Der Heidelberger Stadtteil Neuenheim gilt mit seinen Villen in alten Gärten als begehrteste Wohnlage der Stadt. Auch an dichter bebauten Stellen prägen geschlossene Straßenzüge aus der Gründerzeit das Bild des nahe an dem modernen Universitätscampus gelegenen Wohngebiets. Nur wenige Bausünden aus den 70er Jahren stören das Ambiente. An einer prägenden Kreuzung und Einfahrt in das Villengebiet lag das von EPPLE zu bebauende Grundstück. „Unser Anspruch war, moderne Architektur inspiriert vom Charakter der historischen Umgebung zu bauen“, so der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Epple.
Der Projektentwickler analysierte die Baumaterialien der Umgebung, suchte nach Wegen, das Grundstück mit zwei durch ein gemeinsames Treppenhaus verbundenen Baukörpern zu bebauen, berücksichtigte die Höhensprünge der Gebäude in der Nachbarschaft und hatte zugleich die Ansprüche moderner Wohn- und Lebensqualität sowie die Erhaltungssatzung des Stadtteils im Blick. Architektur-Partner war das Büro ELEMENT A (Heidelberg / München).
Entwickelt wurden zwei miteinander verbundene Stadtvillen, die modernen Architektur-Ideen ebenso verpflichtet sind wie der Historie des Gründerzeit-Stadtteils. Kurz nach der Fertigstellung sind die frisch eingezogenen Bewohnerinnen und Bewohner begeistert. Nach zwei Nächten im neuen Heim gesteht Ulf Loheit, dass das moderne Haus im alten Stadtteil „noch schöner geworden als wir es uns vorgestellt haben“.
Es ist die gedankliche Verknüpfung von alt mit neu sowie das konsequente Durchdeklinieren des Werkzeugkastens der Moderne in der Fortschreibung des historischen Baubestands, was so viel Zustimmung auslöst. EPPLE und Element A haben erstmals deutschlandweit an einem Wohnhaus eine durchgehende Fassade aus handgefertigten Ziegeln aus Dänemark realisiert (Petersen Ziegel Cover). Nicht nur das um 69 Grad geneigte Dach, auch die Fassade ist mit den Ziegeln ausgebildet. Der Ton-Klinker war in der Entstehung von Neuenheim ein bevorzugtes Material und der Ton (lat. Tegula) gibt jetzt den Villen ihren Namen. Im unteren Fassadenbereich hängen die Ziegel dichter als nach oben hin. So entsteht optisch ein Sockel, der die Gebäudegliederung in der Nachbarschaft nachempfindet. Auch städtebaulich bindet der Neubau durch unterschiedliche Höhen der beiden durch ein gemeinsames Treppenhaus verbundenen Gebäudekörper die Viergeschossigkeit der räumlich korrespondierenden Straßenzüge sowie die angrenzenden dreigeschossigen Villen zusammen.
Die Architekten sprechen von einer skulpturalen Erscheinung des Bauwerks, das zugleich zahlreiche architektonische Aspekte der Nachbarschaft vertraut widerspiegelt. Hinzu tritt die Wertigkeit des langlebigen Baustoffs Ton und dessen große Ausstrahlung. Die offene Gliederung der Wohnbereiche, die Loggien und Terrassen tragen den modernen Wohnansprüchen Rechnung. Auf dem knapp 800 Quadratmeter großen Grundstück sind über einer Tiefgarage für Autos und Fahrräder insgesamt 920 Quadratmeter Wohnfläche mit Balkon-Dacheinschnitten entstanden. Der Vorgarten-Tradition im Stadtteil entsprechend rahmen 480 Quadratmeter Außenanlage die beiden Wohnhäuser ein. Raumhohe Holz-Alu-Fenster mit eloxierten Fassadenblechen durchbrechen die erstmals in Deutschland an einem Wohnhaus realisierte, einzigartige Ziegelfassade.
Der Direktor der Internationalen Bauausstellung (IBA) von Heidelberg, Professor Michael Braum, schwärmt: „Den Heidelberger Tegula-Villen gelingt die Quadratur des Kreises: ein kompromissloses Bauwerk von heute schreibt zitatenreich und mit starkem Charakter die Tradition der Gründerzeit in die Moderne fort.“ Und der Heidelberger Baubürgermeister, Regierungsbaumeister Jürgen Odszuck, spricht von einem „starken Statement“ in einem starken Stadtteil und von der „radikalsten Form des Mansardendachs“. – Von der positiven Charakterisierung des Stadtbaumeisters und des IBA-Direktor fühlt sich die EPPLE-Projektentwicklung tief verstanden und will die Tegula-Villen von Heidelberg als ein Beispiel für gelungenen Neubau im historischen Bestand gewertet wissen.
Die Tegula-Villen von Heidelberg sind auch ein innovatives Stück Stadtreparatur, denn die Häuser wurden auf einem Erbpacht-Grundstück der evangelischen Kirchengemeinde errichtet. So bleibt der Kirche die Pfarr-Wohnung erhalten und die Immobilie bringt zudem Erbpacht in die Kirchen-Kasse, wo zuvor ein in die Jahre gekommenes Pfarrhaus aus den 50-er Jahren stand.
Der Film zu Einweihung: https://www.youtube.com/watch?v=p4MaA_h4ZTU