Um diese selbstlose Geste der Verstorbenen und ihrer Angehörigen erneut öffentlich zu würdigen, fand heute in Halle (Saale) die mittlerweile fünfte zentrale Dankesveranstaltung für die Organspender statt. Auf Einladung der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und unter der Schirmherrschaft von Sabine Dittmar, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, MdB, kamen die Gäste in der Händelhalle zu einem Festakt zusammen, dessen Programm aktiv von Angehörigen von Organspendern sowie von Organempfängern mitgestaltet wurde.
Dankesbriefe als Zeichen der Wertschätzung
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen dieses Mal die Dankesbriefe. Seit 2019 können sich Transplantierte anonym bei den Angehörigen des Organspenders in schriftlicher Form für dieses großartige Geschenk und die damit verbundene Chance auf ein neues Leben bedanken. Einen solchen Dankesbrief zu erhalten, stellt für die Spenderfamilie einen sehr bewegenden Moment dar. Zudem bestätigt der Brief viele Familien auch darin, dass die Organspende die richtige Entscheidung war. Oftmals möchten die Angehörigen den Organempfängerinnen und Organempfängern in einem ebenfalls anonymen Antwortbrief mitteilen, was ihnen diese erfahrene Wertschätzung persönlich bedeutet.
So griff auch das Podiumsgespräch die Bedeutung der Dankesbriefe für Spenderfamilien und Transplantierte auf: Zum Thema „Leben schenken über den Tod hinaus“ berichtete Alexander Birkner, Organempfänger, über seine tief empfundene Dankbarkeit, aufgrund der erhaltenen Niere ein neues Leben starten zu können und wie wichtig es ihm war, dieser Dankbarkeit für das schönste und wichtigste Geschenk auch Ausdruck zu verleihen. Teresa Reimann, deren verstorbener Bruder seine Organe spendete, schilderte, wie sehr sie sich über einen Dankesbrief eines Organempfängers freuen würde. Dies wäre eine wichtige schriftliche Bestätigung, auch für ihre Trauerbewältigung, zu wissen, dass diese Organspende das Leben eines anderen Menschen positiv verändern konnte.
Diese Wertschätzung, die Transplantierte ihren Lebensrettern dank der gesetzlichen Neuregelung seit 2019 entgegen bringen können, war auch Dr. med. Axel Rahmel, Medizinischer DSO-Vorstand, ein Anliegen: „Wir als DSO freuen uns, dass es mittlerweile wieder möglich ist, dass Angehörige auf diese Weise erfahren können, wie die Entscheidung zur Organspende das Leben der Organempfänger so tiefgreifend zum Positiven verändert hat. Auch wenn der Verlust ihres geliebten Familienmitglieds für immer schmerzen wird, so kann solch ein Dankesbrief zumindest etwas Halt und Trost geben und daran erinnern, dass die Verstorbenen das Leben anderer Menschen gerettet haben.“
Die anschließende Lesung „Briefe, die das Leben schrieb – was meinen Organspender zu einem einzigartigen Menschen macht“ veranschaulichte den anwesenden Gästen auf nahbare Weise die Gefühle der Dankbarkeit, die Organempfängerinnen und Organempfänger in ihren Briefen an die Spenderfamilien niedergeschrieben haben und wie sehr diese Worte die Angehörigen berührt haben mögen.
PD Dr. med. Ana Paula Barreiros, Fachressortleiterin Angehörigenbetreuung bei der DSO und Moderatorin der Veranstaltung, wies in ihrer Zusammenfassung darauf hin, dass es aber auch noch mehr Informationen zu den Möglichkeiten der Dankesbriefe brauche, in den Transplantationszentren sowie in der Gesellschaft. „Eine Veranstaltung wie heute ist eine gute Gelegenheit, diese Wertschätzung nicht nur öffentlich zu zeigen, sondern auch um weiter aufzuklären, um den Spendern und ihren Angehörigen jegliche Anerkennung zukommen zu lassen, in Form von Erinnerungsorten und auch in Form von Dankesbriefen.“ Dabei sei es jedoch wichtig anzuerkennen, dass diese Form der persönlich formulierten Danksagung seine Zeit brauche und auch Mut, sie abzusenden. Dabei gebe es kein richtig oder falsch, was die Wortwahl betrifft, denn allein solch einen Dankesbrief eines Tages zu erhalten, sei an sich schon wertschätzend für die Spenderfamilie.
Baumpflanzungen und Erinnerungssteine als Zeichen vor Ort
Im Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens fanden anschließend die jährlichen Baumpflanzungen statt. In diesem Jahr sind drei Bäume dazu gekommen. Der Park in Halle (Saale) ist seit 2008 eine Begegnungsstätte für die Menschen, die das Thema Organspende verbindet, die gepflanzten Bäume stehen dabei symbolisch für die verstorbenen Organspenderinnen und Organspender. Nun sind es mittlerweile 71 Bäume, die dort von Angehörigen zur Erinnerung und zur öffentlichen Würdigung an die Verstorbenen gepflanzt wurden. Zusätzlich wurden in diesem Jahr Erinnerungssteine niedergelegt, die die anwesenden Spenderfamilien individuell bemalt und gestaltet haben.