Wie sich das Gehirn erinnert und warum Gefühle so wichtig sind
Der erste Kuss, der schwierige Lehrer in der Schule: oft erinnern wir uns daran noch bis in das kleinste Detail und vergessen es ein Leben lang nicht. Inzwischen wissen wir, dass in den Situationen, die sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben, Gefühle eine große Rolle spielen: Sie sind immer dann am Werk, wenn neue Informationen zu Wissen werden, das noch lange abrufbar ist.
Dabei hat eine neue Information einen langen Weg bis zum Langzeitgedächtnis. Vom Reiz in der Sinneszelle gelangt sie zunächst als elektrischer Impuls zu einer Nervenzelle. Dort bleibt sie einige Sekunden und kreist in den Bahnen der einzelnen Nervenzellen und Nervenverbindungen und bildet das sogenannte Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis.
Dopamin – der Stoff mit dem sich das Gehirn belohnt
Wird die Information nun in das Langzeitgedächtnis befördert, kommen die Gefühle ins Spiel und mit ihnen das "Glückshormon" Dopamin. Es wird vor allem in den Hirnregionen freigesetzt, die die Konzentrations- und Gedächtnisleistung erbringen. Sobald Dopamin freigesetzt ist, beginnt der Umbau der Nervenbahnen und die Einlagerung des Neuen. Zugleich ist Dopamin auch Teil unseres eigenen Belohnungssystems: umso wohler wir uns fühlen, desto mehr Dopamin schütten wir aus und desto besser können wir uns dann wiederum etwas merken.
Diesen Mechanismus können wir gezielt für den Alltag und beim Lernen nutzen und damit unsere geistige Leistungsfähigkeit steigern. Das geschieht beispielsweise dadurch, dass wir Erfolgsmomente gezielt aufbauen und freudig würdigen. Denn nachdem wir schwierige Aufgaben bewältigt und herausfordernde Ziele erreicht haben, wird das Gehirn mit Dopamin durchflutet. Auch motivierende Pläne oder der beglückende Austausch mit anderen Menschen rufen die gleiche Wirkung hervor. Deutlich steigern lässt sich die natürliche Dopaminkonzenration auch mit Ginkgo-Spezialextrakt (aus der Apotheke).
Zwischen freudigen Gefühlen und Informationen muss dabei keine Verbindung bestehen. Auch angenehme leise Musik und Düfte erhöhen die Merkfähigkeit, wenn wir uns mit ihnen etwa beim Lernen umgeben. Da hilft bereits ein Schälchen ätherischer Öle wie Lavendel oder Zitrone neben dem Schreibtisch. Und auch das Essen spricht die Sinne an – ganz besonders wenn Gewürze wie Rosmarin, Thymian, Zimt oder Nelken ihre Düfte verströmen. Das Essen versorgt das Gehirn zugleich mit der nötigen Energie, die es für die geistigen Leistungen benötigt: Vor allem die Glukose, die als komplexer Zucker in Obst, Gemüse und Vollkorn-Produkten enthalten ist, verarbeitet das Gehirn langsam und nachhaltig.
Regelmäßiges Training fördert die Gehirnleistung
Wer darüber hinaus seine geistige Leistungsfähigkeit trainieren will, kann das mit einigen einfachen Übungen tun: "Am effektivsten ist das Training des Arbeitsspeichers", so Dr. Siegfried Lehrl von der Universität Erlangen. "Dieser zentrale Informationsmanager des Gehirns ist dafür verantwortlich, Informationen schnell aufzunehmen, zwischenzuspeichern und zu verarbeiten." Der Fachmann rät vor allem die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und die Merkspanne zu trainieren. Eine einfache aber wirkungsvolle Übung besteht darin, in einem Zeitungsartikel alle Stellen mit "heit" zu suchen und diese einzukreisen. "Wenn wir die Übung 5 bis 10 Minuten lang gemacht haben", spornt Lehrl an, "empfinden wir das Bedürfnis, etwas Komplexeres und Schwierigeres zu tun und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten."
Tipp: Unter www.mental-aktiv.de können Sie viele Aufgaben für das gezielte Gehirn-Training kostenfrei aussuchen oder sogar online trainieren.