Wie kam das Ganze zustande? Der Direktor des Nationaltheaters in Porto, Ricardo Pais, fragte bei Rabih Abou-Khalil an, ob er daran Interesse habe, portugiesische Gedichte zu vertonen und in Lissabon und Porto aufzuführen.
Abou-Khalil, der das alles zunächst für einen gelungenen Witz hielt - zumal er zu dem Zeitpunkt kein Portugiesisch sprach -, sagte dennoch sofort zu, nicht zuletzt aufgrund des Reizes dieser surrealistischen Idee. Abou-Khalil hatte zudem schon länger mit dem Gedanken gespielt, Gedichte zu vertonen, nur fehlte ihm bisher der geeignete Sänger, nämlich ein freigeistiger Virtuose, der Abou-Khalils vertrackte Rhythmen und ungewohnte Melodien singen kann, gleichzeitig aber so weit in der eigenen Musikkultur wurzelt, dass er auch imstande ist, sie zu transzendieren. Sollte das Ganze nun auf Portugiesisch stattfinden, dann eben auf Portugiesisch, auch wenn es noch so absurd anmuten mochte.
Abou-Khalils Neuentdeckung ist Ricardo Ribeiro aus Lissabon, ein Sänger, der bisher "nur" in der klassischen Fadoszene tätig war und sich trotz seiner jungen 26 Jahre schon einen Namen in Portugal gemacht hat. Er singt Abou-Khalils Kompositionen, als wären es seine eigenen; rhythmisch sicher und melodisch souverän meistert er die schwierigen Taktarten und ungewöhnlichen Melodiebögen. Seine so samtweiche wie gewaltige Stimme schmiegt sich dem lyrischen Oudspiel von Abou-Khalil an, verschmilzt mit ihm zu einer Einheit, als würden beide dem gleichen Quell entspringen.
Gleichzeitig fließt mit Ricardos "Saudades" die portugiesische Wehmut in die Musik ein.
Nicht allein unterstützende Funktionen haben Abou-Khalils langjährige Musikerkollegen. Da ist etwa Luciano Biondini aus Spoleto in Italien am Akkordeon, der sensibel die melodischen Akzente setzt. Oder der Franzose Michel Godard an der Tuba, am Bass und am Serpent - leichtfüßig wie immer füllt er den Bassbereich aus. Seit etlichen Jahren spielt der amerikanische Schlagzeuger Jarrod Cagwin bei Abou-Khalils verschiedenen Projekten Rahmentrommeln und Drumset; blindlings versteht er dessen musikalische Intentionen und bringt wie kaum ein anderer diese Musik zum Swingen. Das Ergebnis ist eine "imaginäre Folklore", eine Musik, die neu und fremdartig ist und doch vertraut und natürlich klingt, so als hätte es sie schon immer gegeben. Fern jeder Banalität ist hier etwas entstanden, das wie das fehlende Glied zwischen Ost und West, zwischen Orient und Okzident, zwischen Klassik und Moderne, zwischen Folklore und Kunstmusik klingt - verwurzelt im Nirgendwo und Überall zugleich.
Em Português-Tour u.a.
05 Jun 2008
D-MANNHEIM, Feuerwache
06 Jun 2008
L-DUDELANGE
28 Jun 2008
I-VALLE DI FASSA, Festival
02 Jul 2008
Rabih Abou-Khalil, Trio Michel Godard D-ALLENSBACH
03 Jul 2008
D-LUDWISGSBURG, Ludwigsburger Festspiele
13 Jul 2008
Quintet B-BRUSSELS, Brosella Festival
03 Aug 2008
P-LISBON, Festival
08 Aug 2008
F-CREST, Jazz Vocal Fest
23 Aug 2008
D-JENA Festival
17 Oct 2008
D-KARLSRUHE, Tollhaus
31 Oct 2008
P-CALDAS DA RAINHA
11 Nov 2008
Trio w. Joachim Kühn & Jarrod Cagwin CZ-PRAGUE, String of Autumn
25 Nov 2008
Solo Oud & Poesie D-LANDSBERG,Stadttheater
26 Nov 2008
Solo Oud & Poesie D-FÜRSTENFELDBRÜCK, Veranstaltungsforum
27 Nov 2008
Solo Oud & Poesie D-GAUTING, Theater Forum Bosco
18 Dec 2008
Quintet F-STRASBOURG, Theatre du Maillon 30 Dec 2008 Quintet F-TOULOUSE, Theatre Nacional
17 Jan 2009
Quintet F-NANTERRE
13 Feb 2009
D-BONN, Opernhaus
Rabih Abou-Khalil oud, composer Ricardo Ribeiro vocals | Luciano Biondini accordion, Michel Godard tuba, serpent, bass | Jarrod Cagwin drums, percussion