Einsatz und Emissionen umweltrelevanter Stoffe minimieren
Ein speziell in der Fütterung traditionell intensiv verfolgtes Ziel ist nach wie vor die Minimierung des Einsatzes und der Emissionen von umweltrelevanten Stoffen wie N (Stickstoff) und P (Phosphor). Für die Zukunft wird es aber vermehrt darum gehen, bereits etablierte und verankerte Minimierungsstrategien in der Praxis zu erhalten und weiterzuentwickeln sowie darüber hinaus an gegebenenfalls neue Rahmenbedingungen anzupassen. Die gleichzeitig notwendige Offenheit für neue Herangehensweisen bleibt dabei weiterhin gefragt. So können neben klassischen Ansätzen wie der Optimierung der Aminosäurezusammensetzung der Ration, geeigneten Enzymzusätzen (vor allem Phytasen) oder dem Einsatz effizienter Probiotika beispielsweise Rationskomponenten mit einer besonders hohen Verfügbarkeit bzw. Verdaulichkeit einen wichtigen Beitrag leisten.
Methanproduktion im Fokus
Spätestens seit der letzten Dekade muss beim Thema „umweltrelevante Ausscheidungen“ auch unbedingt die Minimierung der Abgabe von Treibhausgasen wie Methan mitgedacht werden. In Deutschland spielt die Treibhausgasausscheidung aus der Landwirtschaft eine im Vergleich mit anderen Bereichen nach wie vor deutlich geringere Rolle (nach aktuellen Daten des Umweltbundesamts gehen circa 7,5 % der in Deutschland insgesamt anfallenden CO2-Äquivalente auf die landwirtschaftliche Produktion zurück, 3 % als Teilbereich davon auf eine Methanproduktion vor allem durch Wiederkäuer). Die Landwirtschaft ist jedoch ebenso aufgefordert, realistische Ansätze zur Minimierung zu entwickeln und umzusetzen. Das diesbezüglich in den letzten Jahren entstandene Aktivitätsfeld entwickelt sich stetig weiter. Für abgesicherte Reduktionsstrategien wie beispielsweise für N- und P-Emissionen besteht also enormer Innovationsspielraum, sodass sich die Branche dem Thema „klimafreundliche Betriebsmittel“ in den nächsten Jahren weiterhin auf allen Ebenen stellen muss.
Innovative Optimierungsansätze
Auf der EuroTier 2024 werden wieder interessante und innovative Optimierungsansätze präsentiert. Diese umfassen unterschiedliche Bereiche und reichen von Weiterentwicklungen der methanreduzierten Fütterung bis zur klimagasreduzierten Güllelagerung. Im Bereich der methansenkenden Zusätze scheinen weitere Produkte Praxisreife zu finden. Aber auch wenn durch treibhausgassenkende Verfahren keine Reduktion auf null zu erwarten ist, sollte dieser Weg unbedingt weiterverfolgt und dabei alle Reduktionspotenziale ausgelotet und die Strategien ebenso miteinander kombiniert werden, um einen möglichst großen Effekt im Gesamtbetrieb zu erreichen. Um nachweislich erfolgreiche Verfahren aber letztlich in der Praxis verankern zu können, muss dringend über den Einsatz belohnender Förderungen nachgedacht werden.
Tiergesundheit durch Fütterung fördern
Neben der angesprochenen Minimierung von Nährstoffausscheidungen hat seit jeher der Bereich der Tiergesundheit bzw. des Tierwohls eine sehr große Bedeutung, sei es über die erleichterte Umsetzung der allgemeinen Hygienemaßnahmen auf dem Betrieb oder ebenfalls über die Tierfütterung. Auch wenn dieser Bereich seit jeher auf der Agenda stand, sind die Anstrengungen der Branche gerade bei der Tierfütterung kontinuierlich gewachsen und werden dies vermutlich auch weiter tun. Gerade hier können auf der EuroTier viele Innovationen und Anregungen erwartet werden. Diese können von einer optimierten Versorgung mit direkt gesundheitsrelevanten Nährstoffen wie Vitaminen und Spurenelementen, der synergistischen Kombination verschiedener Nährstoffe bis hin zu optimierter Hygiene im Stall reichen. Zahlreiche Ansätze (z. B. Prä- und Probiotika oder ätherische Öle) haben auch das Ziel, auf verschiedene Weise das Mikrobiom des Tierdarmes positiv zu beeinflussen und so die allgemeine Resilienz der Tiere für verschiedene Stressoren zu steigern. Weitere Lösungen sind Fütterungskonzepte, die an spezielle Stoffwechsellagen des Tiers angepasst sind.
Nahrungskonkurrenz mit dem Menschen vermeiden
Der Einsatz von Betriebsmitteln ist stets Veränderungen unterworfen. Als übergeordnete und allgemeine Entwicklung im Bereich Futtermittel kann erwartet werden, dass bei einer allgemeinen Verknappung der (Land)Ressourcen die Vermeidung von Nahrungskonkurrenz mit dem Menschen ein wichtiger Treiber von Innovationen wird. Dies kann etwa bedeuten, dass betriebseigenes (Grund-)Futter in seiner Bedeutung weiter steigen wird (über die große Bedeutung hinaus, die es in vielen Bereichen natürlich auch heute schon hat). Auch die Nutzung jeder Form von Ko- bzw. Koppelprodukten wird weiter steigen. Wobei auch hier angefügt werden kann, dass dies von der Landwirtschaft bereits traditionell gut umgesetzt wird und die so vor allem bei der Lebensmittel- und Bioenergieproduktion anfallenden Ressourcen sinnvoll genutzt und effizient im Nährstoffkreislauf gehalten werden. Eine Konsequenz hieraus ist, dass allen Futtermitteln und Zusatzstoffen eine besonders große Relevanz zukommt, die den Einsatz solcher Futterkomponenten erleichtern bzw. effizienter gestalten (z. B. passende Ergänzungsfuttermittel).
Ausblick
Auch wenn sich eine Reduktion des Tierbestands in Deutschland abzeichnet, werden die Anforderungen an den landwirtschaftlichen Betrieb keinesfalls sinken. Vermutlich werden sie eher deutlich steigen, sodass einzelbetrieblich passende Lösungen weiter gefragt sind. In allen Bereichen des Betriebsmitteleinsatzes sind weiterhin hilfreiche Innovationen sehr willkommen. Die EuroTier 2024 erlaubt einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand und lädt zu Diskussion und Information ein.