Ob die Politik nun im Sinne der Ärzte reagiert oder sie weiter zur Rationierung von Leistungen zwingt, kann niemand voraussagen. "Als Arzt kann man jetzt abwarten, bis die Politik den ärztlichen Handlungsspielraum weiter einengt - oder aktiv werden wie es ein Unternehmer in einer solchen Situation tun würde", meint Uwe Schäfer, Vorstand der EOS Health AG, einem Finanzdienstleister im Gesundheitsmarkt. Möglichkeiten für Letzteres gibt es zahlreiche - zum Beispiel die Vorteile der Patienten-Ratenzahlung nutzen.
Offen sein für Neues, Veränderungen annehmen und stets Dazulernen - gerade für niedergelassene Ärzte und Zahnärzte gehören diese Eigenschaften zwingend zum Berufsbild. Kaum ein Praxistag vergeht, an dem nicht ein neues Wissensdetail in die ärztliche Arbeit einfließt. "Diese enorme Fähigkeit zur Adaption an immer neue Situationen sollten Ärzte jetzt auch in der Führung ihrer Praxis zeigen", sagt EOS Health AG-Vorstand Uwe Schäfer.
Denn wo die Politik geradezu stereotyp mehr Effizienz, Kostensenkung und Wettbewerb fordert, müssen Ärzte flexibel und kreativ wie Unternehmer handeln. Dabei muss kein Arzt von heute auf morgen zum Betriebswirtschaftler werden - einfache und trotzdem effektive Werkzeuge für eine ökonomisch einträchtigere Geschäftsführung des Unternehmen Arztpraxis gibt es zahlreiche.
Unternehmerische Handwerkszeuge bringen Wettbewerbsvorteile
Unternehmerische Handwerkszeuge wie Marktanalyse, Marktpositionierung, Strategieplanung, Controlling, Marketing, Patientenaufklärung und Personalführung lohnen sich selbst für kleinere Praxen, weil sie entscheidende Vorteile im härter werdenden Wettbewerb bringen können. Ein gutes Beispiel dafür, wie Ärzte ihren Umsatz steigern können, ist die Patienten-Ratenzahlung. Patienten können ihre privatärztlichen Rechnungen in bequemen Raten begleichen, die bei einer Laufzeit von vielen Monaten sogar zins- und gebührenfrei sind. Von dieser Möglichkeit profitieren alle gleichermaßen: "Ärzte können dadurch mehr bezahlte Leistungen erbringen und werden durch einen externen Dienstleister zuverlässig bezahlt; die Patienten bekommen zu günstigen Konditionen sonst für sie nicht bezahlbare Behandlungen", sagt Schäfer. Dabei kommt den Ärzten entgegen, dass nach einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus dem Jahr 2006 offenbar viele Patienten bereit sind, für privatärztliche Leistungen in die eigene Tasche zu greifen - vorausgesetzt, sie werden überhaupt vom Arzt danach gefragt. "Die meisten Patienten wollen gründlich über Leistungen und Kosten informiert werden. Doch nur jeder fünfte Arzt spricht mit seinen Patienten über privatärztliche Leistungen", meint Joachim Maria Werno, Geschäftsführer der Parcside Clinic in Nürnberg. "Hier können Ärzte noch deutlich aktiver werden, denn es bieten sich ihnen beachtliche Umsatzchancen, zugleich steigt die Qualität der Behandlung."
Fazit: Im deutschen Gesundheitssystems nehmen die privatärztlichen Leistungen weiter ungebremst zu. Ohne unternehmerisches Denken und Handeln bleibt eine Praxis dabei allerdings erheblich unter ihren Umsatzmöglichkeiten und weit hinter den bereits unternehmerisch geführten Wettbewerbern. "Dann würde zumindest bei diesen Praxen tatsächlich die Politik immer mehr die Qualität der medizinischen Versorgung bestimmen", sagt Schäfer. "Und das kann kein Arzt wollen."