Bischof Lohse war ein herausragender Brückenbauer zwischen theologischer Forschung, kirchlicher Praxis und Gemeindefrömmigkeit. Seine Fähigkeit zum Zuhören und sein partnerschaftliches Amtsverständnis ließen ihn in unserer Landeskirche und weit darüber hinaus höchsten Respekt genießen. Wir sind sehr dankbar für die gemeinsame Zeit mit ihm.
Am 24. November 1970 wählte die Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers den Göttinger Professor für Neues Testament zum Nachfolger von Dr. Hanns Lilje. 1971 trat Eduard Lohse sein Amt als Landesbischof an, das er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 1. Juni 1988 innehatte. Von 1975 bis 1978 war er gleichzeitig Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) und von 1979 bis 1985 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 1977 übernahm er von Lilje das Amt des Abts zu Loccum. Eduard Lohse war Präsident des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, 1988 wurde er zum Präsidenten des Weltbundes der Bibelgesellschaften gewählt. Die Revision der Lutherbibel in seiner Zeit als Vorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft war für Lohse eines der wichtigsten Ereignisse seiner Amtszeit.
Lohse hatte eine große ökumenische Offenheit und gab dem Dialog zwischen der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche wichtige Impulse. Zusammen mit Bischof Karl Lehmann war er Vorsitzender des Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen und setzte sich für Lehrgespräche zwischen Katholiken und Lutheranern ein. Seine tiefe Fundierung in der Heiligen Schrift und sein intellektueller Scharfsinn gaben der Sehnsucht nach Einheit unserer Kirchen eine Kontur.
Lohse war Träger mehrerer Ehrendoktorwürden sowie Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. 1979 bekam er den Niedersachsenpreis in der Kategorie Kultur für seine Verdienste als Vorsitzender der Bibelgesellschaft. Die Universität Tübingen verlieh ihm 2007 für sein wissenschaftliches Werk, sein Engagement in der Ökumene und Kirchenleitung sowie seine "wegweisenden Impulse für eine neue Verhältnisbestimmung zwischen Israel und der Christenheit nach der Schoah" den Leopold-Lucas-Preis.
Landesbischof Ralf Meister sagt: "Wir trauern um eine Persönlichkeit, die in der Geschichte der evangelischen Kirche eine prägende Rolle gespielt hat. Wir durften ihn in seiner Treue zur Schrift und seiner großen Menschenfreundlichkeit zuletzt am 7. Mai erleben, als er vor der Landessynode eine Bibelarbeit gehalten hat. Wir verlieren einen warmherzigen und bescheidenen Zeugen des Evangeliums. Mit einem Satz aus seiner Antrittspredigt als Landesbischof werden wir ihn in Erinnerung behalten: "Die Kirche Jesu Christi ist nicht dazu da, um sich selbst zu gefallen oder sich selbst zu genügen, sondern Gott will durch uns etwas sagen, was sonst nirgendwo in der Welt zu vernehmen ist." Wir vertrauen Eduard Lohse der Barmherzigkeit Gottes an. Er wird nun sehen, was er geglaubt hat.