein pflegebedürftiger Mensch muss nicht selten zehn Tabletten einnehmen. Um ihn dabei zu unterstützen, haben Pflegekräfte drei bis fünf Minuten Zeit. „Jetzt stellen Sie sich vor, dass der Patient Schluckstörungen hat, und die Schwester der einzige Mensch ist, dem er von seinen Sorgen erzählen kann“, erklärt Alexandra Brenner, Qualitätsmanagerin/Auditorin bei der Kirchlichen Sozialstation Sachsenheim, eine Ursache des Drucks auf die Pflegekräfte.
Dies wollen die 207 Diakonie-Sozialstationen der württembergischen Diakonie nicht mehr hinnehmen. Deshalb hat u.a. die Diakonie im Frühjahr die Verhandlungen mit den Kassen scheitern lassen und eine Schiedsperson beauftragt, über die Berechtigung ihrer Forderungen zu entscheiden. Mehr als 50 Diakoniestationen führen nun gemeinsam eine Kampagne „Pflege fair finanzieren“ durch.