Antiziganismus existiert in Frankreich bis in die Gegenwart. Auch nach der Zeit des zweiten Weltkriegs haben Roma in Frankreich noch mit diesem Phänomen zu kämpfen. In ihrem Vortrag am 27.Oktober 2015 werden die drei Menschenrechtsaktivisten Raymond Gurême, Saimir Mile und Pierre Chopinaud über die Situation der Roma im Nachbarland berichten. Durch ihre unterschiedlichen Erfahrungen, Gurême ist 1925 geboren und kämpfte in der Résistance, Mile und Chopinaud sind die Betreiber des Blogs „La Voix des Rroms", der sich mit romaspezifischen Themen beschäftigt und für die Minderheit einsetzt, bietet sich eine umfassende Perspektive auf dieses Thema. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit einer Diskussion.
Mit 85 Jahren veröffentlichte Raymond Gurême das Buch „Interdit aux Nomades", in welchem er die Diskriminierung der Roma in Frankreich anprangert. Diese Diskriminierung erlebt Gurême am eigenen Leib: Als er 15 war, wurde der Zirkus seiner Familie konfisziert und die Familie in „Zigeunerlagern" interniert. Er selbst konnte mehrmals aus verschiedenen Lagern fliehen und schloss sich der Résistance an. Bis in die jüngste Zeit war er immer wieder mit Antiziganismus konfrontiert. Traurige Bekanntheit erlangte er letztes Jahr, als die Medien darüber berichteten, dass er aus unerklärlichen Gründen härtesten polizeilichen Repressionen ausgesetzt wurde.
Erfahrungen wie diese werden auch in dem Buch „Avava Ovava" von Saimir Mile und Pierre Chopinaud verarbeitet. Das Buch behandelt die Gegenwart und Vergangenheit der größten Minderheit Europas, ausgehend von den Ereignissen im August 2013:
Zu diesem Zeitpunkt trifft sich eine Gruppe junger Menschen aus ganz Europa in Auschwitz. Anlass war der Jahrestag der Nacht des zweiten Augustes, der Liquidation des „Zigeuner-Lagers" von Birkenau. Bei der Beschäftigung mit der Vergangenheit fehlt der Bezug zur Gegenwart jedoch nicht: Im gegenwärtigen Europa gibt es neue Gewalt gegen die Minderheit, durch Abschiebungen, Pogrome, sogar Morde wird die Existenz von Angehörigen der Minderheit bedroht.
Die Veranstaltung findet in deutscher und französischer Sprache statt. Der Eintritt der Veranstaltung ist frei.