91 PatientInnen mit Depressionen, Angstzuständen oder psychosomatischen Störungen, die von ÄrztInnen aus dem Lehrgang „Psychotherapeutische Medizin“ behandelt wurden, waren die ProbandInnen. Die Qualität der Therapie wurde aus unterschiedlichen Perspektiven mit direkten und indirekten Messmethoden untersucht: Das Befinden der PatientInnen wurde am Anfang und am Ende der Therapie sowie ein halbes Jahr nach Abschluss der Behandlung ermittelt. Zusätzlich wurden Angehörige der PatientInnen befragt und die Aufzeichnungen der ÄrztInnen nach jeder Therapieeinheit ausgewertet. Sämtliche Informationen wurden in die Auswertung einbezogen. Zur Kontrolle wurde eine Gruppe von PatientInnen anstelle der Psychotherapie mit Medikamenten behandelt.
Psychotherapie wirkt nachhaltiger als Medikamente
Die Untersuchung ergab, dass sich Psychotherapie durch ÄrztInnen positiv auf PatientInnen auswirkt. Dieses Ergebnis ist nicht überraschend, da die positive Wirkung psychotherapeutischer Maßnahmen bereits in anderen Studien nachgewiesen wurde. Überraschend ist jedoch die Nachhaltigkeit der Psychotherapie. Bei vielen Patienten trat der so genannte „Sleeper-Effekt“ auf. Das heißt, ihr Zustand hat sich innerhalb eines halben Jahres nach Abschluss der Psychotherapie weiter verbessert. In keinem Fall ist eine Verschlechterung des Zustandes eingetreten.
Der Vergleich mit der Kontrollgruppe, die anstelle von psychotherapeutischen Maßnahmen ausschließlich mit Medikamenten behandelt wurde, zeigt deutlich: Medikamente bewirken zwar schneller Effekte, in der Langzeitwirkung schneidet aber die Psychotherapie besser ab.
Geringe psychotherapeutische Belastung, hohe Effektivität
Ein weiteres, überraschendes Ergebnis ist, dass, obwohl die behandelnden ÄrztInnen erst in Weiterbildung zur Psychotherapeutischen Medizin waren, durch die Therapien erhebliche Verbesserungen des Zustandes der PatientInnen erreicht wurden. Die Effekte sind vergleichbar mit jenen anderer Psychotherapieverfahren, die von erfahrenen TherapeutInnen unter Praxisbedingungen durchgeführt wurden. Die Studienautoren führen dieses Ergebnis auf das so genannte „Arbeitspensumphänomen“ zurück. Dieses besagt, dass Psychotherapeutische MedizinerInnen durch intensivere, längere Beschäftigung mit einer geringeren Anzahl von PatientInnen in der Woche bessere Behandlungsergebnisse erzielen. Im Rahmen der Studie war ein Großteil der ÄrztInnen mit weniger als zehn PatientInnen pro Woche einer relativ geringen „psychotherapeutischen Belastung“ ausgesetzt. Die Studienautoren schließen daraus, dass praktische ÄrztInnen, die Psychotherapie in geringem Ausmaß neben ihrer Allgemeinpraxis anbieten, gleiche oder bessere Effekte erzielen als in Vollzeit tätige PsychotherapeutInnen.
Nächster Lehrgang startet im April 2008
Der Lehrgang „Psychotherapeutische Medizin“ wird in Kooperation mit der Ärztekammer Niederösterreich seit Jahren erfolgreich an der Donau-Universität Krems angeboten. Rund 200 Personen haben den Lehrgang bisher mit dem Grad „Master of Science (Psychotherapeutische Medizin)“ und dem anschließenden ÖÄK-Diplom „Psychotherapeutische Medizin“ abgeschlossen. Der nächste Lehrgangsstart ist für April 2008 geplant.
Nähere Informationen unter www.donau-uni.ac.at/psymed