Nachdem mit der Föderalismusreform die Zuständigkeit für Fragen der Ladenöffnung auf die Bundesländer übergegangen sei, hätten die Bundesländer höchst unterschiedlich gehandelt, erläutert der Ratsvorsitzende dazu im Internet (www.sonntagsruhe.de): „Manche Bundesländer sind gewillt, die bisher möglichen vier verkaufsoffenen Sonntage pro Jahr beizubehalten oder zu reduzieren.“ Diese Bundesländer folgen damit dem Verfassungsgebot, den Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage so zu achten, wie es im Grundgesetz beschrieben ist: als „Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“. Andere Bundesländer meinten dagegen, die Umsatzchancen des Handels steigern zu können, indem sie die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage erweitern und dabei auch die Adventssonntage einbeziehen. Der besondere Schutz des Sonntags werde dadurch in sein Gegenteil verkehrt, so der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Wolfgang Huber sieht darin auch ein Menschenbild, dem die Kirche widerspreche: „Ein solches Vorhaben nimmt den Menschen vorrangig als Konsumenten wahr. Die Pflicht zum Schutz des Sonntags, die unsere Verfassung dem Staat aufgibt, scheint dabei überhaupt nicht im Bewusstsein zu sein.“ Dem halte die Kirche entgegen: „Der Sonntag ist als Tag des Gottesdienstes, der Muße und der Besinnung zu erhalten. Es gehe beim Sonntagsschutz um die Bewahrung einer wichtigen sozialen Institution, um die kulturelle Qualität des Zusammenlebens, um den Raum für die Freiheit der Religion. Eine Aushöhlung des Sonntagsschutzes widerspreche nach Ansicht der Kirche klaren verfassungsrechtlichen Vorgaben. Darin drücke sich eine religiöse Parteinahme des Staates aus, wenn auch in antireligiöser Absicht, so der Ratvorsitzende.
Die von der EKD entwickelte Kampagne bietet interessierten Kirchengemeinden, Werken, Einrichtungen Material für die Öffentlichkeitsarbeit: Plakate für die Schaukästen, Tassen und – als besondere Auszeichnung – ein Ladenöffnungsschild mit dem Slogan „Gott, sei Dank es ist Sonntag!“. Auf dem Schild gibt es keine Möglichkeiten, Öffnungszeiten am Sonntag einzutragen. Ergänzt werden die Angebote, die über den Vertrieb „WerbeDienst“ in Stuttgart zu beziehen sind, durch den Internetauftritt www.sonntagsruhe.de. Dort werden auch Texte veröffentlicht, die in der Landeskirche Hannovers entstanden sind und gesammelt wurden. Verschiedene Menschen geben in der Broschüre, die auch als pdf abrufbar ist, Tipps, wie ein Sonntag gestaltet werden kann: von der Teilnahme am Gottesdienst bis zum Zoobesuch, dem Sonntag im Museum oder auch den Sonntag als Wellnesstag. Und wer auf www.sonntagsruhe.de am Sonntag z.B. die Kaffeetasse mit dem Aufdruck „Gott sei Dank, es ist Sonntag“ bestellen will, hat Pech: Sonntags ist auch bei diesem Internetauftritt Ruhe – außer einem Text zum Sonntag und der Botschaft „Gott sei Dank, es ist Sonntag“ gibt es kein Angebot.
Die Kirchen laden gemeinsam alle ein, so Wolfgang Huber, den Sonntag mit dem Motto dieser Kampagne zu begrüßen: „Gott sei Dank, es ist Sonntag!“