Die Überwachung von Routschek hatte im Oktober 1977 begonnen, als er im Kombinat Schwarze Pumpe einen neuen Arbeitsplatz in der Hauptabteilung Automatisierung bekommen hatte – als Beauftragter für die Untergrundgasspeicherung. Exakt zu diesem Zeitpunkt ließ ein Oberleutnant Kannemann von der MfS/BV/Verw. Cottbus, Diensteinheit OD Schwarze Pumpe einen Operativen Vorgang unter dem Decknamen „Schreiber“ und wegen des Tatbestands § 172 in Verbindung mit § 245 des StGB anlegen. In den Stasiakten lassen sich auch die Gründe dafür nachlesen: „Die Verdächtigen haben eine Vertrauensstellung inne und sind Geheimnisträger. Sie unterhalten Verbindungen in die BRD und besitzen zwei Westkonten, von denen sie GENEX-Waren erhalten. Es besteht der Verdacht der unerlaubten Offenbarung wirtschaftlicher Geheimnisse.“ Und damit begann die „operative Bearbeitung der Verdächtigen“. Absicht der Veröffentlichung des größten Teils seiner Stasiakte als Faksimile und damit gleichsam im Original war es, so schrieb Dr. Routschek, Einblicke in ein Stück harmlosen Lebenslaufs zu gewähren, der aber folgerichtig und nicht nur bei ihm die Stasi auf den Plan rief und in deren akribisch, manchmal dümmlich oder lächerlich, aber stets gefährlich arbeitende Maschinerie. Dieses und sein erlebtes Zeitgeschehen könnten ein kleiner Beitrag zum Verständnis (ost)deutscher jüngster Vergangenheit sein. Mit der von der EDITION digital auch als E-Book vorgelegte Chronik einer Überwachung „Sudelfass. Eine gewöhnliche Stasiakte“ liegt das Gesamtwerk von Routschek/Kröger jetzt komplett digital vor und ist unter edition-digital.de, bei Weltbild, Apple und Amazon zu haben.
Dr. Helmut Routschek, der für die meisten seiner literarischen Arbeiten das Pseudonym Alexander Kröger verwendete, wurde am 25. September 1934 in Zarch in der Tschechoslowakei als zweiter Sohn einer Bergarbeiterfamilie geboren. Nach der Umsiedlung aus dem Sudetenland nach Thüringen besuchte er ab 1946 in Mühlhausen die Schule bis zum Abitur und studierte von 1954 bis 1959 an der Bergakademie Freiberg, wo er auch promovierte, Markscheidewesen und Bergschadenkunde. Ab 1964 arbeitete er zunächst als Markscheider und später als Experte für Automatisierung und Untergrundgasspeicherung im VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe. Nach 1981 war er in der Gebäude- und Wohnungswirtschaft des Rates des Bezirkes Cottbus tätig. 1990 wurde er in die Bauabteilung für Bundesbauten der Oberfinanzdirektion Brandenburg übernommen. Routschek starb am 7. April 2016 in Heidenau an den Folgen eines im Januar 2015 erlittenen schweren Verkehrsunfalls.