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Bittersüße Erinnerungen, ein französischer Tambour in Thüringen und fünf Daumen an jeder Hand - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(lifePR) (Pinnow, )
Wie es heißt, soll der Mensch in den letzten Minuten seiner Existenz wie in einem Film noch einmal sein Leben vorüberziehen sehen, bevor er stirbt. So oder so ähnlich passiert es auch im zweiten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 06.09. 24 – Freitag, 13.09. 2024) zu haben sind. Vier von ihnen hat Friedrich Wolf geschrieben. In seiner 1921 entstandenen Erzählung „Thaddäus und seine Geigen“ kämpft Thaddäus, ein alternder Schulmeister und leidenschaftlicher Geigenspieler, seinen letzten Kampf im Bett, während er von Erinnerungen an seine Reisen nach Italien und seine Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen heimgesucht wird. Inmitten von Schmerz und Nostalgie entdeckt Thaddäus die wahren Töne seines Lebens - die melancholische Schönheit der Musik, die Intensität der Liebe und die bittersüße Last der Erinnerungen. Diese ergreifende Erzählung über das Menschsein und die Kunst wird Leser aller Generationen in ihren Bann ziehen und zum Nachdenken anregen:

Der Arzt trat ein. Er untersuchte mit einem Antlitz, das Tod und Leben zu vergeben hat. Das Wasser gurgelte schon am Herzen. Es war ein Schulfall.

Nicht alle Diagnosen sind so leuchtend klar und einwandfrei.

„Wie lange noch, Herr Doktor?“, fragte Thaddäus.

„Oh, wenn wir uns wacker halten und gut ausscheiden, dann werden wir bald wieder auf die Beine krabbeln.“ In solchen Fällen sagen Ärzte stets „wir“.

Thaddäus wusste genug. „Ich habe die Ehre, Herr Doktor“, sprach Thaddäus mit einer ernsten Verneigung. Und jetzt lag er da wie ein Ritter, der die Sporen von den Hacken gestreift.

In der 1911 geschriebenen Erzählung „Der Tambour“ entführt Friedrich Wolf seine Leserinnen und Leser in das besetzte Thüringen zur Zeit Napoleons. Peter Munk, ein ehemaliger starker Mann und nun Schneider, lebt mit seiner Tochter Johanna, die er liebevoll „Hans“ nennt, in einer Welt voller Geheimnisse und Stärke. Das Leben der beiden wird dramatisch verändert, als ein französischer Tambour in der Stadt auftaucht und die lokale Bevölkerung mit seinen Zweikämpfen herausfordert. In der Folge geraten Johanna und Peter in einen Strudel von Ehre, Macht und Gewalt.

Aus dem Jahre 1921 stammt die Erzählung mit dem ungewöhnlichen Titel „Der Käfig in der Nachtigall oder Vom Segen des Verbrechens“ von Friedrich Wolf. Der arbeitslose Matthias sieht sich vor eine ungewöhnliche Wahl gestellt: Soll er das Asyl aufsuchen oder eine strafbare Handlung begehen? Er entscheidet sich für die strafbare Handlung. Und diese Entscheidung hat überraschende und paradoxe Folgen für sein Leben.

Sowohl „Der Tambour“ als auch „Der Käfig in der Nachtigall oder Vom Segen des Verbrechens“ von Friedrich Wolf sind in dieser Woche kostenlos zu haben, also für jeweils Null Euro – preiswerter geht es nicht.

Der Daumenpflaumenmann. Fantastische Reime für kleine Entdecker“ von Klaus Möckel passt perfekt für Kinder ab sechs Jahren und bietet spannende, lustige und lehrreiche Geschichten in Versform. Jeder Reim entführt die jungen Leser in eine andere, aufregende Welt voller Abenteuer und Fantasie. So können sie zum Beispiel einen ungewöhnlichen Mann kennenlernen, der fünf Daumen an jeder Hand hat und in seinem magischen Garten Pflaumen, Eis und Würstchen erntet. Und das wäre doch was, oder?

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Auch heute geht es noch einmal um Krieg und Frieden, um Friedenssehnsucht im Krieg.

1936 schrieb Friedrich Wolf die Erzählung „Die Nacht von Béthineville“: Ein bewegendes E-Book, das eine intensive Episode aus dem Ersten Weltkrieg beleuchtet. Mit packender Erzählkunst führt uns Wolf in die Schützengräben und Lebenswelten der Soldaten, insbesondere des Vizefeldwebels Rudolf. Friedrich Wolf zeigt sowohl die Grausamkeit des Krieges als auch die Kameradschaft unter Soldaten und die unermüdliche Suche nach Menschlichkeit und Hoffnung inmitten des Chaos. Diese Erzählung bietet einen eindrucksvollen Einblick in die Härten und emotionalen Herausforderungen, denen die jungen Männer damals gegenüberstanden. Eine Geschichte von Mut, Pflichtbewusstsein und von der unermesslichen Sehnsucht nach Frieden.

Der folgende Textauszug aus Friedrich Wolfs „Thaddäus und seine Geigen“ nimmt den Leser mit auf eine ungewöhnliche Reise, die nicht nur räumlich, sondern auch emotional und gedanklich weit führt. Thaddäus, der Protagonist, durchläuft dabei eine Reihe von Erlebnissen und Reflexionen, die ihn einerseits in die ländliche Idylle und andererseits in die Absurdität eines Arbeitervortrags führen. Seine innere Wandlung, geprägt von einem Gefühl der Leichtigkeit und Freiheit, spiegelt sich in den surrealen und poetischen Beschreibungen wider, die den Leser tief in die Gedankenwelt des Charakters eintauchen lassen.

Eines Samstags musste er zu einem Arbeitervortrag in die Stadt. Sie waren zwei Freunde und eine Frau. Natürlich versäumten sie den Zug. Sie liefen in der Sonne. Es ging über Schotterwege, Bahndämme, Moorstege und zuletzt den „langen Jammer“ entlang. Thaddäus war seit Wochen nicht mehr gelaufen. Ihm ward ganz froh und frei zumute. Er hatte die Ahorngeige mit; darauf spielte er alles herunter, wie es ihm gerade vor den Strich kam, vom Kesselflickerlied bis zum „alleinigen Trost“. Der Kamerad neben ihm lief barfuß; er hinkte, und seine Zehen bluteten. Aber er zog keine Schuhe an, weil der Schmerz läutere und jede Beherrschung einer späteren Freiheit entspreche. „Das ist ein sauberer Handel“, meinte Thaddäus, „eine Art Fußvorschussbeichte; man bestraft seine Füße, damit Hand und Mund demnächst rechtmäßig sich vergehen können.“ Und plötzlich musste er an den Wallenstein und sein eigen Leben denken; und er wunderte sich, wie weit er gelaufen, wie viel steinige und dunkle Wege, und wie wenig Reue er empfunden. Da ward ihm ganz wunderlich und schwerelos, er tat einen richtigen Luftsprung; und nun fiedelte der ehrsame Schulmeister das gottverbotene Vanitas Vanitatum. Dabei machte er lauter Zickzacksprünge über die Provinziallandstraße, die da heißt „der lange Jammer“. Der Kamerad aber predigte unentwegt von den vorbeugenden Wundern des Schmerzes. Seine Frau suchte es ihm gleichzutun, ward jedoch durch einen schlecht sitzenden Krampfaderstrumpf aufs schnödeste daran gehindert. So kamen die drei in die Stadt.

Thaddäus hatte über Zinsrechnung vorzutragen und über niedere Zahlenreihen. In der Aula saßen etwa zwanzig Arbeiter, einige Fortbildungsschüler, die als Auslandspropaganda eines hungerblockierten Landes dienen konnten, zwei runde glatzköpfige Lehrer und vier Lehrerinnen. Die hinteren Gasflammen konnten gelöscht werden. Thaddäus redete das Blaue vom Himmel herunter. Er hatte mit den geometrischen Reihen begonnen; aber nun sprach er von Achtmonatskindern, vom ewigen Kalender und von dem bevorstehenden Zusammenstoß der Erde mit einem Sternkörper im Nebel der Andromeda. Eine Lehrerin musste sofort hinausgetragen werden, zwei andere entwichen; die vierte hingegen erbat seine Anschrift zwecks brieflichen Gedankenaustausches. Er hatte noch die Geistesgegenwart, eine falsche Adresse zu nennen. Dann wurde eine Ortsgruppe gegründet.

Thaddäus saß wie auf glühenden Kohlen; endlich war er draußen. Um Mitternacht fuhr der Zug. Aber auch der Zug fuhr zu langsam. An der nächsten Halte stieg Thaddäus aus, als ginge es schneller, wenn er zu Fuß liefe. Es war die Zeit der weißen Nächte, die erste Stunde nach Mitternacht. Die Sonne stand im Norden unter dem Horizont. Ein grüngelber Lichtkegel zeichnete die ganze Nacht ihren Weg und wanderte langsam gen Osten. Noch aber war Nacht. Noch lag das Land in tiefem Schlummer. Die Kühe ruhten käuend am Weg wie Steine. Die Moorwässer glucksten. Eine Eule wischte in Haupteshöhe fast lautlos. Es war so feierlich. Solch eine tiefe Freude, solch mächtiger Einklang mit dem Leben, dass vor Dankbarkeit das Herz laut wurde:

Der folgende Auszug aus Friedrich Wolfs „Der Tambour“ entführt uns in die Atmosphäre eines kleinen Städtchens, das durch den Krieg und die Ankunft eines französischen Soldaten, des Tambours, in Aufruhr gerät. Peter Munk, der bis dahin ein stilles Leben führte, wird unfreiwillig in die Ereignisse hineingezogen. Der Tambour, eine charismatische und zugleich furchteinflößende Gestalt, fasziniert nicht nur die junge Hanna Munk, sondern bringt auch das gesellschaftliche Gefüge ins Wanken. Mit beeindruckender Geschmeidigkeit und brutaler Effizienz dominiert er seine Gegner und wird zur zentralen Figur, um die sich alle Augen richten. In dieser Spannung zwischen Faszination und Furcht beginnt sich das Schicksal von Peter Munk zu entfalten.

Der Krieg begann. Doch Peter Munk lebte noch stiller als bisher.

In Jena lag ein stärkeres Detachement, ihm war auch jener Tambour attackiert, von dem du hören sollst. Dieser Kerl muss mit einer besonders gut geratenen Revolverschnauze begabt gewesen sein. Denn gleich am dritten Tage, als die Besatzung ein Gelage abhielt, forderte er ‚jeden deutschen Bären‘ zu einem Zweikampf heraus, um ihm einen Ring durch die Nase zu ziehen.

Du magst dabei an die Erbitterung im Lande denken, wenn trotz der Gefahr einige junge Leute sich meldeten, darunter auch zwei Studenten. Aber jedes Mal warf sie der schlanke Tambour auf die Planken des Tanzsaals im ‚Löwen‘, dass es krachte, und verprügelte sie dann. Er tat das alles mit einer fast liebenswürdigen Geschmeidigkeit und Grazie. Dem einen Jenenser Studenten zerbrach er den Arm, obwohl er es hätte vermeiden können. Doch sah es so aus, als erweise er ihm damit eine Höflichkeit.

Die Mädels waren rein vernarrt in ihn. Auch Hanna Munk hatte mit ihrem Vater einem dieser schon berühmt gewordenen Kämpfe zugeschaut. Es lässt sich schwer feststellen, weshalb der alte Munk seine Tochter auf einmal so streng im Haus zurückhielt und ob die Leute mit ihrem Gerede recht hatten.

Jedenfalls muss Peter Munk dem französischen Tambour bekanntgegeben haben, er wolle dann und dann etwas mit ihm verhandeln. Denn schon am nächsten Tage trafen sich die beiden wie auf eine Verabredung auf dem Marktplan. Was dann geschah, lief eigentlich ganz wie von selber ab, mit einer gewissen Pünktlichkeit und Logik. Ein weiter Ring war schnell gebildet. Der Alte wartete noch am Rande, als der Tambour sein kurzes Jackett mit leichtem Schwung einem befreundeten Chasseur zuwarf, er stand, hoch und sehnig gewachsen, und prüfte mit schnellem Blick seine Kameraden, die Bürger, den Mann. Noch ein eiliges Aufstreifen des feinblauen Hemdes, aus dem ein brauner Arm, wie von Bronze, sich löste, er klatschte in die Hände: ‚En avant‘ und sprang in die Mitte des Ringes. Auf seiner gelbseidnen Weste schwang ein Emblem auf und nieder, welches in Silber eine Adlerklaue darstellte – ‚En avant!‘

Der folgende Auszug aus Friedrich Wolfs „Der Käfig in der Nachtigall oder Vom Segen des Verbrechens“ offenbart eine ironisch-satirische Betrachtung der absurden Bürokratie und ihrer seltsamen Mechanismen. Der Protagonist Matthias, der eigentlich wegen eines scheinbar banalen Vergehens ins Visier der Justiz geraten ist, findet sich plötzlich im Zentrum eines komplizierten Verwaltungsapparats wieder. Was zunächst wie eine unbedeutende Angelegenheit erscheint, entwickelt sich zu einer Situation, die eine Vielzahl von Beamten und Akteuren beschäftigt und das System auf tragikomische Weise in Gang hält. Matthias beginnt, die seltsame Macht und den „Segen“ seiner Tat zu erkennen, indem er sich als unfreiwilliger Förderer dieser bürokratischen Maschinerie wahrnimmt.

Selbst der Bürochef musste sich mit ihm beschäftigen. Der Aktenhefter musste sich mit ihm beschäftigen. Zwei Gerichtsschreiberaspiranten mussten sich mit ihm beschäftigen und ein Verhör noch einmal abschreiben, weil sie „inkriminiert“ mit „g“ geschrieben. Der eine von ihnen kam zu spät zum Mittagstisch, und es gab eine Szene, bei der eine Kohlenschaufel unglücklich flog und der Arzt hinzugezogen werden musste.

Ein entfernter Arzt musste sich also beschäftigen.

In einer Nebenverhandlung musste die Reinigung des Tramschaffners vom Verdacht der Beihilfe zum Betrug im Vollendungsfalle stattfinden. Drei Zeugen mussten geladen, auf die Heiligkeit des Eides hingewiesen und entschädigt werden. Die ganze Nebenverhandlung musste sich mit ihm beschäftigen.

Es wurde Matthias immer offenbarer, dass es sich hier unmöglich um das nicht gelöste Trambillett handeln könnte, noch um den Versuch, auf einer gutgeheizten Polizeistation zu übernachten, sondern dass es von ihm in jener unmerklichen Sekunde abgehangen, ob Hunderte von Beamten durch ihn die Möglichkeit erlangen sollten, ihre Pflicht zu erfüllen. Er spürte deutlich, wie all die Menschen, die er beschäftigte, vom Landgerichtsrat bis zum Aktenhefter, aus einem leisen und scheuen Gefühl der Dankbarkeit sich um ihn bemühten. Er spürte den inneren Segen seiner Tat, er kam sich wie ein stiller, weithin wirkender Wohltäter vor, der vielen Menschen Aufträge erteilte und Arbeitsgelegenheit verschaffte; wie ein Juwel, das man einschloss, damit es nicht gestohlen werde.

Der folgende Auszug aus Klaus Möckels „Der Daumenpflaumenmann. Fantastische Reime für kleine Entdecker“ entführt uns in eine fantasievolle Welt, in der alles möglich scheint. Der Daumenpflaumenmann, eine skurrile und liebenswerte Figur, lebt in einem Reich voller ungewöhnlicher Wunder: Pflaumen wachsen auf Feldern, Würstchen blühen wie Blumen, und Speiseeis reift an Bäumen. Mit humorvollen Reimen und lebendigen Bildern regt der Text die Vorstellungskraft an und lässt Kinder wie Erwachsene in eine märchenhafte Szenerie eintauchen. Diese Verswelt lädt dazu ein, mit einem Augenzwinkern die alltäglichen Dinge neu zu entdecken und sich an der Magie des Ungewöhnlichen zu erfreuen.

Der Daumenpflaumenmann

Ich kenne einen Mann, der hat
an jeder Hand fünf Daumen.
Zu seinem Haus gehört ein Feld
voll schöner gelber Pflaumen.

In seinem Garten steht ein Baum,
auf dem wächst Speiseeis.
Und Würstchen reifen rings im Gras,
sehr schmackhaft, zart und heiß.

Im Frühling hat der Mann zu tun,
muss graben, gießen, sän,
damit die Würstchen im August
in voller Blüte stehn.

Im Sommer, wenn die Sonne brennt,
muss er zum Eisbaum springen.
Er muss das reife Himbeereis
schnell in den Kühlschrank bringen.

Im Herbst mäht er die Pflaumen ab
mit einer Mähmaschine.
Die größten Früchte legt er stolz
in eine Glasvitrine.

Die warmen Würstchen erntet er,
bevor die Häute platzen.
Als Freunde helfen ihm dabei
die Hunde und die Katzen.

Der nette Mann ist auch bekannt
als Pflaumenwursterfinder.
Das Himbeerschokoladeneis
verschenkt er an die Kinder.

Ihr fragt, was er im Winter macht,
ganz ohne Wursteispflaumen?
Er sitzt im Sessel, ruht sich aus
und dreht dabei die Daumen.

Der folgende Auszug aus Friedrich Wolfs „Die Nacht von Béthineville“ wirft ein eindringliches Licht auf die komplexen und oft beklemmenden Beziehungen innerhalb der militärischen Hierarchie während des Krieges. Im Mittelpunkt steht der junge Vizefeldwebel Rudolf, der trotz seiner Jugend und Unerfahrenheit den Erwartungen seiner Vorgesetzten gerecht werden muss. Inmitten von Befehlstreue und militärischer Disziplin zeigt sich jedoch auch ein Moment von Menschlichkeit, als Rudolf, entgegen der Gefahren des Schlachtfeldes, einen verwundeten Kameraden rettet. Diese Tat, die ihm eine hohe militärische Auszeichnung einbringt, wirft zugleich ein Schlaglicht auf die latenten Spannungen und Eifersüchteleien, die unter der Oberfläche der militärischen Kameradschaft brodeln. Der Text verdeutlicht die innere Zerrissenheit der Soldaten, die zwischen Pflichtbewusstsein und persönlichen Emotionen gefangen sind.

Der Vizefeldwebel war einen Tag vor dem Ausrücken ins Feld mit noch einundzwanzig jungen Kameraden zusammen vor einer Gewehrpyramide kriegsgetraut worden. Der Oberleutnant stellte nun während der nächtlichen Sitzungen mit Vorliebe „wissenschaftliche Fragen“ über jene Jungfernnacht und „Schnellehe“ an Vize-Rudolf; er freute sich, wenn der Junge errötete und dennoch – gleichsam in strammer Haltung – wahrheitsgemäß antworten musste. Der Oberleutnant war für den Vize die verkörperte Befehlsgewalt, und der Vize war der verlängerte Arm des Oberleutnants. Verlangte die Division wieder einmal Gefangene, so wusste der Oberleutnant, er konnte sich auf den Vize verlassen.

Nur einmal entstand eine seltsame Verwirrung. Ein deutscher Flieger war – von den feindlichen Flaks getroffen – zwischen den Linien abgestürzt. Der Apparat war zertrümmert, aber der Flieger lebte und schrie um Hilfe. Offenbar lag er eingeklemmt zwischen dem Gestänge und litt grässliche Schmerzen. Herschel und Rudolf beobachteten ihn durch eine Schießscharte des Grabens. Der Vize fragte: „Gestatten Herr Oberleutnant, dass ich ihn mit der Drahtschere herausschneide.“

„Bei Tag?“

„Abends ist er verblutet.“

Der Oberleutnant gestattete.

Rudolf kroch durch die Sappe unter mäßigem Feuer über das Trichtergelände bis zum Flugzeug. Das Schießen stoppte. War es Neugier oder Achtung der Franzosen vor dem mutigen Kerl da vorn? Die Sache glückte. Der verwundete Flieger wurde gerettet. Der Oberleutnant gab seinen Vize zum Eisernen Kreuz I. Klasse ein, wobei er nicht zu betonen vergaß, dass der Kompanieführer den Feldwebel zu dieser Tat beauftragt hatte. Rudolf erhielt fünf Tage darauf die höchste Auszeichnung. Herschel ging leer aus. Seither konnte der Oberleutnant seinen Vize nie ansehn, ohne dass ihn das silberne Kreuz unter dessen Herzspitze erbitterte.

Lebensbilanz. Das ist ein großes Wort. Lebensende ist auch ein großes Wort, das eher traurig stimmt. Aber es muss nicht immer traurig sein. Denn am Ende eines langen oder auch eines kurzen Lebens kann die Bilanz des Aufenthalts auf Erden auch gut und glücklich ausfallen – für einen selbst und für andere Menschen.

Insofern greift Friedrich Wolfs Erzählung „Thaddäus und seine Geigen“ ein altes Thema der Literatur auf, in dem er zeigt, was die letzten Blicke eines Menschen auf sein Leben deutlicher hervortreten lassen. Wie ist es gewesen? Und was bleibt? In diesem Text ist von der bittersüßen Last der Erinnerungen die Rede. Und diese Mischung trifft wohl auf jedes Menschenleben zu, unterscheidet sich nur im Verhältnis zueinander. Wie viele Erinnerungen sind bitter, wie viele Erinnerungen sind süß?

Aber vielleicht muss man mit dieser Bilanz auch gar nicht bis zum Ende warten. Möglicherweise kann so eine Erzählung wie „Thaddäus und seine Geigen“ dazu anregen, schon vorher eine Art Lebenszwischenbilanz zu ziehen und das Verhältnis von Bitterkeit und Süße der Erinnerungen noch einmal zu verändern, wenn man es will. Einen solchen Versuch ist es allemal wert.

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die neuen Sonderangebote für den nächsten September-Newsletter liegen bereits zum Versand bereit.

Darunter ist auch wieder ein Buch von Klaus Möckel. Erstmals 1986 war als Heft 252 in der „Blaulicht“-Reihe im Verlag Das Neue Berlin der Krimi „Das Stromzellverfahren“ erschienen. Darin geht es um eine alte Rivalität, um ein gefährliches Spiel aus Misstrauen, Macht und Wissenschaft und um die dunklen Seiten menschlichen Ehrgeizes. Und welches Geheimnis verbirgt sich eigentlich hinter dem mysteriösen Stromzellverfahren?

EDITION digital Pekrul & Sohn GbR

EDITION digital war vor 29 Jahren ursprünglich als Verlag für elektronische Publikationen gegründet worden. Der Verlag gibt Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) sowie Kinderbücher als barrierefreie E-Book heraus, einige auch als Hörbuch. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Bücher ehemaliger DDR-Autoren werden als E-Book neu aufgelegt. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, mehr als 1.400 Titel. Die Printsparte des Verlages war Ende vergangenen Jahres von Ralf Jordan vom Geschichtlichen Büchertisch als Imprint übernommen worden.

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