Kurze Zeit nach seiner Entlassung rauben bewaffnete Gangster die Tageseinnahmen eines Kaufhauses und töten einen Mann. Die Ermittlungen der ehemaligen Kollegen Paul Fenneks ziehen sich über Monate hin, kommen aber nicht von der Stelle. Auch ein Räuber verliert sein Leben, offenbar von seinesgleichen ermordet.
Fennek, der immer noch über gute Verbindungen zur Unterwelt verfügt, wird aus dem vorzeitigen Ruhestand zurückgeholt. Er soll die Ermittlungen übernehmen. Wird er den schwierigen Fall lösen können?
Auch in diesem Newsletter ist die Zeitreisende von Hardy Manthey wieder unterwegs. Diesmal in dem erstmals 2014 und 2017 in 2., stark überarbeiteter Auflage als Eigenproduktion von EDITION digital veröffentlichten Teil 13 „Neu Guinea: Die Suche nach den verborgenen Sendern geht weiter“. Der erste Sender der außerirdischen Macht wurde erfolgreich zerstört. Gemeinsam mit dem zwiespältigen Deutschen Dieter Landauer hat Aphrodite den nächsten Sender schon im Visier. Wie aber wird sich Landauer verhalten?
Eine ungewöhnliche Eigentherapie probiert Günter Hernig in „Ein Jahr – besser wird es nicht“. Herausgekommen ist eine Art täglicher Bestandsaufnahme. Ein Mathematiker denkt über den alltäglichen Wahnsinn nach. Im Chaos liegt das System.
„Die Tänzerin und der Tod“. So könnte dieses erstmals 1998 bei Ullstein erschienene Buch von Jan Eik auch heißen. Es heißt aber „Der Geist des Hauses“ und ist „Ein Friedrichstadtpalastkrimi“. Gleich zu Beginn im „Vorspiel nach der Premiere“ fühlt sich der Journalist Conrad Pingel unzufrieden. Irgendwas lief schief in dieser Nacht. Aber wieso?
Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Der heutige Text setzt sich erneut mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auseinander und fragt danach, was dagegen getan werden kann – auch gegenwärtig wieder eine sehr aktuelle Frage. Leider.
Erstmals 2003 veröffentlichte Günter Görlich im Scheunen-Verlag Kückenshagen „Das fremde Mädchen“: Man merkt diesem sehr engagiert geschriebenen Buch gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus an, dass seit seinem ersten Erscheinen 2003 zwei Jahrzehnte vergangen sind. Inzwischen sind Nazis nicht immer so einfach zu erkennen, wie damals beschrieben:
Oliver sieht sie als Erster, er hat die Eingangstür im Blick. Drei große Kerle betreten die Gaststätte, geschorene Köpfe, Bomberjacken und auffällige Stiefel, Springerstiefel. Und hinter ihnen kommt Thorsten.
Die drei in den Bomberjacken schauen sich um, an ihren Gesichtern ist zu erkennen, dass sie in nicht friedlicher Absicht gekommen sind. Aber sie sagen nichts, stehen jetzt in der Mitte des Raumes.
Oliver sieht, dass Torsten zu ihnen herüberschaut, er steht neben einem der drei, der sein Bruder sein könnte.
Die jungen Störenfriede inspizieren am Sonntag nach der Eröffnung die neue türkische Gaststätte am Marktplatz einer Stadt im Norden des Landes, mit der Mohamed Erfolg haben will. Mohamed ist der Vater von Mina, Mina Acad. Sie kommt an einem September neu in die fünfte Klasse - sie ist das fremde Mädchen. Klassenlehrerin Frau Matusche schreibt ihren Namen mit großen Buchstaben an die Tafel und erläutert, woher sie und ihre Familie kommen: „Mina kommt aus Berlin. Ihr Vater eröffnet in Kürze eine Gaststätte. Am Markt wird das sein. Minas Vater ist aus der Türkei nach Deutschland gekommen, aus dem kurdischen Teil der Türkei. Mina ist in Berlin geboren und groß geworden. Ja, und nun ist sie bei uns hier in Sulkow und wird unsere Schule besuchen. Ja, und ihr sollt sie gut aufnehmen.“
Genau das tun Oliver und Annegret aus ihrer Klasse. Mina fühlt sich bald wohl in Sulkow. Schon Anfang Oktober öffnet Papas Gaststätte. Die Leute mögen das Restaurant mit dem orientalischen Charme. Alles scheint in bester Ordnung. Doch als Oliver Mina am ersten Novembermontag zur Schule abholen will, ist sie nicht da. Bald weiß er auch, warum: An der Ecke zum Markt, an der die Gaststätte „Zum Halbmond“ ist, sieht er Leute stehen, die auf das Haus blicken.
Da sieht Oliver die zerschlagenen Fensterscheiben, das herunterhängende Schild „Zum Halbmond“, schwarze Streifen und Striche auf der hellen Hauswand.
Er erschrickt, bleibt eine Weile stehen, ist wie vom Schlag gerührt.
Oliver denkt nicht mehr an die Schule, er tritt durch die offene Tür in den Gastraum und sieht die Verwüstung, die umgekippten Tische, zerbrochene Stühle, die zerstörte Theke.
Wer war das? Und wie werden die Menschen in Sulkow auf diese gemeine Provokation reagieren?
Außerdem wollen wir an dieser Stelle wieder darauf hinweisen, dass im gesamten Monat März als „Amazon-Deal des Monats“ der Band „Nebelkerzen“ zu haben ist. Darin befasst sich Autor Siegfried Stang detailliert mit den Haysom-Morden und der Suche nach der Wahrheit in diesem aufsehenerregenden Kriminalfall in den USA. Hatte der Diplomatensohn Jens Söring tatsächlich einen Doppelmord ausgeführt, zu dem ihn seine Freundin Elisabeth Haysom, die Tochter der beiden Opfer, angestiftet haben sollte, oder war er doch nicht der zweifache Mörder?
In "Goldener Sonntag“ von Heiner Rank sichert ein erfolgreicher Raubzug Eddy Finger und seiner Bande, angeführt von Mister Brown, zwei Millionen Deutsche Mark. Brown plant akribisch, wie das Geld sicher verwahrt und später aufgeteilt wird, um jeden Verdacht zu vermeiden und das neue Vermögen unbemerkt zu genießen:
Unter Anleitung von Mister Brown hat Eddy Finger eine Liste geführt und zusammengerechnet. Die Summe steht fest: zwei Millionen fünfhundertfünfundsechzigtausend Deutsche Mark.
In Hemdsärmeln sitzen die Männer um den Tisch und starren schweigend auf das Geld. Niemand von ihnen hat je zuvor eine so ungeheure Summe auf einem Haufen gesehen. Was sie gehofft hatten, was sie sich in ihren Wachträumen ausgemalt und doch nicht geglaubt hatten, es ist eingetreten. Sie haben es geschafft. Sie sind reich. Sie können sich jeden Wunsch erfüllen. All dieses Geld, ausgebreitet auf dem Tisch, direkt vor ihrer Nase, gehört ihnen.
Sie brauchen Zeit, um sich an diesen wunderbaren Gedanken zu gewöhnen. Sie rauchen hastig, sie trinken in gierigen Zügen. Sie würden sich jetzt hemmungslos besaufen, doch Mister Brown hat in kluger Voraussicht dafür gesorgt, dass sich kein Tropfen Alkohol in der Wohnung befindet.
Brown sitzt nicht mit am Tisch. Im Hintergrund, die Hände in den Taschen, lehnt er an einem Wandschrank und beobachtet seine Männer. Er kennt ihre Gefühle, er weiß genau, was in ihnen vorgeht. Was er selbst denkt, ist ihm nicht anzusehen. Mit unbewegtem Gesicht steht er da, die Augen hinter der dunklen Brille verborgen, zeigt weder Erregung noch Triumph, nicht einmal Anzeichen von Freude.
Nachdem er einige Zeit reglos gewartet hat, geht er ins Nebenzimmer und kehrt mit zwei stabilen Lederkoffern zurück.
„So, meine Herren, nun wollen wir auch noch den Rest der Arbeit erledigen. Mister Finger und Herr Zwiesel packen das Geld in die Koffer. Herr Werlowiak und ich fangen inzwischen an aufzuräumen. Die Weihnachtsmannkostüme, das Werkzeug und alles, was wir sonst benutzt haben und was nicht zur Wohnung gehört, kommt in die Leinensäcke. Auch die Kippen und die leeren Flaschen. Dann wird das Geschirr gespült. Auf geht's, Kameraden.“
Die Männer erheben sich ohne Widerspruch. Nichts festigt Autorität mehr als Erfolg.
Nach einer knappen halben Stunde ist das Notwendige getan. Die Küche, der Flur und die beiden Wohnräume blitzen vor Sauberkeit. Mister Brown führt eine abschließende Kontrolle durch und zeigt sich zufrieden.
„Nehmen Sie noch einmal Platz, meine Herren“, sagt er. „Ich möchte mit Ihnen die Geschäftsbedingungen erörtern, über die wir uns in groben Zügen bereits geeinigt haben. Der Erlös des Unternehmens wird in fünf gleiche Teile geteilt, das sind pro Mann fünfhunderttausend. Jeder von Ihnen erhält einen Teil, ich bekommen zwei Teile. Die gesamte Summe wird nach dem Zweischlüsselsystem in dem von Herrn Werlowiak gemieteten Safe bei der Commerzbank hinterlegt. Ein Schlüssel bleibt bei der Bank. Er kann nur eingelöst werden gegen das Codewort, das Herr Werlowiak festlegt und das außer ihm niemand von uns kennt. Seinen zweiten Schlüssel übergibt er an Herrn Finger. Dieser Schlüssel wird nach der gleichen Methode ebenfalls in einem Safe bei einer anderen Bank deponiert. Herr Finger reicht seinen zweiten Schlüssel an Herrn Zwiesel weiter, Herr Zwiesel verfährt genauso und übergibt den zweiten Schlüssel an mich. Damit ist gewährleistet, dass keiner von uns ohne die Zustimmung und Mitwirkung der anderen an das Geld herankommt. Wenn sich die Wogen der öffentlichen Erregung geglättet haben und die polizeilichen Ermittlungen im Sande verlaufen sind - das wird nach meiner Schätzung in etwa fünf bis sechs Monaten der Fall sein - erhalten Sie von mir eine Information. Wir werden dann gemeinsam das Geld aus dem Safe der Commerzbank holen und es verteilen. Bis zu diesem Zeitpunkt verhalten Sie sich absolut ruhig. Ab morgen kehrt jeder vor Ihnen an seinen Arbeitsplatz zurück und setzt sein gewohntes Leben ohne die geringste Auffälligkeit fort. Zu niemandem auch nur die geringste Andeutung über zukünftigen Reichtum. Keine Partys, keine alkoholischen Exzesse. Keine Geldausgaben, die Sie nicht mit Ihren normalen Einkünften erklären können, und auch keine Anschaffungen auf Kredit.“
Mister Brown macht eine Pause und schaut jeden eindringlich an.
In Teil 13 der Reihe "Die Zeitreisende": Neu Guinea: Die Suche nach den verborgenen Sendern geht weiter von Hardy Manthey gerät Aphrodite in eine gefährliche Situation, als ihre Tarnung durch den deutschen Geheimdienst aufgedeckt zu sein scheint. Ein unerwartetes Gespräch mit Ingenieur Armin Rohdeck, der mehr über ihre Mission zu wissen scheint, führt zu einem spannenden Dialog voller Enthüllungen und Drohungen, während Aphrodite versucht, ihre wahren Ziele zu schützen und gleichzeitig Informationen zu sammeln:
Aphrodite will weg von dem geschwätzigen Mann, aber etwas sagt ihr, dass sie bleiben soll.
„Sie haben mich sehr wohl verstanden, junge Frau. Ich weiß, dass Sie Deutsche sind, auch wenn Sie britische Pässe haben!“, behauptet Ingenieur Armin Rohdeck und lächelt sie freundlich an.
Es schlägt bei ihr ein wie Blitz und Donner. Der Mann ist vom deutschen Geheimdienst. Ihre Tarnung ist aufgeflogen, nein, ist nie eine Tarnung gewesen. Die Deutsche Informationsquelle muss direkt bei den Briten im Amt zu finden sein.
Um Fassung bemüht sagt sie: „Schön, dass Sie sich bei mir vorgestellt haben. Die Herren bis Aden waren weniger gesprächig!“
„Das ist ein Kapitel für sich, Frau Güldner. Darum bin ich auch hier. Was Sie den britischen Behörden in Aden an Lügen aufgetischt haben, mag den Eierköpfen dort genügt haben. Mir und meinen Auftraggebern genügt es nicht. Ich möchte, dass unser kleines Gespräch bei mir in der Kabine fortsetzt wird. Sie haben vorerst gar nichts zu befürchten. Ganz entspannt, bei einem Glas Rotwein, dürfen Sie mich aufklären. Übrigens, für Sie habe ich auch noch Neuigkeiten!“, erzählt er höflich, aber aus seinem Mantel lugt eine Pistole hervor.
Aphrodite will wissen, was der Mann noch weiß, ins Jenseits kann sie ihn immer noch schicken und sagt lächelnd: „Wer mich so höflich zu einem Glas Rotwein einlädt, dem kann ich nicht nein sagen.“
Seine Pistole im Rücken geleitet er Aphrodite in seine kleine Kabine. An einem kleinen Klapptisch mit zwei Stühlen nehmen sie beide Platz. Er zaubert eine Flasche Rotwein und zwei Gläser hervor. Der Mann schenkt ein, reicht Aphrodite ein Glas und sagt: „Zum Wohl schöne Frau.“
Aphrodite trinkt erst, als er trinkt und sein Glas in einem Zuge leert.
Ingenieur Armin Rohdeck lächelt, füllt sein Glas neu, trinkt und sagt: „Sie sind doch sonst nicht so misstrauisch. Beim größten Ganoven der arabischen Welt, vielleicht gar des ganzen Empire, haben Sie sich sogar in den Palast gewagt. Dass der alte Betrüger nach langer Zeit wieder eine Frau hinein lässt, verwirrt mich. Dass der alte Knochen auf schöne Frauen steht, sei ihm gestattet. Sie sind wirklich eine sehr schöne Frau!“
„Danke“, erwidert Aphrodite kurz angebunden und fühlt sich nicht wohl. Auch wenn der Mann sich vor ihr recht entspannt und gut gelaunt gibt.
„Vor allem dann, wenn nur Stunden später, natürlich wenn sie schon an Bord und weit weg von Aden sind, Lord Falmouth tot aufgefunden wird. Eine Kugel hat ihn im Gesicht hässlich entstellt!“, setzt der Ingenieur fort.
„Woher wissen Sie das, wenn Sie jetzt mit auf dem Schiff sind? Vom Kapitän können Sie unmöglich solche Nachrichten erfahren haben. Also, woher wollen Sie das wissen?“, fragt Aphrodite verwirrt und glaubt dem Mann. Er wirkt überzeugend. Wie ist es möglich, dass der Lord tot ist?
„Frau Güldner, wir leben in einer schnellen Zeit. Ich bin erst heute in der Früh vom britischen Tamrida (heute Saihüt, Jemen) mit einem Schnellboot auf Ihr Schiff zugestiegen. Alles nur eine Frage des Preises“, berichtet er freimütig, nippt an seinem Wein und erzählt weiter: „Darum weiß ich vom tragischen Ende des alten Gauners. Wir haben auch später erst erfahren, unter welcher neuen Identität Sie auf das Schiff gestiegen sind. Zuerst wurde geglaubt, dass Sie in Aden untertauchen wollten und es auch getan haben. In der Bordliste fehlten Sie. Erst unser Informant in der Polizei hat uns aufgeklärt. Mit einem Flugzeug bin ich von Aden dann nach Tamrida geflogen. Sie sehen, wir kriegen alles heraus. Der Geldgier der Briten sei Dank!“
„Das mit Lord Falmout tut mir unendlich leid!“, behauptet Aphrodite ehrlich betroffen.
„Was hat Sie in den Palast des alten Ganoven geführt? Früher hat er alles, was einen Rock trug, dort gevögelt. Das ist aber schon lange her. Sie waren auch schon lange raus aus dem Palast und auf dem Schiff, als sich der alte Hund in seinen Palast begeben hat. Hat sie das brave Söhnchen gebumst? Was ich nicht recht glauben kann. Wir haben eine unserer schärfsten Mitarbeiterinnen auf ihn angesetzt. Fehlanzeige. Er steht treu zu seiner jungen schönen Frau. Auch wenn Sie ein schweres Kaliber sind. Dennoch, für eine schnelle Nummer hat er Sie bestimmt nicht in den Palast geholt. Das machen weder Vater noch Sohn. Wenn sie Frauen in den Palst ließen, blieben sie oft über Monate dort. Manche Frauen wurden nie mehr gesehen. Was hat der alte Lord oder sein Sohn wirklich von Ihnen gewollt?“
„Mit Faschisten arbeite ich nicht zusammen!“, erwidert Aphrodite schroff. Der Mann ist definitiv der Letzte, der es erfährt.
Armin Rohdeck grinst: „Ich bin Schweizer und arbeite nur für Geld. Für Geld haben wir Schweizer schon an allen Fronten gekämpft, das müssten sie doch auch wissen. Die große Weltpolitik interessiert mich nicht. Allerdings, die Deutschen zahlen gut und pünktlich. Sind Sie eine Kommunistin oder doch Jüdin?“
Aphrodite lächelt zurück und behauptet: „Maria Lindström, Schwedin, ohne Konfession. Spezialisiert auf das Plündern antiker Gräber und Kultstätten. Illegaler Handel mit allem, was antik ist. Die Aphrodite Güldner ist eine der aktuellen Tarnungen, die gut bei Kunstsammlern und Möchtegern-Archäologen ankommt. Der Name Güldner hat einen guten Klang bei Grabräubern und Kunstsammlern!“
„Das wussten die Deutschen noch nicht. Darum der Ehemann, der ein Archäologe gewesen sein soll. Zur Konkurrenz übergewechselt? Allerdings, das erklärt den wahren Grund, warum sie im Palast des Lords waren. Der soll alles mitgehen lassen haben, was er an antikem Kram kriegen konnte!“, ruft der Schweizer erstaunt aus.
„Kann schon sein!“, gibt sich Aphrodite einsilbig.
„Was haben Sie dort gesehen?“, fragt er mit bohrendem Blick.
„Genug, um alles zu riskieren. Ich vermute, dass sein Sohn mir leider nun zuvor kommen wird. Er wird es auch gewesen sein, der den Alten postwendend umgelegt hat!“, klagt Aphrodite. Ade kleines Mammut, stöhnt Aphrodite. Dass ihre freimütige Auskunft über den Wert der Sammlung gleich so blutige Konsequenzen hat, konnte sie wirklich nicht ahnen.
„Sie haben dem Sohn glaubhaft klar gemacht, was für wahre Schätze der Alte angehäuft hat. Das alles in klingende Münze umwandeln, ging natürlich nur, wenn der Alte weg ist. Jetzt passt alles zusammen. Nun fehlt mir nur noch das Mosaiksteinchen, was mir erklärt, wie zwei gut ausgebildete Männer spurlos von einem Schiff verschwinden können?“
„Sie werden es wissen, wenn ich Sie verschwinden lasse!“, erwidert zynisch Aphrodite. Dass der Mann vor Bombay weg muss, ist für sie außer Zweifel.
„Dann sind Sie auch meine erste Zielperson. Schade. Ich hätte Sie wirklich gerne einmal so richtig durchgefickt. Sie sind wirklich ein heißes Teil. Ihr Hintern hat was!“, erwidert Armin Rohdeck bedauernd.
„Darf ich jetzt gehen? Es ist alles gesagt worden. Mein Mann wird mich langsam vermissen. Oder legen Sie mich jetzt gleich um?“, fragt Aphrodite und aktiviert schon ihren Stab.
Ingenieur Rohdeck nickt: „Danke Gnädige Frau, es war alles sehr aufschlussreich. Hat mich wirklich gefreut. Ich weiß, Sie werden nicht die Seite wechseln. Warum auch immer? Aber ich mag Männer und ab heute auch Frauen mit Prinzipien. Darf ich noch eine letzte Frage stellen, bevor Sie gehen?“
„Fragen sie!“
„Sie haben eine blutige Spur durch Ägypten gezogen. Haben Sie die vielen Männer umbringen lassen, oder selbst Hand angelegt? Ich frage nur, weil es mich persönlich interessiert. Es hat nichts mit meinem Auftrag zu tun!“, fragt Rohdeck gelassen und trinkt vom Wein.
„Ich habe nie einen Mann nur so umgebracht. Es war immer Notwehr und das letzte mögliche Mittel, um selbst zu überleben“, behauptet Aphrodite und kann tatsächlich ungehindert die Kabine verlassen.
In "Ein Jahr – besser wird es nicht" nimmt uns Günter Hernig mit auf eine scharfzüngige und humorvolle Reise durch die Absurditäten des Alltags und der Gesellschaft. Vom zynischen Blick auf die Überwachungskultur in Firmen über satirische Vorschläge zur Rettung des Privatfernsehens bis hin zu den sprachlichen Verwirrungen rund um das Thema Sex – Hernig entlarvt mit spitzer Feder die Kuriositäten unserer Zeit. Diese Leseproben bieten einen Vorgeschmack auf eine Sammlung von Beobachtungen, die sowohl zum Nachdenken anregen als auch zum Lachen bringen.
[*] Januar
Sie werden konsequent durchgreifen, unsere Regierenden. Sie wollen die Videoüberwachung von Mitarbeitern in Firmen verbieten. Was wird eigentlich für ein Getöse darum gemacht? Eine solche Überwachung ist doch zum Nutzen aller, nach dem Aschenputtelprinzip: die Bösen auf die Straße, die noch nicht Erwischten dürfen zur Bewährung weiter arbeiten, im Unternehmen. Der Geber der Arbeit hat doch auch ein Recht auf informelle Selbstbestimmung, nicht nur der freie Bürger. Niemand muss doch in einer solchen Firma tätig sein, freie Wahl des Arbeitsplatzes, laut Verfassung garantiert.
Die Bosse wollen doch wissen, ob Anja permanent das Deo von Mareike benutzt, wie oft und wie lange Karsten auf Klo geht - was macht er eigentlich dort die ganze Zeit, qualmt er heimlich aus dem Regal geklaute Zigaretten oder sogar peinliches?
Wer Arbeit gibt, darf sich doch etwas nehmen, das ist nur gerecht, auch die Persönlichkeitsrechte der Nehmer der Arbeit. Und für Ostdeutsche kann eine Überwachung kein Problem sein, die waren das doch gewohnt, die sehen das entspannt. Westdeutschen allerdings, sie wurden früher ja nie überwacht, na gut, nur präventiv die Bösen. Sie sollten aber die positiven Seiten einer Videoüberwachung, nein Schutzbeobachtung, sehen. Z. B. kann man sich für die Firmenoberen in das rechte Licht setzen. Immer fröhlich da reinschauen, die Arbeit in einem solchen Unternehmen macht doch Freude. Immer emsig und rege sein, es gibt viel zu tun, packen wir es an.
Was machen eigentlich die Firmen-007 mit der Lizenz zum Spannen, wenn ein solches Verbot wirklich zustande kommt, knallhart durchgesetzt und kontrolliert wird. Bekommen sie jetzt neue Aufgaben, etwa als anonyme und verdeckte Kunden oder Besucher in den Firmen und passen auf, dass alles ehrlich und gesetzestreu zugeht?
Vor einem eventuellen Verbot hatten diese 007-Leute einen Vollzeitjob. Sie saßen vor ihren Monitoren, mehrere gleichzeitig, ganz schön hart, machten sich ihre Gedanken, wenn Lilly sich provozierend umzog und Nina schon wieder neue Unterwäsche zeigte.
"Da, Robert hat gerade eine Möhre ausgepackt: Sofort feststellen, an welchem Bund eine fehlt, Verfolgung einleiten.“
[*] Januar
Das Privatfernsehen ist ein wesentlicher Teil unserer Kulturlandschaft nach dem Motto: jedem die Kultur, die er verdient. Obwohl es nur aus dem Grund geschaffen wurde, den Eigentümern und Gesellschaftern die Taschen mit unserem Geld zu füllen, bringt es einen wesentlichen Bildungsbeitrag in die Lande. Mir scheint aber, es schlittert in eine Krise, nicht weil seine Konsumenten gebildeter und kulturvoller werden, sondern weil sich die Themen abnutzen.
Nachfolgend bringe ich einige Vorschläge für eine neue Qualität der Beiträge. Es sei betont, dass ich bei Übernahme dieser Ideen am Gewinn beteiligt werden will.
- Kloakenlager: Die Sendung wird in die Abwasserkanäle der Stadt Köln verlagert. Grusel, Gestank und Ekel in einer garantiert echten Umgebung. Die beste Aufnahmezeit mit Abwassertauchen und Klärschlammschlacht wäre die Karnevalssaison, da ist die Abfallbrühe besonders deftig. Publikum wird ausreichend vorhanden sein.
- DSDDE: Deutschland sucht den dümmsten Einwohner: Die Teilnehmer müssen Fragen beantworten und treten dabei im K.o.-System gegeneinander an. Die Fragen sind so zu formulieren, dass die scheinbar richtige Antwort falsch und die vordergründig falsche Antwort richtig ist. Der Kandidat mit den meisten falschen Antworten kommt eine Runde weiter.
- Reality-Show in einer öffentliche Toilette: "Hilfe-ich muss mal" ..., Untertitel: "Geschäfte werden immer erledigt.“
- Dokusoap: "Das Geld liegt auf der Straße.“ Geld wird auf verschiedene Straßen verstreut, nicht alles davon ist echt. Die Streitereien und Prügelszenen werden ungeschnitten übertragen.
- "Gangster sucht Opfer", echte Gangster, Räuber und Diebe werden auf ihren Touren begleitet. Diskretion wird garantiert. Natürlich werden die Opfer nicht vorgewarnt, aber heimlich bei ihnen Kameras und Mikrofone installiert.
- Dokusoap: "Nimm die Pille und es geschehe dein Wille.“ Männlichen Versuchspersonen wird ohne ihr Wissen eine Viagrapille verabreicht. Der Zuschauer erlebt ihre Abenteuer hautnah mit.
Viel Spaß beim Bildungsfernsehen.
[*] März
Eine Aussage oder einen Dialog zu wörtlich zu nehmen, kann schon zu Irritationen führen. Allenthalben ist ja der Spruch "sie/wir haben Sex miteinander gehabt" im Umlauf. Aber bitte, jeder hat von Geburt an ein natürliches Geschlecht (engl. sex), dazu braucht man keinen anderen Partner. Wenn ich eine Freundin küsse oder mit ihr rede, sage ich doch auch nicht "wir haben Mund" gehabt. Oder mit meinem Laufkumpel habe ich "Bein" gehabt.
Ach so, man meint, die sexuell-körperliche Vereinigung zweier Menschen. Oder anders gesagt: "sie schliefen miteinander.“ Das ist natürlich auch nicht korrekt, denn dann müsste ich eine Riesenpotenz haben. Ich schlafe jede Nacht mit meiner Frau, jeder in seinem Bett. Sehr praxisnah ist der Spruch "sie haben den Beischlaf ausgeübt.“ Das klingt wie Mädchenturnstunde im 19.Jahrhundert.
Die Bibel ist da viel geschickter. In ihr steht: "und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger ...“ So einfach war das früher. Letzten Sommer sah ich am FKK-Strand eine knackige, schmucke, dunkelhaarige Frau. Beim diskret intensiven Hinsehen erkannte ich Hannchen aus der Schulzeit. Sie wird doch jetzt nicht ein Kind von mir bekommen? Da muss ich sie mal anrufen.
Das alles nur, weil man sich ziert, das zur Aktion passende Verb direkt zu nennen: bumsen, poppen, nageln, vögeln, pimpern, häseln. Es gibt auch treffende Bezeichnung aus der Tierwelt: decken, bespringen, beschälen, kopulieren, rammeln. Seitdem B. Brecht gesagt hat: "erst ficken, dann duschen", ist selbst das obszöne f-Wort erlaubt. Na ja, die Künstler sind schon etwas ferklig.
Es ist wirklich nicht einfach mit dem wörtlich nehmen.
Ein Ehepaar holt vom Bahnhof eine ausländische Freundin mit leidlichen Deutschkenntnissen ab. Sie erreichen rennend gerade noch die Straßenbahn. Sagt der Gastgeber: "Da haben wir aber Schwein gehabt.“ "Wie, was Schwein gehabt", fragt die verwirrte Ausländerin. "Nun ja, Schwein gehabt bedeutet so viel wie Glück gehabt.“ Am Abend gehen sie zu einer Feier. Es wird getanzt. Fragt die Gastgeberin ihren ausländischen Gast: "Hast du denn schon mit meinem Mann getanzt?.“ "Ja, das Schwein habe ich schon gehabt."
In der folgenden Leseprobe aus dem Krimi "Der Geist des Hauses" von Jan Eik tauchen wir ein in ein rätselhaftes Geschehen rund um den Tod eines Mannes, das Conny, einen freiberuflichen Journalisten, tief berührt. Seine Begegnung mit einer mysteriösen Frau und das anschließende Gespräch mit der PR-Managerin Frau Fechtenberg und einem jungen Mann im Büro enthüllen seine direkte Verbindung zu den Geschehnissen und seinen Wunsch, trotz allem seine Arbeit fortzusetzen. Conny bemüht sich, Missverständnisse aufzuklären und um Erlaubnis zu bitten, weiterhin im Haus recherchieren zu dürfen, während er versucht, den Schatten des Verdachts von sich zu weisen.
Und plötzlich flüsterte sie ihm zu: „Sie kannten den Mann, der sich ...“ Sie machte eine Handbewegung zum Hals. „Mit unserem Seil ...“
„Er war ein guter Freund.“
„Sehr schlimm“, sagte sie und schritt ebenso plötzlich, wie sie geflüstert hatte, mit ausdruckslosem Gesicht an ihm vorbei. Am Bühnenportal stand ihr Partner. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
Conny verschwand durch die Tür neben der Vorbühne aus dem Saal. Er brauchte einen Augenblick, um sich zu orientieren und die nächste Treppe zu finden. Der Weg zum Büro der PR-Managerin führte ihn um das ganze Bühnenhaus herum. Jeder, der ihm begegnete, schien ihn anzustarren. Es wurde Zeit, dass er in die Offensive ging.
Frau Fechtenberg war nicht alleine in ihrem Büro. Sein Auftauchen schien sie zu überraschen. „Wir können das nachher erledigen, Peer“, sagte sie zu dem jungen Mann, den Conny bereits bei seiner ersten Visite gesehen hatte.
„Lassen Sie sich bitte nicht bei Ihrer Arbeit stören“, sagte Conny entschlossen. „Ich habe Ihnen nur zwei, drei Sätze mitzuteilen, und die sollte der junge Mann auch hören. Ich lege nämlich Wert darauf, dass möglichst viele im Haus erfahren, was ich zu sagen habe.“
Die beiden saßen wie vom Donner gerührt. „Ich weiß nicht, ob ich die richtige Adresse ...“, sagte Frau Fechtenberg. „Der Direktor …“
Conny ließ sich nicht beirren.
„Liebe Frau Fechtenberg. Ich bin ein freiberuflicher Journalist. Nichts weiter. Kein V-Mann der Polizei und niemand, der an irgendwelchen Todesfällen irgendwo in irgendeiner Form beteiligt ist. Joe Becker war ein alter Freund, und ich habe keinerlei Streit mit ihm gehabt. Sein Tod hat mich sehr erschüttert. Dass ausgerechnet ich seinen Neffen gefunden habe, ist ein unglücklicher Zufall. Und nichts von dem, was mit Joes Tod oder dem des Jungen zusammenhängt, wird in meiner Artikelserie stehen. Das verspreche ich Ihnen. Ich bitte Sie nur, mir die weitere Arbeit im Haus zu ermöglichen. Ich werde ein paar Interviews machen, einen Blick in das Bildarchiv werfen, und ich möchte möglichst viel von den Proben sehen. Sonst nichts. Danke.“
Damit wandte er sich zum Gehen. Frau Fechtenberg hielt ihn zurück. Der junge Mann, der seinem Monolog mit steinerner Miene zugehört hatte, glotzte ihn noch immer sprachlos an.
„Entschuldigen Sie bitte, Herr Pingel. Sie müssen verstehen, dass wir alle ein wenig nervös sind nach einem solchen - Ereignis ...“
Conny nickte. „Natürlich. Und ich war anscheinend der letzte, der mit Joe gesprochen hat. Ich kann Ihnen versichern, dass er mit keiner Silbe auch nur eine Andeutung gemacht hätte ...“
Frau Fechtenberg war voller Verständnis. „Das alles wird Sie ja die Polizei schon gefragt haben. Die nehmen es anscheinend sehr genau.“
„Das kann man wohl sagen. Kommissar Timm spielt gerne den gewissenhaften Ermittler. Der macht bei mir keine Ausnahme.“
„Ach, kennen Sie den auch schon länger?“, fragte der junge Mann.
„Ich kannte ihn schon, als er noch der Genosse Hauptmann Timm war.“
In der folgenden Leseprobe aus "Das fremde Mädchen" von Günter Görlich entfaltet sich die Geschichte einer kulturellen Begegnung in der deutschen Stadt Sulkow, wo das Mädchen Mina in traditioneller kurdischer Tracht zur Eröffnung des Restaurants ihres Vaters, Mohamed Acad, erscheint. Ihre Erscheinung und die festliche Stimmung ziehen die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich, darunter Oliver und Annegret, die Minas Aufmachung bewundern. Während die Besucher das gastfreundliche Angebot genießen und Mina trotz ihrer Unsicherheit freundlich interagiert, zeichnet sich ein vielversprechender Neuanfang für die Familie ab.
Oliver staunt über die Verwandlung des Mädchens, es trägt ein langes Kleid, das mit bunten Perlen bestickt ist. Bestimmt eine Tracht aus dem Land Kurdistan.
Mina lächelt und macht einen Knicks, und es ist ihr anscheinend doch ein bisschen unheimlich, wie sie hier in der deutschen Stadt Sulkow auftritt. Hat wohl der Vater veranlasst, und Mina konnte es ihm nicht abschlagen. Mohamed Acad sagt: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich tatsächlich, dass Sie gekommen sind. Es ist mir eine hohe Ehre. Ich bitte Sie, betreten Sie mein Restaurant. Es ist alles für Sie hergerichtet. Ich hoffe, dass mein Restaurant in seiner besonderen Form bei Ihnen Anklang findet. Dann bitte, treten Sie näher!”
Er öffnet weit die Tür, die Besucher lachen, unterhalten sich und drängen in das Restaurant hinein.
Oliver schiebt sich an Mina heran, die an der Seite steht und immer noch freundlich lächelt.
„Du hast dich aber verkleidet“, sagt Oliver.
Und Annegret, die dazu kommt, tastet nach den Perlen am Kleid.
„Das ist aber schön, dein Kleid“, sagt sie.
„Bloß heute ziehe ich das an. Könnt ihr mir glauben“, sagt Mina, „ich schwitze wie verrückt.“
Oliver lacht: „Ist auch sehr warm heute.“
„Du siehst aber sehr schön aus“, sagt Annegret.
„Nehmt euch was zu essen. Ist heute kostenlos“, sagt Mina.
Oliver schaut zum Fenster hinaus. Steht dort am Rathaus nicht Thorsten? Andere stehen auch noch dort herum und starren zum Restaurant herüber. Und die sind größer als Thorsten. Vielleicht der Bruder und seine Truppe.
Die Gaststätte „Zum Halbmond“ ist sehr voll geworden, die Gäste lassen sich das Angebotene schmecken, sind vergnügt und reden miteinander. Die meisten kennen sich, das ist zu merken.
Und Mina lächelt und spricht mit vielen.
Ein echt guter Anfang für Mohamed und Mina, denkt Oliver.
In der folgenden Leseprobe aus "Nebelkerzen" von Siegfried Stang wird der Leser in die tiefgründige Welt der Kriminalforensik entführt, wo ein scheinbar gewöhnlicher Sockenabdruck, bezeichnet als "LR–3", zum entscheidenden Beweisstück in einem mysteriösen Mordfall avanciert. Robert Hallett, ein Zeuge ohne spezifische forensische Expertise, bringt durch seine Aussage und ein innovatives "Overlay" dieses Beweisstück ins Zentrum der gerichtlichen Untersuchung, was die Grenzen zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und kriminalistischer Notwendigkeit aufzeigt.
Der Sockenabdruck LR–3
Seitens der Staatsanwaltschaft wurde dann der letzte Zeuge der Anklage, Robert Hallett, aufgerufen, und zwar im Hinblick auf die blutigen Sockenabdrücke, die die Polizei auf dem Boden im Erdgeschoss des Hauses in Loose Chippings vorgefunden hatte. Hallett stellte den Abdruck mit der polizeilichen Bezeichnung „LR–3“ bei seinen Aussagen in den Vordergrund.
Er trat nicht als Sachverständiger in den Zeugenstand, sondern lediglich als Zeuge, durfte also nur Tatsachen feststellen, nicht jedoch Beweismittel interpretieren. (1077) Das hatte Richter Sweeney so festgelegt, denn er war der Meinung, dass es zu Sockenabdrücken keine polizeilichen Datensammlungen (wie etwa bei Fingerabdrücken) gebe, deshalb sei eine exakte wissenschaftliche Einordnung von solchen Abdrücken nicht möglich. (1078)
Sweeney traf die Entscheidung keineswegs gegen den Willen der Staatsanwaltschaft, denn nach Updikes Auffassung konnte es überhaupt keinen Sachverständigen für Sockenabdrücke geben, weil es keine Datenbanken für diese Art von Spuren und auch keine Vielzahl von Fällen mit dieser Problematik gab. (1079)
Updike hatte alle Beweisstücke zu den Sockenabdrücken mit der Bitte um Untersuchung an das FBI-Labor in Quantico geschickt (1080) und die Aufgabe war Hallett – einem dort beschäftigten Mitarbeiter – zugewiesen worden. Er war kein Experte auf diesem Gebiet der Forensik. Und nun zeigte er auf Anordnung von Richter Sweeney als Zeuge – nicht als Sachverständiger – was er festgestellt hatte. Dazu war von ihm ein sogenanntes „Overlay“ gefertigt worden: Auf eine durchsichtige Folie war in Originalgröße der Fußabdruck aufgebracht worden, den Söring bei der Polizei abgegeben hatte, nachdem seine Fußunterseite mit Spurensicherungspulver (Tintenpulver) präpariert worden war.
Diese Folie wurde nun auf ein ebenfalls originalgroßes Foto von dem blutigen Sockenabdruck vom Tatort gelegt, der die Bezeichnung „LR–3“ trug. (1081) Die Übereinstimmungen waren frappierend. Zu diesem Ergebnis kam sogar Söring selbst: „Die Ähnlichkeit war bemerkenswert.“ (1082) Dieser Einschätzung kann man eigentlich nur beipflichten, wenn man sich das Overlay-Konstrukt anschaut (siehe Foto). Beides sieht auf den ersten Blick deckungsgleich aus.
Wie sehen Nazis heute aus? Woran kann man sie erkennen? Diese Fragen stellen sich beim Wiederlesen des erstmals 2003 von Günter Görlich veröffentlichten Buches „Das fremde Mädchen“, das in der heutigen Post aus Pinnow in der Rubrik „Fridays for Future“ vorgestellt wird. Denn Nazis haben inzwischen ihr Aussehen und ihr Auftreten verändert, nicht aber ihre Gesinnung. Umso wichtiger ist es, genau hinzusehen und vor allem nicht wegzusehen, wenn fremdenfeindliche und rassistische Gedanken geäußert werden. Auch wenn das Mut erfordert. Und vielleicht mehr Wissen als vor zwei Jahrzehnten, als Nazis an ihrem Aussehen und Auftreten noch leichter zu erkennen waren.
Zum Glück gibt es aber auch noch andere literarische Themen, wozu auch die beiden heute präsentierten Krimis gehören, die beide in Berlin spielen. Ob es dort krimineller ist als anderswo? Oder wohnen dort mehr Krimiautoren als in anderen Gegenden Deutschlands? Grund genug für eine Recherche. Zunächst aber erstmal viel Spannung und kriminalistisches Vergnügen mit den beiden so unterschiedlichen Fällen, die in einem von ihnen sogar die Rückkehr eines bereits in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedeten Kommissars verlangen.
Ansonsten wünschen wir Frohe Ostern, kommen Sie gut in den April, bleiben Sie weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die Sonderangebote für die nächsten Newsletter stehen schon fest.
In der ersten April-Ausgabe treffen wir wieder einmal auf Nadja Kirchner. „Nadja Kirchner und das Kabinett der Überführung“ lautet der Titel von Teil 3 der Nadja-Kirchner-Fantasy-Reihe von Johan Nerholz, der wieder Spannung und überraschende Entwicklungen verspricht: Nadja Kirchner hat es wieder einmal geschafft. Nur noch ein paar Tage und dann ist die Klasse 9 vorbei. Endlich Ferien! Aber es kommt wieder einmal anders. An einem der letzten Schultage wird die Bannherrin der Senke in der Nähe der Schule von mehreren Kapuzengestalten angegriffen. Das Mädchen kann sich zwar verteidigen, aber allein kommt sie nicht weiter. Nur der Einsatz der Raben, von Kuriergeiern und ehemaligen und aktiven Dämonenhunden sowie von Korfylos verhindern Schlimmeres.
Ihre tierischen und geisterhaften Freunde bringen Nadja zu den Großeltern, wo das elternlose Mädchen lebt, und auch dort wird sie sofort in der Scheune angegriffen. Nadja darf ab sofort das Gehöft nicht mehr verlassen, bis alle Palekopten wieder eingefangen sind. Sie kann ihre Ferien jetzt nur noch zum Training in der Scheune nutzen. Aber wird ihr das helfen? Und welche künftigen Gefahren drohen Nadja?